Megafusion: Wieso BHP den Konkurrenten Anglo American übernehmen will

Das Angebot des australischen Bergbauunternehmens BHP, die Mehrheitsbeteiligung an der südafrikanischen Anglo American zu übernehmen, macht eines klar: In der Bergbauindustrie wird hart um heiß begehrte Kupfervorkommen gerungen.

03.05.2024 | 06:20 Uhr

Anglo American ist einer der weltweit größten Produzenten dieses wichtigen, für die Energiewende relevanten Industriemetalls mit langfristigen Wachstumsoptionen (z. B. betreibt das Unternehmen große Kupferminen in Peru und Chile). Eine interessante Randnotiz: Anglo American wurde 1917 von dem deutschen Emigranten Ernest Oppenheimer in Johannesburg gegründet.

Anfang März wiesen wir darauf hin, dass es bereits jetzt zu einem Engpass bei Kupfer kommt, und das globale Marktdefizit bis 2030 auf 2,6 Mio. Tonnen ansteigen wird, was neun Prozent des Gesamtangebots entspricht.

Kupfermarkt

Quelle: RBC, Wood MacKenzie, Baker Steel intern

Angesichts der anhaltenden Probleme bei der Versorgung mit Kupfer werden höhere Anreizpreise erforderlich sein, um die Produktion dieses wichtigen grünen Metalls zu fördern. Dennoch könnte die Minenindustrie durch Fusionen und Übernahmen weitere Wachstumsmöglichkeiten sehen, um mit der steigenden Nachfrage Schritt zu halten. Organisches Wachstum oder die Gründung von Minen kann von der Entdeckung bis zur Produktion viel Zeit in Anspruch nehmen. Unter diesem Gesichtspunkt ist eine Übernahme für BHP sinnvoll, um eine beherrschende Marktposition zu halten und Kosteneinsparungen zu erzielen. Sollte das Geschäft zustande kommen, würde das kombinierte Unternehmen mit einem Anteil von etwa zehn Prozent an der weltweiten Produktion zum größten Kupferproduzenten der Welt aufsteigen und Freeport-McMoRan und Codelco überholen.

Abgesehen von der Bewertung gibt es noch weitere Überlegungen für das Angebot, wie z. B. die ESG-Prozesse, die bei der Planung und Eröffnung einer neuen Mine erforderlich sind (u.a. Konsultation der Interessengruppen und Beantragung von Bergbau- und Umweltgenehmigungen, insbesondere bei kritischen Metallen wie Kupfer). Dies könnte auch die Vorlaufzeiten für den Start oder die Wiederinbetriebnahme von Minen verlängern. Anglo American hat seinen ESG-Fokus verstärkt, einschließlich der Bemühungen, die Standards für verantwortungsvollen Bergbau in seinen Anlagen zu erfüllen. So erreichen die Minen Mototolo und Amandelbult von Anglo American Platinum die Standards IRMA 75 und IRMA 50 für verantwortungsvollen Bergbau; die Mine Unki behält IRMA 75.

Darüber hinaus hat Anglo American in den letzten zehn Jahren viel Arbeit geleistet, indem es sich mit verschiedenen Interessengruppen auseinandergesetzt und Investitionen getätigt hat, um bestehende Vermögenswerte zu erweitern und zu sanieren, einschließlich der Verbesserung der Kostenstruktur.

Aufgrund der Komplexität der Vermögenswerte der Anglo-American-Gruppe besteht nach wie vor Ungewissheit in Bezug auf das von BHP vorgeschlagene Angebot, was durchaus zu einem besseren Preis für BHP führen könnte. Das derzeitige Angebot ist an die Bedingung geknüpft, dass das Zielunternehmen bestimmte nicht kupferbezogene Beteiligungen veräußert, wie z. B. den Weltmarktführer im Diamantengeschäft De Beers.

Neben der Geschäftsführung von Anglo American lehnt derzeit auch der Mehrheitsaktionär des Unternehmens, die Public Investment Corporation, ein großer südafrikanischer Pensionsfonds, das aktuelle Angebot ab. Darüber hinaus scheint die südafrikanische Regierung, bzw. der ANC, einige Bedenken hinsichtlich der Erfolgsbilanz von BHP im Land zu haben, einschließlich der Art und Weise, wie BHP 2015 nicht zum Kerngeschäft gehörende Vermögenswerte in das Bergbauunternehmen South32 ausgegliedert hatte. Da BHP in London notiert ist, hat die LSE dem Unternehmen eine Frist bis zum 22. Mai gesetzt, um ein verbindliches Angebot abzugeben. Sollte die Ùbernahme gelingen, wäre es die größte dieser Art in der Historie der Bergbauindustrie.

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