Capital Group: Drei Fakten zu Markterholungen, die Anleger kennen sollten

Capital Group: Drei Fakten zu Markterholungen, die Anleger kennen sollten
Marktkommentar

Die Einführung der sogenannten „Aktienrente“ ist derzeit stark in der politischen Diskussion. Dabei geht es auch um die Frage, wie risikoreich ein Investment an den Kapitalmärkten ist.

15.08.2023 | 12:05 Uhr

In diesem Kontext finden Sie unten einen aktuellen Marktkommentar von Matthias Mohr, in dem es um die Frage geht, welche langfristigen Chancen sich aus dem Auf und Ab der Kapitalmärkte ergeben.

Wirtschaftsabschwünge gehören zum Investieren dazu. Doch wie können Anleger die darauffolgenden Markterholungen am besten für sich nutzen? Matthias Mohr, Managing Director Financial Intermediaries Germany & Austria bei Capital Group, nennt drei Fakten zu Erholungen, die sich aus der Vergangenheit ableiten lassen, sowie zwei Fehler, die Anleger auf jeden Fall vermeiden sollten. 

Fakt 1: Markterholungen sind in der Regel stärker und länger als Abschwünge

„Die gute Nachricht ist, dass die Bärenmärkte im Vergleich zu den Erholungsphasen relativ kurz waren. Sie können sich wie eine Ewigkeit anfühlen, wenn wir uns in ihnen befinden, aber in Wirklichkeit waren sie im Vergleich zur langfristigen Kraft von Bullenmärkten viel weniger einschneidend“, erläutert Mohr. Obwohl jeder Marktrückgang einzigartig sei, habe der durchschnittliche US-Bärenmarkt seit 1950 insgesamt 12 Monate gedauert, der durchschnittliche US-Bullenmarkt jedoch mehr als fünfmal so lange. Der Unterschied bei den Renditen sei ebenso dramatisch gewesen. Mohr räumt aber ein: „Auch wenn der durchschnittliche Bullenmarkt im Durchschnitt 265 % Gewinn abwarf, sind Erholungen selten ein Zuckerschlecken. Die Anleger sehen sich vorher mit beängstigenden Schlagzeilen, erheblichen Marktschwankungen und weiteren Aktienrückgängen konfrontiert. Aber Anleger, die in der Lage sind, über den Lärm hinwegzusehen und sich an ihre Pläne zu halten, sind besser aufgestellt, wenn die Erholung schließlich eintritt.“

Fakt 2: Schnelle Erholung nach großen Rückgängen

„Wir wissen zwar nicht genau, wie die nächste Erholung aussehen wird, in der Vergangenheit haben sich die Aktien jedoch im Anschluss an starke Rückgänge oft auch wieder stark erholt. Wir haben die 18 größten Rückgänge seit der Weltwirtschaftskrise betrachtet, und in jedem dieser Fälle hatte der S&P 500 Index nach fünf Jahren einen höheren Stand erreicht. In diesen Fünfjahreszeiträumen lagen die jährlichen Renditen durchschnittlich über 18 %“, erläutert Mohr.

Die Renditen seien häufig im Anschluss an die stärksten Rückgänge am höchsten, und sie hätten sich von den Markttiefs schnell erholt. So habe im Anschluss an die fünf größten Baissen seit 1929 das erste darauffolgende Jahr im Durchschnitt bei 70,9 % gelegen. „Dies zeigt, wie wichtig es ist, weiterhin zu investieren und nicht dem Impuls nachzugeben, den Aktien in volatilen Marktphasen den Rücken zu kehren“, so der Experte.

Fakt 3: Führende Unternehmen entstanden während Markterholungen

„Viele Unternehmen haben ihre Anfänge in wirtschaftlich schwierigen Zeiten gemacht und sind inzwischen zu bekannten Namen geworden“, betont Matthias Mohr. Hervorragende Beispiele hierfür seien McDonalds (1948) oder Tesla (2003).

Wenn sich die Wirtschaft erhole und das Vertrauen der Anleger wieder zunehme, würden unternehmerische Vorhaben und innovative Neugründungen häufig vom nachfolgenden Aufschwung profitieren. Auch etablierte Unternehmen mit soliden Fundamentaldaten seien oft in der Lage, die Erholungsphase für sich zu nutzen und ihre Geschäftstätigkeit zu erweitern.

Diese Beobachtung sei ein ermutigendes Zeugnis für die Widerstandsfähigkeit der Märkte und für die Chancen für Anleger, inmitten der Erholung vielversprechende Chancen zu erkennen.

Mohr weist allerdings auch auf häufig vorkommende Fehler hin, die Anleger möglichst vermeiden sollten.

Fehler Nr. 1: Versuchen, den Markt zu timen

Bei Investitionen komme es auf die Zeiträume an, und nicht darauf, den „richtigen“ Zeitpunkt abzupassen, erklärt Mohr. Während Markterholungen verlockende Aussichten böten, könne der Versuch, den Markt perfekt zu timen, ein Fehler sein. Der Experte warnt vor diesem häufigen Fehler und weist auf die Schwierigkeiten hin, die mit einer genauen Vorhersage der Marktbewegungen verbunden seien. Unzählige Anleger seien in diese Falle getappt und hätten versucht, den Tiefpunkt oder das Hoch des Marktes zu timen, nur um dann festzustellen, dass sie potenzielle Gewinne verpasst oder Verluste verschlimmert hätten.

„Der Versuch, den Markt zu timen, kann sich als kostspielig erweisen“, warnt Mohr. Anleger führen deshalb in den meisten Fällen besser, wenn sie sich auf langfristige Anlageziele konzentrieren und einen strategischen Ansatz wählen würden, statt sich auf vergebliche Versuche einzulassen, kurzfristige Schwankungen vorherzusagen.

Fehler Nr. 2: Sich von negativen Schlagzeilen ablenken lassen

Mohr räumt ein, dass die derzeitigen wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen beispiellos erschscheinen könnten. Ein Blick auf die Geschichte zeige jedoch, dass es immer Gründe gegeben habe, die gegen eine Anlage gesprochen hätten. Trotz negativer Schlagzeilen habe sich der Markt langfristig jedoch immer positiv entwickelt. „Gerade dann, wenn die Stimmung der Anleger am pessimistischsten ist, ergeben sich oft gute Anlagegelegenheiten“, sagt Mohr. 

Zwei Beispiele: Eine hypothetische Anlage in den S&P 500 am Tag des Angriffs auf Pearl Harbour am 7. Dezember 1941, die über die nächsten 10 Jahre beibehalten worden wäre, hätte pro Jahr eine durchschnittliche Rendite von 16 % erzielt. Eine hypothetische Anlage von 10.000 US-Dollar in den S&P 500 am 15. September 2008, als Lehman Brothers in Konkurs ging, wäre in den nächsten 10 Jahren auf über 30.000 US-Dollar gewachsen.

Fehler Nr. 3: Kurzfrist-Denkweise

Marktvolatilität sei besonders besorgniserregend, wenn kurzfristige Schwankungen im Fokus seien. Sinnvoll sei es daher, den Zeithorizont zu erweitern und das langfristige Wachstum der Anlagen zu betrachten. 

Fazit: 

„Auch wenn Bärenmärkte außerordentlich schwierig sein können, stellen sie häufig auch eine Chance dar. Anleger, die den Mut und die Überzeugung aufbringen, an ihren langfristigen Plänen festzuhalten, werden häufig belohnt, wenn die Märkte wieder anziehen“, erläutert Mohr.

Diesen Beitrag teilen: