Robeco: Megatrends verstärken sich – Produktivität dürfte zunehmen

Thematische und trendorientierte Investments haben durch die Einführung von generativen KI-Modellen und die daran anknüpfende Begeisterung für Halbleiter- und Cloud-Aktienzusätzlichen Schwung erhalten. Unabhängig davon ist das MegaTrends-Team von Robeco der Ansicht, dass der derzeitige Enthusiasmus am Aktienmarkt für Titel aus dem Bereich KI-Infrastruktur einen größeren und sehr positiven wirtschaftlichen Faktor überlagert.

„Für uns ist KI ein breites Thema. Viele Unternehmen investieren in diesen Bereich, was unseres Erachtens ein wichtiges Signal darstellt. KI löst voraussichtlich eines der großen wirtschaftlichen Probleme der letzten Jahrzehnte, nämlich die stagnierende Produktivität im Servicesektor. Das markiert einen Wendepunkt für die Weltwirtschaft“, sagt Steef Bergakker, Portfoliomanager im MegaTrends-Team.

Während generative KI auf Grundlage großer Sprachmodelle neu ist, sind andere offenkundige KI-Elemente bereits seit zwei Jahrzehnten in der Entwicklung, im Einsatz und investierbar, sagt Portfoliomanager Marco van Lent. „Machine Learning beispielsweise ist eine etablierte Technologie. Weltweit führende Industrieausrüster sammeln und analysieren seit Jahren Echtzeitdaten, die mit einem breiteren Netzwerk verknüpft sind, um die Effizienz zu steigern. Dies hat die Produktivität in der Industrie erhöht. Derselbe Effekt kann sich nun auch jenseits des industriellen Sektors bemerkbar machen“, sagt er.

Diese Auswirkungen werden sich in den fünf Themenbereichen niederschlagen, in welche die MegaTrends-Strategie investiert: Vernetzte Unternehmen, Digitale Welt, Aufstieg der Mittelschicht, Gesundes Altern und Schonender Umgang mit Ressourcen (siehe Abbildung 1), sagt Portfoliomanagerin Dora Buckulčíková.

„Im Gesundheitswesen zum Beispiel, das zu unserem Thema Gesundes Altern gehört, werden Verbesserungen bei der Bilderfassung mit KI kombiniert, um genauere automatische Diagnosen zu erstellen. Das ist deshalb sehr interessant, weil es ein früheres Eingreifen bei Krankheiten ermöglicht. Daraus ergeben sich wirtschaftliche und gesellschaftliche Vorteile, die über den Gesundheitssektor hinauswirken“, sagt sie.

„So wird es möglich, das Gesundheitssystem digitaler, effizienter und individueller zu gestalten. Und das gilt für Märkte mit schnell alternder Bevölkerung ebenso wie für Regionen, in denen Gesundheitsleistungen nur schwer verfügbar sind und in denen Fortschritte in der Bildgebungstechnologie den Zugang der Patienten zu einer angemessenen Versorgung verbessern können.“

Sobald diese Themen mit strukturellem Wachstumspotenzial identifiziert sind, besteht die nächste Aufgabe darin, das richtige Exposure über ein börsennotiertes Universum zu bestimmen und langfristige Erträge zu erzielen. Wie geht das Team dabei vor?

„An erster Stelle zu nennen ist Teamwork. Alle drei von uns können Ideen entwickeln, die zu den fünf Themen passen, und weiter daran arbeiten“, sagt Van Lent. „Es ist viel Lektüre und Research erforderlich – man muss aber auch ein wenig Glück haben. Manchmal stößt man zufällig auf eine gute Idee, die zu einem bestimmten Thema passt, und dann fängt man an, sich näher damit zu beschäftigen“, sagt Bergakker.

„Die Expertise unserer Kollegen, die sich auf das Research zu einzelnen Themen spezialisiert haben, ist ebenfalls eine wichtige Inspirationsquelle“, fügt Buckulčíková hinzu. „Da das MegaTrends-Team im Mittelpunkt aller thematischen Strategien von Robeco steht, sind wir in einer einzigartigen Position, um Ideen aus verschiedenen Blickwinkeln zu sammeln und zu kombinieren – seien es Kreislaufwirtschaft, Smart Materials oder Fintech.“

Durch jahrelange Erfahrung hat das Team gelernt, wie wichtig es ist, sich nicht von kurzfristigen Schwankungen oder Moden ablenken zu lassen.

„Wir haben gelernt, dass es sich hierbei um ausschließlich langfristige Investments handelt. Dagegen tendieren einige vermeintlich themenorientierte Produkte dazu, sich in Momentum-Strategien zu verwandeln. Wir widerstehen diesen stimmungsbedingten Schwankungen und haben in den letzten zehn Jahren gezeigt, dass es bei thematischen Anlagen wirklich um Langfristigkeit geht. Aus diesem Grund haben wir eine so lange durchschnittliche Haltedauer“, sagt Bergakker.

„Wir sind in mehreren Unternehmen engagiert, die wir bereits seit Einführung der Strategie im Jahr 2013 halten, sagt Van Lent. „Sobald wir eine Idee identifiziert haben, schauen wir uns natürlich die Bewertung an. Wir gehören aber nicht zu den Investoren, die einen sehr strikten Zielkurs festlegen. Da wir von einer exponentiellen Entwicklung eines neuen Themas ausgehen, würden wir es bereuen, eine bestimmte Position zu verkaufen, bevor sie wirklich profitiert.“
Derzeit hält die MegaTrends-Strategie ihre Positionen über einen durchschnittlichen Zeitraum von 48 Monaten.

„Wir haben kleine Anpassungen am Investmentprozess vorgenommen und unser Anlagehorizont ist etwas länger geworden als bei Einführung der Strategie. Ebenfalls geholfen hat es, neue Perspektiven in das Team zu bringen, wie es der Fall war, als Steef und Dora als Portfoliomanager hinzukamen. Außerdem profitieren wir vom Fachwissen des restlichen thematisch ausgerichteten Teams von Robeco“, sagt er.

Dora Buckulčíková weist darauf hin, dass verstärkte Kursschwankungen am Markt manchmal dazu beitragen, die Strategie neu zu kalibrieren. Sie nennt als Beispiel, dass die Unterbrechung der Lieferkette und die Volatilität im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie langfristige Chancen für die MegaTrends-Strategie eröffneten.

„Die Anleger am Aktienmarkt sind in den letzten Jahren sehr kurzfristig orientiert geworden. Starke Schwankungen in den Bewertungen von Unternehmen und in der Stimmung in Bezug auf sie nutzten wir zum Eingehen von Positionen, bei denen wir bereit waren, über vorübergehende Probleme wie die Unterbrechung der Lieferketten im letzten Jahr hinwegzusehen, um in auf langfristiges Wachstum ausgerichtete Unternehmen zu investieren.“

Van Lent sagt jedoch auch, dass sich nicht jeder Subtrend so entwickelt hat, wie es das Team ursprünglich erwartet hatte.

„Als wir die Strategie vor fast zehn Jahren auflegten, waren wir vom 3D-Druck als Teil des Trends Vernetzte Unternehmen sehr begeistert. Tatsächlich war diese Technologie jedoch lange Zeit auf sehr individuelle, kleinteilige Anwendungen beschränkt und fand keinen Eingang in den Mainstream-Produktionsprozess, sodass sie nicht wirklich investierbar war. Wir beobachten sie jedoch nach wie vor und derzeit entwickelt sie sich zu einem bedeutenderen Verfahren, zum Beispiel bei Tesla“, sagt er.

Das Team setzt auch theoretische Rahmenwerke ein, um die Entscheidungsfindung zu unterstützen, einschließlich des Rahmens für den Lebenszyklus von Unternehmen.¹ „Dieser Rahmen liefert einen Kontext zu Fragen der Unternehmensstrategie, der Kapitalallokation und der Bewertung und hilft uns, fundiertere Anlageentscheidungen zu treffen“, sagt Bergakker.

„Selbst wenn man bisweilen auf Glück angewiesen ist, kann man von einer Struktur profitieren. Das ist genau das, was wir brauchen, um sicherzustellen, dass unser MegaTrends-Portfolio auch in den nächsten zehn Jahren und darüber hinaus erfolgreich sein kann.“