Capital Group: Multi-Asset-Fonds - wenn weniger mehr ist

Multi Asset Fonds

Viele Multi-Asset-Fonds investieren in sehr viele Assetklassen. Das bedeutet aber nicht automatisch eine bessere Performance. Im Gegenteil: Die Rendite kann sich durch eine Überladung sogar verschlechtern. Worauf Investoren achten sollten, erläutert Julie Dickson, Investmentexpertin bei Capital Group.

30.10.2018 | 11:25 Uhr

Von Aktien und Anleihen über Immobilien bis hin zu Rohstoffen– die meisten Multi-Asset-Fonds investieren in viele verschiedene Assetklassen und Titel. Doch bei der Portfoliokonstruktion ist weniger oft mehr: Eine kleine Auswahl an Assets kann durchaus eine bessere Performance erzielen als hochkomplexe und schwer überschaubare Portfolios.

Die meisten Kunden vertrauen ihr Geld Anlageexperten an, um durch deren Expertise möglichst einen langfristigen Anlageerfolg zu erzielen. Vielen Anlegern ist es wichtig, dass sie einen langfristigen Wertzuwachs erzielen, ihr investiertes Kapital geschützt und laufende Erträge erwirtschaftet werden. Nach unserer Erfahrung zweifeln einige Kunden zunehmend an den erwarteten Erträgen von Multi-Asset-Produkten, und auch ihre Komplexität verunsichert sie. Schließlich haben es Manager, die sich auf ein Gebiet spezialisiert haben, leichter die Risiken ihrer Investitionen zu überblicken. Daher stellt sich die Frage, wie breit ein Multi-Asset-Fonds gefächert sein sollte, um die bestmögliche Performance zu erzielen und gleichzeitig für die Investoren nachvollziehbar zu bleiben. Grundsätzlich gilt: Je klarer und einfacher eine Anlage ist, desto leichter ist es, ihre Risiken zu verstehen.

Klassische Assets oft vorzuziehen

Es gibt sehr viele komplexe Instrumente, beispielsweise Derivate, die bei stabilen Märkten solide erscheinen, weil sie dann die Chance auf höhere Erträge und weniger Risiken bieten. Allerdings kann es leicht zu Problemen kommen, wenn die Märkte fehlbewertet und volatiler als angenommen sind. In diesem Fall ist ihre Komplexität von Nachteil, da derivative Finanzinstrumente sehr illiquide werden können und oftmals stark untereinander korrelieren. Weder die Erwartungen an den Ertrag noch an das Risikomanagement können dann erfüllt werden. Zuletzt unterlagen Derivate während der Weltwirtschaftskrise einer extremen Marktsituation. Ungeplante Risiken kann es aber auch heute noch geben.

Um langfristig attraktive Renditen einzufahren, braucht es keine exotischen Anlageinstrumente oder Derivate. Kurzfristige taktische Anlagen erweisen sich auf lange Sicht häufig nicht als Vorteil. Dem vorzuziehen ist eine überschaubare Anzahl von Assets, die dafür umso sorgfältiger ausgewählt werden sollten. In diesem Sinne bietet sich eine langfristige Investition in jederzeit liquide und gleichzeitig günstig bewertete Einzeltitel an.

Eine Frage der Strategie

Um vielversprechende Einzeltitel zu identifizieren, ist ein fundamentales Research elementar. Darunter fallen unter anderem Konjunkturanalysen, um Staatsanleihen- und Zinsrisiken einordnen zu können. Auch bestimmte Wirtschaftssektoren hängen von der Konjunktur ab. Wer beispielsweise in Unternehmen aus der Energie- oder Finanzbranche investieren möchte, sollte diese ganz genau im Blick behalten, um jederzeit abschätzen zu können, wie diese konjukturabhängigen Sektoren auf die wirtschaftliche Entwicklung reagieren.

Neben einer fundamentalen Einzelwertauswahl sollten aber auch Top-down-Einschätzungen in die Portfoliokonstruktion einfließen. So können beispielsweise fundamentale Analysen vor Ort mit internationalen Analysen von Konjunktur und Politik verknüpft werden. Das Asset-Mix sollte zudem natürlich vor allem auch die Bewertung der Assets beachten. Denn Bewertungs- und Risikokennzahlen geben Aufschluss darüber, welches Aufwärtspotential und welches Verlustrisiko vorliegen. Wenn das Portfolio einfacher strukturiert ist, bekommen Einzelwertentscheidungen mehr Gewicht. Bei besonders einfachen Fondstrukturen, die beispielsweise aus börsennotierten Aktien, Anleihen und Geldmarktinstrumenten bestehen, kann der Mehrertrag dann häufig durch die Aktienauswahl entschieden werden, da diese dann oftmals den größten Anteil in solch einer Fondsstruktur einnehmen können.

Um sich gegen Risiken abzusichern, ist aber selbstverständlich auch Flexibilität nötig.  Anfang des Jahres machte die US-Inflation den Portfoliomanagern Sorgen. Sie war höher und stieg schneller als erwartet. Um sich dagegen abzusichern, investiert man am besten in Unternehmen, die höhere Preise an ihre Kunden weitergeben können. Hierzu zählen unter anderem Unternehmen aus dem Konsumverbrauchsgütersektor, die bei zunehmenden Produktionskosten ihre Preise erhöhen können und dadurch ihre Umsätze und Gewinne schützen. Ein anderes Beispiel, aus dem Anleihenbereich: Gegen steigende US-Zinsen und negative Anleihenrenditen an anderen Märkten können sich Multi-Asset-Fonds wappnen, indem sie in länger laufende und höher bewerterte Anleihen aus Europa und den Emerging Markets investieren. Aber auch Anleihen mit kurzer Duration können attraktiv sein, da sie weniger stark auf Zinsänderungen reagieren.

Folglich können günstig bewertete Anleihen bisweilen ebenso hohe Renditen einfahren wie Aktien – insbesondere, wenn diese hoch bewertet sind. Aber auch hier gilt: Fundamentales Research und Einzelwertauswahl sind die Schlüssel zum Erfolg bei Multi-Asset-Anlagen.

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