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Der TiAM FundResearch Wochenrück- und -ausblick.
Kolumne

Warum der Equal Pay Day am falschen Tag stattfand

TiAM FundResearch blickt auf die vergangene Woche zurück und gibt einen Ausblick auf die kommenden Tage. Diesmal im Fokus: Der Equal Pay Day und verschiedene Rechenweisen für den Gender Pay Gap.

13.03.2023 | 07:30 Uhr von «Matthias von Arnim»

Rückblick auf die vergangene Woche

Am 7. März wurde in Deutschland der Equal Pay Day zelebriert. Der Tag soll symbolisch auf die geschlechtsspezifische Lohnlücke aufmerksam machen, die laut Statistischem Bundesamt 18 Prozent in Deutschland beträgt. Der sogenannte Gender Pay Gap (GPG) beschreibt demnach den „Verdienstabstand pro Stunde zwischen Frauen und Männern“, so das Statistikamt. Das Datum des Equal Pay Day wird folgendermaßen ausgerechnet: Die Jahresgehälter von Frauen und Männern werden verglichen. Anschließend wird ausgerechnet, wie viele Tage Frauen für ihr Gehalt arbeiten müssten, wenn Sie bei ihrem Jahresgehalt den gleichen Stundensatz bezahlt bekämen, wie die Männer. Die Differenz zu 365 Tagen ergibt die Zahl an Tagen, die Frauen im Jahr "umsonst" arbeiten. Rechnet man den Wert in Zeit um, ergibt dies nach derzeit gängiger Rechenmethode für Deutschland 66 Tage. Deshalb fand der Equal Pay Day in diesem Jahr in Deutschland am 7. März statt. In anderen Ländern errechnen sich andere Daten.

Im europäischen Vergleich steht Deutschland nicht besonders gut da. Der offizielle GPG-Durchschnitt liegt in der Europäischen Union bei 13 Prozent. Mit einem GPG von 20,5 Prozent ist Estland das Schlusslicht. In Luxemburg dagegen verdienen Frauen im Durchschnitt sogar 0,2 Prozent mehr als Männer. Eigentlich müsste dort der Equal Pay Day schon Ende Dezember stattfinden, im Vorgriff auf das folgende Jahr. Denn einen „männlichen“ Equal Pay Day gibt es nicht. Auch keinen neutralen. Deshalb wird der luxemburgische GPG-Wert mit einem Minuszeichen versehen.

Auf Platz zwei der Länder mit den geringsten Bezahlungsunterschieden zwischen Männern und Frauen liegt übrigens Rumänien, mit einem prozentualen Unterschied von nur 3,5 Prozent. Luxemburg und Rumänien spielen hier also in der gleichen Liga? Wie kommt das? Ist Rumänien so fortschrittlich? Nein, es liegt einfach an der Struktur des Arbeitsmarktes. Der Dienstleistungssektor in Rumänien ist im europäischen Vergleich unterentwickelt und macht keine zehn Prozent aus. 77 Prozent des BIP werden im Bergbau, im verarbeitenden Gewerbe, im Handel, in der Bauwirtschaft und im Energiesektor erzielt. Der gesetzliche Bruttomindestlohn in Rumänien beträgt umgerechnet rund 515 Euro. Für Unternehmen im Baugewerbe beträgt der Mindestlohn rund 600 Euro. Die Gehälter der großen Mehrheit der Angestellten in Rumänien bewegen sich um diese Werte herum – allerdings mit steigender Tendenz. Der Arbeitsmarkt ist leergefegt. Die Unternehmen sind um jede Arbeitskraft froh, egal ob Mann oder Frau. Wobei Frauen in der Bauwirtschaft eine Minderheit darstellen. Dafür spielen sie aber im öffentlichen Dienst eine tragende Rolle. Dort werden im Vergleich doppelt so hohe Löhne gezahlt wie im Landesdurchschnitt. Luxemburg hat kaum verarbeitende Industrie und keinen Bergbau. Hier konzentriert sich der Arbeitsmarkt vor allem auf den Bereich Dienstleistung, und dort vor allem auf den Bereich Finanzdienstleistungen. Der Arbeitsmarkt ist also ähnlich eindimensional wie in Rumänien, nur in einer anderen Gehaltsklasse.

Die Struktur des Arbeitsmarktes spielt also eine entscheidende Rolle bei der Berechnung des Gender Pay Gaps. Es kommt darauf an, wie viele Menschen wo arbeiten und ob in Teilzeit oder Vollzeit. Je diversifizierter eine Volkswirtschaft ist, desto komplexer ist die Berechnung. Das wissen auch die Statistiker. Deshalb gibt es auch einen sogenannten „bereinigten“ Gender Pay Gap. Hier wird jener Teil des Verdienstunterschieds herausgerechnet, der auf strukturelle Unterschiede zwischen den Geschlechtern zurückzuführen ist, wie Unterschiede im Hinblick auf Beruf, Branche, Beschäftigungsumfang, Qualifikation oder Karrierelevel. Und siehe da: Dort steht Deutschland nicht mehr so schlecht da. Der bereinigte GPG beträgt laut Statistischem Bundesamt nur sieben Prozent, in den alten Bundesländern sogar nur sechs Prozent

Wobei auch hier ein Korrektur-Sternchen angefügt werden muss. Erwerbsunterbrechungen (zum Beispiel durch Elternzeit) werden nicht als solche mit Grund benannt, sondern nur als Verdienstausfall eingerechnet. Würde man diese Faktoren berücksichtigen, würde der bereinigte GPG auf ein statistisch fast vernachlässigbares Minimum schrumpfen. Der bereinigte Gender Pay Gap sollte deshalb „nicht mit Verdienstdiskriminierung gleichgesetzt werden, sondern gilt eher als Obergrenze für Verdienstdiskriminierung“, beschreibt das Statistische Bundesamt diesen Umstand.

Bleibt die Frage: Warum verdienen Frauen in Deutschland im Durchschnitt weniger als Männer? Das ist die falsche Frage. Die Frage müsste lauten: Warum werden manche Jobs (in denen überwiegend Frauen arbeiten) schlechter bezahlt als andere? Wir müssen also eher über die Wertigkeit von Arbeit nachdenken. Und natürlich auch über den Wert von Verhandlungsgeschick. Dass eine Frau kürzlich vor Gericht eingeklagt hat, dass sie so viel verdienen muss wie ihr männlicher Kollege, der einen vergleichbaren Job macht, ist nur auf den ersten Blick gerecht. Denn die Begründung des Gerichts war, dass besseres Verhandlungsgeschick bei der Gehaltsverhandlung kein Grund für einen Gehaltsunterschied darstellen darf. Der Sieg der Frau vor Gericht war deshalb kein Sieg für die Gleichstellung von Mann und Frau, sondern ein vermutlich folgenreicher Eingriff der Justiz in die Verhandelbarkeit und Gestaltungsfreiheit von Arbeitsverträgen.

Was lernen wir daraus?

Erstens: Der Equal Pay Day hätte in Deutschland auch am 26. Januar stattfinden können, im Westen Deutschlands etwas früher, im Osten etwas später und für einige Berufsgruppen, in denen Männer kaum vertreten sind – wie zum Beispiel im Bereich der Geburtshilfe – am ersten Januar. Hier nur am Rande: Für den Vatikanstaat weist die EU aktuell keine verlässlichen Statistiken aus.

Zweitens: Die Welt ist komplex. Und nicht immer gibt es einfache Antworten auf komplexe Fragen. Das wird heutzutage leider immer öfter ignoriert.

Ausblick auf interessante Termine in dieser Woche

Am Dienstag trifft sich der der Rat für Wirtschafts- und Finanzfragen des Council of the European Union, der sich aus den Finanzministern der 27 EU-Mitgliedsstaaten zusammensetzt. Beim sogenannten ECOFIN werden koordinierte wirtschaftliche Maßnahmen, die Haushaltspolitik, öffentliche Finanzen, und die Kapital- und Finanzmärkte diskutiert. Der Rat wird unter anderem einen Gedankenaustausch über die wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen der Aggression Russlands gegen die Ukraine führen, wobei der Schwerpunkt auf Finanzmarktaspekten mit Energiebezug liegen wird.

Am Mittwoch ist in Ungarn Nationalfeiertag. Die Geschäfte bleiben geschlossen. Ob die Ungarn den freien Tag nutzen, um in der nördlich gelegenen Slowakei einkaufen zu gehen, ist fraglich. Die Inflation in der Slowakei – die übrigens auch am Mittwoch veröffentlicht wird – ist mit rund 15 Prozent dreimal so hoch wie in Ungarn. Da hilft es auch nichts, dass der Forint in den vergangenen sechs Monaten gegenüber dem Euro fast fünf Prozent aufgewertet hat.

Am Donnerstag veröffentlicht das japanische Ministerium für Finanzen aktuelle Zahlen zu Japans Güter-Handelsbilanz. Seit rund zwei Jahren übersteigen die Importe die Exporte. Tendenz: Der Trend verschärft sich. Japan hat immer noch den Ruf einer starken Exportnation. Die Wirklichkeit hat diesen Ruf längst überholt. Denn es ist nicht nur so, dass die Importe einfach schneller steigen als die Exporte, sondern die Exportraten als solche sinken.

Am Freitag werden die Zahlen zur Lohnkostenentwicklung und zur Inflation in der EU-Zone veröffentlicht. Wenig überraschend: Die Lohnkosten steigen derzeit um durchschnittlich drei Prozent. Der Verbraucherpreisindex wird deshalb so schnell nicht sinken. Aktuell steigen die Preise in der Europäischen Union im Durchschnitt um 8,5 Prozent. Die Ergebnisse der laufenden Tarifverhandlungen werden sich erst im kommenden Jahr auf die Inflation auswirken. Die Spirale dreht sich.

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