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„Wir sehen 2022 als Startschuss für ein Revival des Value-Stils“

Goran Vasiljevic glaubt an die Value-Renaissance
Interview

Value-Aktien waren nun viele Jahre bei Anlegern unbeliebt und gehörten weltweit zu den Underperformern. TiAM Fundresearch sprach mit Goran Vasiljevic, Chief Investment Officier bei Lingohr & Partner, über CHICCO, den Lingohr-­Systematic-Invest und warum er nicht in Aktien wie Tesla oder Delivery Hero investiert.

08.02.2022 | 12:50 Uhr von «Ralf Ferken»

TFR: Herr Vasiljevic, können sie erklären, was sich hinter dem systematischen Ansatz des Lingohr-Systematic-Invest verbirgt?

Goran Vasiljevic: Wir verfolgen einen wertorientierten und systematischen Investmentansatz. Die Grundlage bildet dabei unser eigens entwickelter Aktienauswahlprozess Namens CHICCO. Der Prozess kombiniert ein quantitatives Aktienscreening mit fundamentaler Beurteilung aller Kaufkandidaten durch die Portfoliomanager. Kern des Investmentprozesses ist die Identifikation und Auswahl unterbewerteter Aktien, die den Check durch vier verschiedene Segmente-/Sektormodelle bestehen müssen. Die Portfoliomanager leuchten den toten Winkel aus, den alle quantitativen Modelle zwangsläufig besitzen. Bei den Faktormodellen stehen in erster Linie die Cashflows der Unternehmen im Fokus und zusätzliche relevante Kennziffern wie KGV, Dividendenrendite, Umsatz- und Ertrags­momentum sowie Verschuldungsgrad. Wesentlicher Bestandteil ist eine breite Diversifizierung und Gleichgewichtung der ausgewählten Einzeltitel, um Klumpenrisiken zu vermeiden. Der Investmentansatz teilt die fundamental attraktivsten Aktien aus vier Segmenten – zyklische und defensive Sektoren, Finanztitel und REITs – auf neun verschiedene Regionen weltweit gleichmäßig zu je 11,1 Prozent auf.

Wie viele Titel durchleuchten Sie?

Aus weltweit über 30 000 Titeln werden etwa 5000 Aktien aufgrund ihrer Markt­kapitalisierung und ihres täglichen Handelsvolumens vorgefiltert. Daraus identifizieren die Portfoliomanager 250 bis 300 attraktiv bewertete Aktien für das endgültige Portfolio. Die Auswahl der Titel unterliegt keiner Sektorpräferenz. Die günstige Bewertung bildet eine Margin of Safety.

Können sie Beispiele für typische Lingohr-­Value-Aktien nennen?

Ein Beispiel wäre Teamviewer, ein Softwareanbieter für die Fernsteuerung und Fernwartung von Computern. Die Wachstumserwartungen während der Coronakrise stiegen am Markt stärker an, als das Unternehmen in den letzten Quartalen erfüllen konnte. Der Aktienkurs korrigierte von seinem euphoriegetriebenen Hoch von über 54 Euro im September 2020 bis Ende September 2021 auf eine zu pessimistische Bewertung unter 13 Euro. Auf dem Kursniveau waren die weiterhin hervorragenden Unternehmensaussichten nicht mehr angemessen berücksichtigt. Ein weiteres Beispiel wäre die österreichische OMV. Sie ist in der Erdöl-, Erdgas- und der Chemieindustrie tätig. Das Unternehmen geriet durch die Coronakrise 2020 und der damit verbunden Senkung der weltweiten Energienachfrage in schwierigeres Fahrwasser. Dennoch wies das Unternehmen Ende 2020 einen Nettogewinn von über 1,4 Milliarden Euro aus, welcher im abgelaufenen Jahr 2021 fast verdoppelt werden soll. Das aktuelle KGV liegt bei 6,5.

Welche Titel fallen durch Ihr Screening heraus?

Es fallen grundsätzlich keine Aktien bestimmter Branchen oder investierbarer Länder durch das Screening heraus. Ausschlusskriterium ist das Auseinanderfallen der aktuellen Bewertung und des künftigen Geschäftserfolgs. Keine Margin of Safety bietet etwa der Elektroautohersteller Tesla. Er wird aktuell mit dem 20-Fachen des Umsatzes bewertet. Der erwartete Gewinn des Jahres 2025 wird bei einem aktuellen Kurs von etwa 950 US-Dollar immer noch mit dem 60-Fachen bezahlt. Der Essenslieferdienst Delivery Hero wächst zwar überproportional. Für 2022 erwartet der Markt eine Umsatzsteigerung von sechs auf neun Milliarden Euro. Gewinne wird Delivery Hero jedoch voraussichtlich erst Ende 2025 schreiben.

Also gute Zeiten für Value-Aktien?

Die Chancen für globale Value-Aktien waren selten so gut wie 2022. Die Bewertungsdispersion liegt weiterhin auf hohem Niveau. Trotz guter absoluter Performance ist das Value-Segment noch günstiger geworden, da das Gewinnwachstum der Unternehmen die Kurssteigerungen überkompensiert hat. Die attraktivsten Value-Aktien finden wir in Europa. Insbesondere Energie-, Rohstoffaktien und Finanztitel haben erhebliches Potenzial und profitieren von einer Steigerung der Inflation relativ gegenüber anderen Branchen.

Also ebbt die Value-Hausse in diesem Jahr nicht erneut wieder ab?

Wir sehen das Jahr 2022 als Startschuss für ein Revival des Value-Stils. Die Wiederentdeckung der Inflation und das Ende des billigen Geldes gibt lang erwarteten Rückenwind, obwohl ein Blick der Investoren auf die extrem günstige Bewertung schon ausreichen sollte. Eine nur historische Durchschnittsbewertung für Value-Aktien lässt eine deutliche Outperformance erwarten. Zusammengefasst: Bewertungen, Anlageerwartungen, Anlegerergebnisse, Wirtschaftszyklus und Zinsen bevorteilen Value. Um es in der Sprache des Lieblingssports der Deutschen zu sagen: Der „Spieler Value“ hat sich bestens vorbereitet und ist auf die Minute topfit. Das Stadion ruft nach dem Matchwinner, der Trainer muss seinen Topspieler nur noch einwechseln.

Zur Person:

Goran Vasiljevic, ist Chief Investment Officer und Sprecher der Geschäftsführung bei Lingohr & Partner. Er verantwortet die strategische Ausrichtung und die Investmentstrategie. Vasiljevic kam 2011 als Senior Portfolio Manager zu Lingohr & Partner und arbeitete für den Unternehmensgründer Frank Lingohr. Als designierter Nachfolger übernahm er 2015 die Verantwortung für das Research und die Produktentwicklung und kurze Zeit später für die gesamte Anlagestrategie.

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