Auf der TiAM Investment-Konferenz bei Neuschwanstein am Alpsee zeigen die Investmentexperten führender Fondsgesellschaften, welche Renditechancen die verschiedenen Assetklassen bieten. Teil 2: Infrastruktur- und globaler Aktienfonds
24.10.2025 | 16:30 Uhr von «M. von Arnim, P. Gewalt und J. Kränicke»
Der zweite Tag der TiAM Investment-Konferenz begann nicht wie üblich mit einem informativen Vortrag, sondern mit einem besonderen Moment: TiAM-Event-Chefin Gabi Kick durfte am Freitag ihren Geburtstag feiern – und wurde von Kolleginnen, Kollegen und Teilnehmern der Veranstaltung mit herzlichen Glückwünschen überrascht - ein starker emotionaler Akzent zum Start in den Konferenztag.

Danach übernahm Philip Rauh, Head of Operations Infrastructure Equity bei Swiss Life Asset Managers, das Zepter. Er betonte in seinem Vortrag, dass Infrastruktur längst mehr als Solarpanels, Windräder und Stromnetze seien. Wer nur in erneuerbare Energien investiert, greift zu kurz – so die zentrale Botschaft Rauhs. Seine Präsentation „Infrastruktur ist mehr als erneuerbare Energien“ zeigte nachdrücklich, wie breit und zukunftsorientiert das moderne Infrastrukturverständnis geworden ist.
Rauh spannte den historischen Bogen weit: Von den ersten Pflasterstraßen und Aquädukten über Eisenbahnen und Stromleitungen bis hin zu Rechenzentren und Fernwärmesystemen – Infrastruktur war schon immer die Basis gesellschaftlicher Entwicklung. Der entscheidende Punkt: Infrastruktur sei kein modischer Megatrend, sondern eine dauerhafte Lebensader, die sich ständig weiterentwickele. Heute gehörten dazu auch digitale und soziale Infrastrukturen – vom Glasfasernetz über Gesundheitsdienstleistungen bis hin zu Bildungseinrichtungen und modularen Bauten.

Philip Rauh, Head Products & Operations Infrastructure Equity, Swiss Life
„Infrastrukturinvestoren sind längst aktive Gestalter in den Unternehmen, nicht mehr bloß Kapitalgeber“
Während viele Anleger beim Begriff Infrastruktur zunächst an Wind- und Solarparks denken, verdeutlichte Rauh, dass das Anlageuniversum deutlich vielfältiger ist. Neben der Energie- und Versorgungsinfrastruktur zählen dazu auch Verkehr, Kommunikation, Soziale Infrastruktur sowie Industrie und Logistik. Diese Bandbreite eröffnet Anlegern die Möglichkeit, in essenzielle, aber stabile Segmente zu investieren, die auch in unsicheren Zeiten Erträge sichern.
Private Infrastruktur – Stabilität trifft Langfristigkeit
In seiner Präsentation betonte Rauh die vier Kerneigenschaften privater Infrastrukturanlagen: Sachwertcharakter, Regulierung, gesellschaftliche Bedeutung und Langfristigkeit. Rauh beschrieb Infrastruktur als greifbar, kapitalintensiv und mit Lebenszyklen von über 100 Jahren ausgestattet – vom Staudamm bis zum Rechenzentrum. Diese Anlagen bieten oft an die Inflation gekoppelte Cashflows und staatlich regulierte Erträge – eine Kombination, die in Zeiten volatiler Märkte zunehmend an Attraktivität gewinnt.
Interessant ist der Wandel, den Swiss Life Experte Rauh aufzeigt: „Infrastrukturinvestoren sind längst aktive Gestalter in den Unternehmen, nicht mehr bloß Kapitalgeber.“ Er betonte vier Ebenen der Wertschöpfung wie Operative Verbesserungen, Strategisches Wachstum, Finanzielle Optimierung sowie Gutes Management & Governance.
Besonders hervor hob Rauh den sogenannten Mid Market – mittelgroße Infrastrukturunternehmen, die außerhalb des Rampenlichts großer Projekte agieren. Hier, so der Experte, entstehen die spannendsten Chancen: geringerer Wettbewerb, attraktive Bewertungen, operative Verbesserungsmöglichkeiten und mehr Flexibilität beim Exit. Das sei kein Nischenansatz, sondern ein strategischer Renditetreiber in einem Marktsegment, das sich zunehmend professionalisiert.
Swiss Life Asset Managers ordnet Infrastrukturinvestitionen entlang von globalen Megatrends wie Digitalisierung, Dekarbonisierung, Urbanisierung und neue Mobilität. Dabei geht es nicht nur um Klimaschutz, sondern um Anpassungsfähigkeit an eine sich rasant wandelnde Welt. Rechenzentren, Mobilfunkmasten und Datenkabel sind laut Rauh ebenso systemrelevant wie Windparks oder Batteriespeicher. Infrastrukturanlagen werden so zum Verbindungspunkt zwischen Nachhaltigkeit, Technologie und gesellschaftlicher Resilienz.
Privado Infrastructure ELTIF – Zugang für Privatanleger
Zum Abschluss der aufschlussreichen Präsentation legte Rauh den Fokus auf den neuen Fonds Privado Infrastructure ELTIF. Er öffnet erstmals Privatanlegern den Zugang zu einer Anlageklasse, die bisher institutionellen Investoren vorbehalten war. Mit einer Zielrendite von sechs bis sieben Prozent p.a. und Ausschüttungen von vier bis fünf Prozent p.a. positioniert sich der Swiss Life Funds (LUX) Privado Infrastructure ELTIF (LU2724512657) als langfristige, inflationsgeschützte Alternative im Portfolio – ein Baustein für alle, die an reale Werte und stabile Erträge glauben. Der in 30 Firmen investierte Fonds kann einmal im Monat gekauft und quartalsweise verkauft werden.
Globale Aktien als attraktive Investmentchance
Zara Azad, Investment Director, Jupiter Systematic Equities, präsentiert im Anschluss tiefgehende Einblicke in die Strategien und Ansätze ihres Teams, das den Jupiter Merian World Equity Fund (ISIN: IE0005263466) managt. Der Fonds, so Azad, gelte in der aktuellen volatilen Marktlage als solider Anker im Portfolio, da er gezielt Stabilität und nachhaltiges Wachstum miteinander verbinde. In einer Zeit, in der die Märkte durch Unsicherheiten, geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Schwankungen geprägt seien, setze der Fonds auf eine systematische, datengetriebene Anlagestrategie, die auf modernsten quantitativen Modellen basiert. Sein Kernprinzip, erklärt Azad, sei die Diversifikation quer über globale Aktienmärkte und Branchen hinweg, was die Widerstandskraft gegenüber einzelnen Marktrisiken erheblich erhöhe. Hierbei nutze das Investmentteam innovative Analysetools, die große Datenmengen aus verschiedensten Quellen auswerteten, um Muster und Trends zu erkennen, die menschliche Analysten oft übersehen würden.
Ein besonderes Stärkenprofil der Strategie liege darin, auch in unruhigen Börsenzeiten Verlässlichkeit zu zeigen. Möglich werde dies durch eine dynamische Positionssteuerung, die kontinuierlich auf Marktbewegungen reagiere und Risiken frühzeitig identifiziere. Die systematische Herangehensweise ermögliche es, emotionale Entscheidungen zu vermeiden und langfristig konsistent zu bleiben. Darüber hinaus lege der Fonds einen starken Fokus auf nachhaltige Investitionen: Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) seien integraler Bestandteil der Entscheidungsprozesse. Damit verbinde der Fonds ökonomische mit ökologischer und sozialer Verantwortung – ein Ansatz, der in unsicheren Zeiten an Bedeutung gewinne, weil er Risiko reduziere und das Potenzial für stabile Renditen erhöhe.
Widerstandsfähiges Portfolio
Zudem basiere die Strategie auf einem tiefen Verständnis der Marktmechanismen. So nutze das Portfoliomanagement-Team neben klassischen wirtschaftlichen Faktoren auch eine Vielzahl von alternativen Datenquellen, etwa ESG-Scores, Medienanalysen oder ökonomische Indikatoren, um fundierte Einschätzungen zu treffen. Diese multivariable Analyse verleihe dem Fonds eine besondere Robustheit und Flexibilität, die in volatilen Märkten essenziell seien. Dabei folge der Fonds einem klaren Ziel: Er soll eine nachhaltige Wertentwicklung liefern, die unabhängig von kurzfristigen Schwankungen langfristig stabil bleibe. Hierfür setzen die Fondsmanager auf eine enge Überwachung des Portfolios, regelmäßige Feinjustierungen und eine transparente Dokumentation der Entscheidungen, um den Anlegern maximale Nachvollziehbarkeit zu garantieren.

Zara Azad, Investment Director, Jupiter Systematic Equities
„ Das Jupiter-Systematics-Team bringt eine einzigartige Kombination aus Quantitative-Analyse-Kompetenz und tiefem Marktwissen zusammen“
Ein weiterer wichtiger Aspekt sei die jahrzehntelange Erfahrung des Jupiter-Systematics-Teams. „Das Team bringt eine einzigartige Kombination aus Quantitative-Analyse-Kompetenz und tiefem Marktwissen zusammen." Durch kontinuierliches Research im Bereich Markttrends, innovative Datenanalysen und eine offene, kollaborative Arbeitsweise schaffe der Fonds eine starke Basis für nachhaltiges, risikoresistentes Investment. Azads Fazit: Die klare Ausrichtung auf nachhaltige Kriterien und die Fähigkeit, schnell auf Märkten zu reagieren, machten den Jupiter Merian World Equity Fund gerade in unsicheren Zeiten zu einem verlässlichen Partner für Anleger, die ihr Portfolio widerstandsfähig und zukunftsorientiert aufstellen wollen.
Deutschland im Reformstau: Wie die Wirtschaft wieder Fahrt aufnehmen kann
Im Anschluss ging Volkswirt Dr. Michael Böhmer des Analysehauses Prognos detailliert auf die wirtschaftliche Krise Deutschlands und notwendige Lösungsmöglichkeiten ein.
Der Wirtschaftsstandort Deutschland steht unter Druck. Die Daten zeigen, dass das Bruttoinlandsprodukt seit Jahren unter dem EU-Durchschnitt wächst. Ursachen sind vielfältig: eine alternde Bevölkerung, sinkendes Arbeitskräfteangebot, hohe regulatorische Hürden und eine schwache Investitionsquote. Besonders alarmierend: In fast allen Berufsfeldern nimmt das Arbeitskräfteangebot bis 2030 ab – bei Metallberufen etwa um über fünf Prozent.

Dr. Michael Böhmer, Managing Partner und Chefvolkswirt der Prognos AG
„Deutschland schrumpft nicht, aber altert deutlich – mit weitreichenden Folgen für den Arbeitsmarkt“
Gleichzeitig verliert Deutschland im internationalen Wettbewerbsvergleich an Boden. Die Innovationskraft der EU sinkt, gemessen an den weltweiten Patentanmeldungen. Auch die Produktivität stagniert: Seit den 1970er Jahren ist das Wachstum je Arbeitsstunde deutlich zurückgegangen.
Die geopolitische Lage verschärft die Situation zusätzlich. Handelsbarrieren und Blockbildungen, etwa zwischen den USA und China, gefährden die Exportnation Deutschland. Die Präsentation skizziert Szenarien einer fragmentierten Weltwirtschaftsordnung, die neue Risiken für die deutsche Industrie birgt. „Deutschland schrumpft nicht, aber altert deutlich
– mit weitreichenden Folgen für den Arbeitsmarkt
“, erklärt Böhme. Und: „Regulierungen sind für viele Unternehmen ein Investitionshemmnis“, so eine zentrale Erkenntnis aus der EIB-Umfrage.
Die Lösung? Mehr Investitionen, weniger Bürokratie, gezielte Innovationsförderung und eine aktivere Arbeitsmarktpolitik. Nur so kann Deutschland seine Wachstumsschwäche überwinden und wieder international mithalten.
Nächste TiAM Investment-Konferenz in Berchtesgaden
Am Ende der zweitägigen TiAM Investment-Konferenz hatten die Teilnehmer reichlich Meinungen und Fakten gesammelt, um sich über die Zukunft Deutschlands, aber auch für ihre künftigen Investmententscheidungen Gedanken zu machen. Bis zur nächsten TiAM Investment-Konferenz in Berchtesgaden am 16. und 17. April 2026 sollte genug Zeit sein, die aufgenommenen Informationen für sich oder die Kunden gewinnbringend zu verarbeiten.
Hier lesen Sie Teil 1 der Berichterstattung zur TiAM Investment-Konferenz
Hier sehen Sie die besten Bilder des Eröffnungstages.
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