Unternehmen und Investoren fangen langsam an, naturbezogene Risiken und Chancen auf immer innovativere Weise für sich zu entdecken.
13.06.2025 | 05:25 Uhr
Naturschützer und Kapitalisten sind selten einer Meinung. Aber da die Welt vor einer Biodiversitätskrise steht, arbeiten die beiden Lager Hand in Hand, und das auf immer innovativere Weise.
Von der Ausgabe von Unternehmensanleihen zum Schutz der Austernriffe bis hin zum Verkauf von Finanztiteln, deren Erlöse für die Beseitigung der Plastikverschmutzung im Meer verwendet werden – die Finanzindustrie möchte sich in die Eindämmung des Naturverlusts und die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt einbringen.
Auslöser für dieses Umdenken ist, dass die naturbezogenen Risiken für das Unternehmensergebnis, seien es betriebliche, regulatorische oder Reputationsrisiken, nicht mehr wegzudiskutieren sind. Gefahren für die biologische Vielfalt, wie Waldbrände, Hitzewellen und der Rückgang der Zahl der bestäubenden Bienen und der Fischbestände im Meer, belasten zunehmend die Rentabilität der Unternehmen unterschiedlichster Branchen. Untersuchungen zeigen, dass Lebensmittelunternehmen, Einzelhändler, Forstbetriebe und Bergbauunternehmen zu denjenigen gehören, die am stärksten von den Auswirkungen von Umweltschäden betroffen sind.
Doch die Hauptmotivation für die neue Investitionswelle scheint nicht nur die Risikominderung zu sein. Während das Weltwirtschaftsforum das Jahr 2025 zum Jahr der naturpositiven Finanzierung erklärt, erkennen Unternehmen und ihre Investoren zunehmend, dass Investitionen in die biologische Vielfalt auch neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen können.
Nirgendwo wird dieser Trend deutlicher als an den Märkten für festverzinsliche Wertpapiere, wo die Natur den Klimawandel als wichtigsten Grund für die Kapitalbeschaffung mit grünen und nachhaltigen Anleihen überholt hat. Nach Angaben des Institute of International Finance (IIF) hatten Anleihen, mit denen Ziele zur Vermeidung von Biodiversitätsverlusten und zum Schutz der biologischen Vielfalt verbunden sind, im vergangenen Jahr einen Anteil von knapp einem Viertel am Gesamtvolumen der ESG-zertifizierten Anleihen. Das jährliche Emissionsvolumen lag bei über 300 Mrd. US-Dollar – ein Allzeithoch und doppelt so viel wie im Jahr 2020.
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