Robeco: Der CO₂-Reporter: Was ist das „e“ in CO₂e?

Nachhaltigkeit

Emissionen von Treibhausgasen werden als Kohlendioxid-Äquivalente dokumentiert – es ist nicht nur CO 2, das der Hauptübeltäter ist. In seiner neuesten Kolumne erklärt Robecos Datenexperte Thijs Markwat, warum es sich nicht nur um heiße Luft handelt.

14.10.2021 | 13:53 Uhr

Wenn wir von Kohlendioxid-Emissionen sprechen, meinen wir häufig CO2-Äquivalente anstatt nur CO2. Doch was genau bedeutet „Äquivalent“? Nun, Kohlendioxid ist nicht das einzige Molekül, das zur globalen Erwärmung beiträgt – es gibt zahlreiche unterschiedliche Moleküle, die ebenfalls einen Treibhausgaseffekt bewirken. In dieser Kolumne wird erläutert, wie dieses „Äquivalent“ verwendet wird, um die Gesamteffekte vieler unterschiedlicher Treibhausgase zu messen.

Im Kyoto-Protokoll von 1997 wurden anfänglich sechs verschiedene Treibhausgase berücksichtigt. Diese sind in der untenstehenden Tabelle als die ersten sechs Gase angegeben. Im Jahr 2013 wurde Stickstofftrifluorid als siebentes offizielles Treibhausgas hinzugefügt. Neben den in der Tabelle enthaltenen Gasen sind auch Ozon und Wasserdampf wichtige Treibhausgase. Allerdings sind diese nicht im Treibhausgas-Protokoll enthalten, da ihr Anteil in der Atmosphäre nur in begrenztem Umfang vom Menschen beeinflusst wird.

Greenhouse

Die unterschiedlichen Treibhausgase in der Tabelle sind alle imstande, die Temperatur auf der Erde zu erhöhen, auch wenn sich ihre Auswirkungen erheblich unterscheiden. Um den Effekt der verschiedenen Treibhausgase auf die Temperatur vergleichbar zu machen, wurde die Kennzahl Global Warming Potential (GWP) eingeführt.1 Das GWP eines Gases hängt davon ab, wie viel Wärme das Gas absorbieren kann und wie die Konzentration des Gases im Zeitverlauf abnimmt.

Ich halte mich an den Marktstandard und betrachte das Erwärmungspotential über einen Zeitraum von 100 Jahren. Dieses wird gewöhnlich als GWP100 bezeichnet und ist in der Tabelle für die sieben Treibhausgase aus dem Kyoto-Protokoll angegeben. Das GWP wird stets in Relation zu Kohlendioxid ausgedrückt, dessen GWP auf 1 normalisiert ist. Beispielsweise liegt das GWP100 von Methan bei 25. Das bedeutet, dass eine Tonne Methan über einen Zeitraum von 100 Jahren einen 25 Mal so hohen Effekt auf die globale Erwärmung hat wie eine Tonne Kohlendioxid. Zum Zeitpunkt der Emission ist das Erwärmungspotential von Methan tatsächlich um weit mehr als 25mal so hoch wie das von CO2. Jedoch nimmt seine Konzentration in der Atmosphäre weit schneller ab als die von CO2, das für Tausende von Jahren in der Atmosphäre verbleiben kann.

Zu beachten ist, dass die vier Gase in der Tabelle mit sehr hohem Erwärmungspotential (mit SF6 an oberster Stelle) 22.800 Mal so hoch ist wie das von CO2. Diese sogenannten fluorierten Gase weisen so ein extremes Erwärmungspotential auf und ihre zunehmende Verwendung gilt als recht großes Risiko hinsichtlich einer zukünftigen globalen Erwärmung. Um die künftige Nutzung dieser Gase zu begrenzen, finden derzeit umfangreiche Forschungen hinsichtlich der Verwendung dieser Gase statt.

In der Spalte „Global“ ist angegeben, wie stark die sieben Gase aus dem Kyoto-Protokoll zur globalen Erwärmung beitragen. CO2-Emissionen sind für 73 % der durch den Menschen verursachten globalen Erwärmung verantwortlich. Auf Methan und Stickoxid zusammen entfallen 24 % der globalen Erwärmung. Die verbleibenden 3 % werden durch die vier fluorierten Gase verursacht.

In seiner jährlichen Umfrage bittet das CDP die Unternehmen, ihre insgesamt angegebenen Scope 1-Emissionen (in Tonnen CO2e) nach den sieben Gasen des Kyoto-Protokolls aufzuschlüsseln.2 Die Unternehmen machen allgemein recht unterschiedliche Angaben hinsichtlich der Gase, für die sie CO2e-Zahlen veröffentlichen. Einige Unternehmen berichten nur die CO2-Emissionen. Andere dagegen beziehen auch Emissionen weiterer Gase ein, was Vergleiche erschwert. Deutet also eine niedrigere CO2e-Angabe auf ein umweltfreundlicheres Unternehmen hin oder publiziert das Unternehmen bloß nicht alle Emissionen von Gasen aus dem Kyoto-Protokoll?

1Für diese Kolumne verwende ich noch das GWP aus dem 4. Assessment Report des IPCC, obwohl kürzlich der 6. IPCC-Report mit neuen GWP-Angaben veröffentlicht worden ist. Die GWP-Werte sind schwer zu schätzen und ändern sich im Zeitverlauf infolge verbesserter Schätzmethoden.

2Das Carbon Disclosure Project (CDP) ist eine Organisation, welche die von Unternehmen veröffentlichten Emissionsdaten sammelt.

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