Pictet: Wirtschaftsausblick - „Mit Vorsicht agieren: Die Aussichten für Risikoanlagen in 2023"

Schwacher Dollar, langsameres Wachstum, ein starker Rückgang der Inflation, Zurückhaltung bei Aktien, bullische Anleihen und ein Aufschwung in China. Dies sind die wichtigsten Anlagethemen, auf die man 2023 achten sollte, so Luca Paolini, Chefstratege von Pictet Asset Management.

02.12.2022 | 11:10 Uhr

All dies macht deutlich, dass die Anleger bei Risikoanlagen vorsichtig bleiben müssen - insbesondere in der ersten Jahreshälfte.

Wir gehen davon aus, dass sich das globale Wachstum in 2023 auf 1,7 Prozent verlangsamen wird, wobei die meisten Industrieländer stagnieren und Europa sogar eine Rezession erleben könnte. Chinas Wirtschaft hingegen dürfte sich wieder beschleunigen, da die Regierung ihre Null-Covid-Politik lockert. Insgesamt dürfte sich das Wachstum nach dem ersten Quartal wieder beschleunigen.

Gleichzeitig erwarten wir, dass sich die Inflation stark abschwächen wird, von einem globalen Höchststand von 8,3 Prozent auf 3,5 Prozent bis Ende 2023. Das wird für die wichtigsten Zentralbanken, allen voran die US-Notenbank, ausreichen, um ihren Straffungszyklus zu beenden, aber nicht, um mit Zinssenkungen zu beginnen. Wir gehen davon aus, dass die Fed ihren Höchststand bei 4,75% erreichen und ihr Programm zur quantitativen Straffung im dritten Quartal des Jahres auslaufen wird. Wir erwarten, dass die Europäische Zentralbank die Hauptverantwortung für die Straffung der Geldpolitik übernehmen wird, wenn die Fed ihre Geldpolitik verlangsamt.

Der massive Liquiditätsabfluss wird die Risikoanlagen belasten. Wir gehen davon aus, dass die Bilanzen der Zentralbanken in den Industrieländern um mehr als USD 2 Billionen schrumpfen werden. Wir er-warten, dass die Rendite globaler Aktien im kommenden Jahr auf etwa 5% begrenzt sein wird und damit kaum über den 3% liegt, die wir für globale Staatsanleihen prognostizieren. US-Aktien werden voraussichtlich die beste Performance aufweisen. Dies ist auf relativ attraktive Bewertungen, ein robustes Binnenwachstum und die Tatsache zurückzuführen, dass die Fed als erste unter den Zentralbanken das Ende ihres Zinserhöhungszyklus erreichen wird.

Gleichzeitig wird der Dollar jedoch wahrscheinlich von seinen Mehrjahrzehnthochs zurückgehen. Dies dürfte die Aktien aus den Schwellenländern unterstützen, ebenso wie ein größer werdendes Wachstumsgefälle zwischen Schwellen- und Entwicklungsländern.

Wir sind der Meinung, dass das makroökonomische Umfeld US-Staatsanleihen, Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating und lokale Schwellenländeranleihen begünstigen wird. Gold dürfte unter den alternativen Anlagen am attraktivsten sein, während japanische Aktien, der Dollar, Industriewerte und europäische Anleihen die großen Verlierer des Jahres sein werden.

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