Optionsstrategien, CashCows & Risikomanagement: Was ETFs niemals leisten können (Kommentar Norbert Wolk)

Kommentar

ETFs, also passivgemanagte Fonds, haben in den vergangenen Jahren einen wahren Boom erlebt. Nicht nur die günstige Kostenstruktur stützt die Performance, sondern auch, dass ein ETF per Definition immer voll investiert ist. In steigenden Börsenphasen ist das sicherlich von Vorteil, ging es doch die letzten 14 Jahre, mit Ausnahme eben vom Jahr 2022, nur nach oben.

23.06.2022 | 12:32 Uhr

Aber gerade in Abschwungphasen wie im Jahr 2022 sollte sich der Vorteil von aktiven gegenüber passiven Investments zeigen. Vor allem das Thema Risikomanagement, welches in ETFs vergebens gesucht wird, bietet einen deutlichen Mehrwert.

Die fehlenden Prozentpunkte gegenüber einem ETF bei steigenden Kursen müssen in schwächeren Phasen durch das professionelle, im besten Falle systematisierte, Risikomanagement aufgeholt werden, und sogar die Performance des ETFs überholen.

Wie kann denn nun ein effektives Risikomanagement aussehen?

Da ich ursprünglich aus dem Börsenhandel komme, ist mir das Thema Risikovermeidung von Anfang an eingebläut worden - es ist in meiner DNA verwurzelt. Gewinne sollten erzielt werden, aber nicht um jeden Preis. Verluste sind möglich, aber sie müssen begrenzt sein, um die langfristige positive Performance nicht zu gefährden.

Meine These lautet deswegen immer: Die langfristige Performance wird auf dem Weg nach unten verdient. Da ein Investment stets über einen längeren Zeitraum betrachtet werden muss, sind Phasen wie in 2022 langfristig entscheidend für die Performance. Wenn man 50% verliert, muss man 100% wieder aufholen. Das muss man sich vergegenwärtigen. Also gilt es, ein Konzept zu haben, wie man diese schwierigen Phasen an der Börse überlebt, ohne langfristig einen Schaden zu erleiden. Eventuell ergibt sich aber auch die Gelegenheit, auf dem Weg nach unten den ein oder anderen Prozentpunkt mitzunehmen.

Folglich werde ich ein Konzept vorstellen, welches vor allem in den größeren Handelssälen gerne zur Anwendung kommt.

Klassisches Risikomanagement

Voraussetzung hierfür ist ein Signal, welches die Bewegung eines Underlyings, sagen wir mal der DAX, in einem bestimmten Zeitraum vorauszusagen versucht. Dies kann beispielsweise durch Charttechnik oder Momentum geschehen, denen statistische Wahrscheinlichkeiten zu Grunde liegen. Dass eine solche Prognose nicht immer einfach ist, ist schon klar, soll aber hier nicht weiter thematisiert werden.

Angenommen, man bekommt im DAX ein Verkaufssignal. Und angenommen, wie am Jahresanfang, steht der DAX bei 15.500 Punkten.

Der Fondsmanager kauft dann an der Eurex beispielsweise einen 14.300er Put mit der Laufzeit von 6 Monaten. Damit hat er das Recht, den DAX bei 14.300 zu verkaufen. So weit so gut, ist aber bis hierhin wenig spektakulär. Das machen sicherlich auch die einen oder anderen, um den bestehenden long-Bestand an Aktien abzusichern.

Was passiert denn, wenn der Index jetzt tatsächlich auf 14.300 Punkte fällt? Oftmals wird einfach der Put verkauft und die Gewinne mitgenommen.

Was meist nicht gemacht wird, und das kann eine echte Cashcow werden, ist der Handel um den 14.300er Strike herum.

Handel um den Strike - Was versteht man darunter? Wie funktioniert das?

Wenn man die Volatilität im Pricing der Option auf nahe 0 setzt, stellt man fest, dass man unter 14.300 Punkten im DAX auf einmal short wird. Das bedeutet, ab jetzt, also unter 14.300 Punkten, kann der DAX im gleichen Verhältnis zur Anzahl der gehaltenen Optionen risikolos gekauft werden. Die einzigen Kosten sind der Preis der Option, also die geringe Optionsprämie.

Angenommen, der DAX fällt bis auf 14.000 Punkte, der Fondsmanager erkennt hier eine Unterstützung und kauft entsprechend den DAX Future. Da er ja durch den 14.300er Put abgesichert ist, also das Recht hat, den DAX bei 14.300 Punkten zu verkaufen, ist dieser Trade vollkommen risikolos. Synthetisch hat er jetzt durch den Kauf des DAX den ursprünglich long out of the money Put in einen long at the money Call gedreht.

Sollte jetzt tatsächlich eine Erholung im DAX, beispielsweise bis 14.500 Punkte, einsetzen, kann diese Welle wunderbar genutzt werden und der DAX Future wieder verkauft werden. 500 DAX-Punkte sind verdient, die Optionsposition bleibt unangetastet.

Fällt nun der DAX wieder unter 14.300 Punkte, kann er das Spiel bis zum Laufzeitende wiederholen. Eine wahre Cashcow für den Fonds!

Fazit

Und genau das ist einer der Vorteile, wenn man sich mit vermögensverwaltenden Fonds und ihren unterschiedlichen Ansätzen beschäftigt. Wahres aktives Management schafft folglich Mehrwerte, die ein ETF schlicht nicht nutzen kann. Neben Vorteilen bei aktiven Fonds beispielsweise beim Stock-Picking sind gezielte Optionsstrategien ein wenig genutztes, allerdings hoch spannendes Konzept. Neben dieser hier vorgestellten Strategie gibt es weitere intelligente Möglichkeiten, mit Optionen die Performance eines Fonds in jeder Marktphase zu optimieren. Diese und weitere Strategien werden im Barbarossa Europäischer Stiftungsfonds angewandt.

Über den Autor:

Norbert Wolk, geboren 1963 im Rheinland, absolvierte sein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Westfälischen Universität Münster und beschäftigte sich bereits in seiner Diplomarbeit mit dem Thema „Risikomanagement mit Optionen auf Aktien“, wodurch er sich bereits in frühen Jahren auf dieses spezielle Kapitalmarktthema spezialisierte. Nach erfolgreichen Stationen bei der Deutschen Bank, Sal. Oppenheim und weiteren Wertpapierhandelshäusern wechselte er 2012 ins Consulting / Portfoliomanagement. 2020 gründete Wolk die Barbarossa asset management GmbH, die den aktiv gemanagten Barbarossa Europäischer Stiftungsfonds Anfang 2021 lancierte. Neben beständigen Renditen hat der Fonds das Ziel, Anlegern eine funktionierende und verlässliche Absicherung gegen Extremrisiken zu ermöglichen.

www.barbarossa-am.de

VKP:

https://www.hansainvest.com/workspace/dokumente/lang_1/verkaufsprospekt/VKP_Barbarossa_Europaeischer_Stiftungsfonds_01_01_2022.pdf

Wesentliche Anlegerinformationen:

https://www.hansainvest.com/workspace/dokumente/lang_1/keyinvestordocument/BarbarossaEuropaeischerStiftungsfondsI_KID_DE000A2QDSM1_2022_02_18.pdf

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