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Der TiAM FundResearch Wochenrück- und -ausblick.
Kolumne

Warum Vanguard nicht mehr grün sein will

TiAM FundResearch blickt auf die vergangene Woche zurück und gibt einen Ausblick auf die kommenden Tage. Diesmal im Fokus: der Kniefall Vanguards vor den Trumpisten.

12.12.2022 | 07:30 Uhr von «Matthias von Arnim»

Rückblick auf die vergangene Woche

Am Mittwoch vergangener Woche hat der weltgrößte Fondsmanager Vanguard bekanntgegeben, dass er sich aus der Net Zero Asset Managers Initiative zurückzieht. Das ist eine Untereinheit der Glasgow Financial Alliance for Net Zero, dem wichtigsten Klimafinanzierungsbündnis weltweit. Die 550 Mitglieder der Allianz verwalten ein Gesamtvermögen von rund 150 Billionen Dollar. Die angeschlossenen Vermögensverwalter investieren mit ihren Fonds ausschließlich in Wertpapiere von Unternehmen, die sich aktiv für den Klimaschutz einsetzen oder zumindest einen geringen CO2-Fußabdruck haben oder dies zumindest anstreben. Investitionen in Ölfirmen oder Kohleförderer sind dabei tabu.

Vanguard begründet seinen Rücktritt damit, dass das Unternehmen damit seine Unabhängigkeit demonstrieren und seine Ansichten für Anleger klarer stellen wolle. Zudem könnten solche Initiativen Verwirrung stiften.

Wenn tatsächlich etwas verwirrend ist, dann ist es diese Begründung. Denn die Entscheidung wurde offensichtlich aufgrund politischen Drucks getroffen. Von „Unabhängigkeit demonstrieren“ kann hier keine Rede sein. Der Hintergrund: Stramm rechten US-Republikanern sind ESG- oder SDG-Initiativen und Regulierungen, die auf Nachhaltigkeit, Ökologie, Klimaschutz und/oder soziale Gerechtigkeit abzielen, schon länger ein Dorn im Auge. In den vergangenen Monaten hat der Ärger der Trumpisten über das aus ihrer Sicht woke ESG-Gedöns sehr konkrete bedrohliche Ausmaße für die Fondsindustrie angenommen. Einige US-Bundesstaaten, in denen Republikaner regieren, haben ihre Zusammenarbeit mit Investmentgesellschaften aufgekündigt, die grüne Fonds und/oder ETFs vertreiben. In Texas werden Finanzunternehmen, die aus Klimaschutz- oder ethischen Gründen nicht mehr in fossile Energieträger oder Waffenhersteller investieren wollen, per Gesetz boykottiert. Das Finanzministerium des Bundesstaates hat eine schwarze Liste von Unternehmen erstellt, mit denen staatliche Institutionen keine Geschäfte mehr machen dürfen. Auf der Liste finden sich namhafte Gesellschaften wie JPMorgan Chase, Goldman Sachs, Citigroup, Bank of America, BlackRock, Fidelity, Invesco – und eben auch Vanguard.

Dass Vanguard als erste unter den namhaften Fondsgesellschaften nun einknickt, hat also nichts mit „Unabhängigkeit“ zu tun. Es ist eher die Flucht nach vorne. Denn Texas ist nicht der einzige US-Bundesstaat, der die Interessen seiner mächtigsten Lobbygruppe – in diesem Fall die Ölfirmen – schützt. So verfährt etwa auch der Bergbaustaat West Virginia nach texanischem Vorbild rigoros mit Finanzdienstleistern, die aus Gründen des Umweltschutzes nicht mehr in die Kohleindustrie investieren. 

Insgesamt 18 republikanisch regierte Bundesstaaten haben sich abgesprochen, jetzt Druck auf die Finanzindustrie auszuüben. Den betroffenen Fondsgesellschaften flatterten zuletzt Brandbriefe aus den jeweiligen Justizministerien ins Haus. Der Tenor: Die Investmentfirmen würden aus ideologischen Gründen nicht mehr im Sinne ihrer Kunden handeln. Auch die Net Zero Asset Managers Initiative wird in diesem Zusammenhang konkret angegriffen. Es handele sich hier um ein Kartell, argumentieren die Justizminister der US-Bundesstaaten. Das sind schwere Vorwürfe. Und irgendwie erinnert es an die absurde QAnon-Erzählung vom „Deep State“ – der angeblich großen linken Verschwörung, die es zu besiegen gelte. Fehlt nur noch, dass den Fondsgesellschaften vorgeworfen wird, sie würden in ihren Kellern heimlich Kinderblut trinken.

Offenbar wollen die Trumpisten mithilfe der ihnen verbliebenen Macht in den US-Bundessaaten die Uhr zurückdrehen und der Finanzindustrie den Mut zu nachhaltigem Investieren austreiben. Die Kehrseite der Medaille ist allerdings teuer: Die betreffenden Bundesstaaten müssen sich nun in großem Umfang neue Partner für die Finanzierung ihrer Haushalte suchen. Die Auswahl ist nicht mehr besonders groß. Denn fast alle Branchengrößen der Finanzwelt sitzen auf der Schwarzen Liste der Reps. Die wenigen verbliebenen alternativen Anbieter lassen sich ihre Exklusivität gut bezahlen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass Texas in den ersten acht Monaten nach Inkrafttreten des Boykott-Gesetzes etwa rund 500 Millionen US-Dollar mehr an Zinsen bezahlen musste.

Und so wird eigentlich umgekehrt ein Schuh daraus: Es wäre nicht verwunderlich, wenn jemand demnächst auf die Idee käme, die republikanischen Bundesstaaten zu verklagen, weil sie aus ideologischen Gründen nicht im Sinne ihrer Bürger handelten.

Ausblick auf interessante Termine in dieser Woche

Am Dienstag kommen die EU-Energieminister in Brüssel zu einem Sondertreffen zusammen. Sie wollen Notfallmaßnahmen für die Energiekrise beschließen. Länder wie Spanien, Italien, Polen und Belgien hatten zuletzt auf einen EU-weiten Gaspreisdeckel gepocht. Bis der nicht beschlossen wurde, wollen sie weitere Maßnahmen zur Koordinierung von Gaseinkäufen und zur schnelleren Genehmigung von bestimmten Solar- oder Windkraftanlagen blockieren. Außerdem darf man gespannt sein, welche Gemeinheiten sich Victor Orban diesmal ausgedacht hat, um neue EU-Gelder für sich und seinen Familienclan abzuzweigen.

Am Mittwoch verkündet die US-Zentralbank Fed ihre nächste Zinssatzentscheidung. Experten gehen davon aus, dass die Fed den Leitzins wohl um weitere 50 Basispunkte anheben wird. Die Inflation ist immer noch hoch, die Arbeitslosigkeit gering und die Nachfrage nach Konsumgütern immer noch höher als das Angebot. Allerdings deutet sich beim Thema Inflation eine Trendwende an. Die Fed wird den Bogen deshalb nicht überspannen wollen, sondern erst einmal abwarten, welche Spuren die bisherige Geldpolitik hinterlässt. Um das beurteilen zu können, braucht es etwas Zeit. Die erwartete Zinserhöhung am Mittwoch könnte deshalb vielleicht die vorläufig letzte für die nächsten Monate sein.

Am Donnerstag folgen die Bank of England (BoE) und die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihren Zinssatzentscheidungen. Vermutlich werden die beiden Zentralbanken dem US-Vorbild folgen und die Leitzinsen für ihren Währungsraum ebenfalls jeweils um 50 Basispunkte anheben. Im Euroraum würde der Einlagensatz dann bei zwei Prozent liegen. In Großbritannien würde der Leitzins auf 3,50 Prozent steigen. Im Gegensatz zur Fed ist die EZB aber weit vom Ende der Fahnenstange entfernt. Sie will die Konjunktur im Euroraum nicht abwürgen und sich eher langsam vortasten. Immerhin hat sie noch einen Handlungsspielraum. Die BoE dagegen kann eigentlich nichts mehr richtig machen. Mit einer Inflationsrate von aktuell 11,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist die englische Notenbank einerseits zum dringenden und entschlossenen Handeln verdammt. Andererseits ist das Vereinigte Königreich längst in eine schwere Rezession gerutscht. Es geht mit Allem abwärts: Die Realeinkommen sinken – und mit ihnen die Binnennachfrage. Die Industrie hat Lieferprobleme, die Erträge schrumpfen. Und auch der Immobilienmarkt schwächelt. Und jetzt auch noch Zinserhöhungen? Poor Britannia. Und armer Schatzmeister.

Ab Freitag geht Schwedens größter Atomreaktor für anderthalb Wochen vom Netz. Wegen der Behebung eines kleineren Generatorenfehlers wird der Atomreaktor Oskarshamn 3 für voraussichtlich neun Tage vom Stromnetz abgekoppelt. Bereits im November war der Reaktor wegen Turbinenproblemen vorübergehend nicht in Betrieb gewesen. Wer denkt, das gehe nur Schweden etwas an, sollte mal die aktuelle Stromversorgungslage Europas studieren. Glücklich sind die Menschen, die in der aktuellen Vorweihnachtszeit ausreichend viele Kerzen gekauft haben.

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