In vielen Sektoren haben sich Wettbewerber zusammengeschlossen, um Größenvorteile zu nutzen und trotz moderaterem Wachstum Innovationen zu ermöglichen. Langfristig dürften aber nicht alle diese Megaunternehmen Erfolg haben.
18.12.2018 | 10:42 Uhr
Übernahmen und Fusionen haben Hochkonjunktur: Dieses Jahr dürfte das vierte in Folge werden, in dem die Übernahmeangebote mehr als zwei Billionen US-Dollar erreichen. Die durch Fusionen und Übernahmen entstandenen Großkonzerne profitieren zwar von Skaleneffekten, allerdings fällt es ihnen schwerer, schnell auf neue Wettbewerber zu reagieren und mit dem technologischen Wandel mitzuhalten. Martyn Hole, Investmentdirektor bei Capital Group, hat die weltweite Konsolidierung genauer unter die Lupe genommen:
Der boomende Aktienmarkt sowie die günstigen Kredite haben dazu geführt, dass sich die Konsolidierung des Unternehmenssektors seit der internationalen Finanzkrise beschleunigt hat. Dabei seien Hole zufolge weniger die Anzahl der Transaktionen das Besondere, sondern vielmehr die hohen Volumina der einzelnen Transaktionen. Allein in diesem Jahr gab es mehr als zwei Dutzend Transaktionen mit einem Volumen von jeweils über zehn Milliarden US-Dollar. Zu den bekanntesten Megadeals gehörten unter anderem die Zusammenschlüsse von Disney und 21st Century Fox, CVS und Aetna sowie von AT&T und Time Warner.
Die Konsolidierungswelle hat viele Branchen erfasst und einige von ihnen werden bereits heute von einigen Großunternehmen dominiert. Diese haben einen erheblichen Einfluss auf ihre Branchen und die gesamte Wirtschaft. Einen besonders hohen Konzentrationsgrad weisen die Branchen Schuhe, Gesundheitsdienstleistungen und Unterhaltung auf, in denen die fünf größten Anbieter je 90 Prozent des gesamten Umsatzes erzielen.
Auch in der Halbleiterbranche ist eine langfristige Konsolidierung zu beobachten. Die Anzahl der führenden Unternehmen ist seit 2002 drastisch zurückgegangen. Das hat dem Sektor einige Vorteile verschafft: Zum einen können große Unternehmen wie Intel, Taiwan Semiconductor oder Samsung Electronics höhere Investitionen in Forschungs- und Entwicklungsprogramme tätigen und somit mit dem technischen Fortschritt mithalten. Zum anderen haben die starken Auf- und Abschwünge der Branche abgenommen. „Die Konsolidierung war gut für die Aktionäre“, so Hole, „Halbleiterunternehmen handeln heute rationaler und können sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren“. Auch für Investoren ist die Branche heute noch interessanter: Nachdem die Unternehmen vor einigen Jahren begannen, Dividenden auszuzahlen, eignen sich die Werte nicht mehr nur für Wachstumsportfolios, sondern auch für dividendenorientierte Aktienstrategien.
Interessant ist Martyn Hole zufolge aber auch, dass die Konsolidierung in zwei Richtungen gehen kann. Denn in einigen Sektoren haben sich die Großunternehmen wieder verkleinert. Gute Beispiele hierfür sind Industriekonzerne wie General Electric, Honeywell, Danaher oder Illinois Tool Works, die sich von Geschäftssparten getrennt haben. „Wenn man zu einem kleineren Unternehmen wird, das einen kleineren Endkundenmarkt bedient, kann man sich stärker fokussieren und sorgfältiger auf die Ergebnisse achten. Man hat dann wirklich direkten Einfluss auf sein Unternehmen“, sagt Hole. Für Investoren eröffnen die sogenannten Spin-offs Chancen: So sorgte die Aufteilung von Tyco International in sechs einzelne Unternehmen zwischen 2001 und 2014 für einen Mehrertrag gegenüber dem S&P 500 in dieser Zeit.
Auch die digitale Wirtschaft wird von wenigen Großkonzernen dominiert. Hierzu
gehören die Google-Mutter Alphabet, Amazon, Tencent und Facebook. Mit diesen
Unternehmen ist auch der Onlinehandel gewachsen. Folglich hat sich der
grenzüberschreitende Onlinedatenverkehr seit dem Jahr 2007 vervierzigfacht und
auch für die kommenden fünf Jahre wird ein exponentielles Wachstum erwartet.
Dieser Anstieg und die einhergehende Konsolidierung haben jedoch die
Aufsichtsbehörden dazu veranlasst, sich konsequent um Themen wie geistige
Eigentumsrechte, Datenspeicherung und Privatsphäre zu kümmern. So trat im Mai
die EU-weite Datenschutz-Grundverordnung in Kraft. „Digitalunternehmen müssen
darauf reagieren, um weiter erfolgreich zu sein – so wie Nike und andere
Konsumgüterunternehmen auf Kritik an den Arbeitsbedingungen in
Entwicklungsländern reagieren mussten“, erklärt Hole.
Martyn Hole ist sich sicher: Einige internationale Großkonzerne werden erfolgreich sein, andere werden jedoch an ihrer Größe scheitern. Wichtig sei es für Investoren, die Unternehmen mit langfristigem Potenzial zu identifizieren. „Oft sind gut geführte Multinationals die am besten positionierten Unternehmen für ein unsicheres Marktumfeld“, so Hole. „Sie haben die Erfahrung, um mit unterschiedlichen Regulierungssystemen zurechtzukommen – und das Stehvermögen, um Branchenkonjunkturen und Wirtschaftszyklen auszusitzen.“
Den vollständigen Beitrag können Sie hier herunterladen: Die weltweite Konsolidierungin fünf Bildern
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