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Kolumne

Nackenschlag für die Neo-Broker

TiAM FundResearch blickt auf die vergangene Woche zurück und gibt einen Ausblick auf die kommenden Tage. Diesmal im Fokus: Das Geschäftsmodell der Neo-Broker steht vor dem Aus.

15.11.2021 | 07:30 Uhr von «Matthias von Arnim»

Rückblick auf die vergangene Woche

Die Europäische Kommission plant einem Bloomberg-Bericht zufolge das Verbot des sogenannten „Payment for Order Flow“, kurz PFOF, also der Rückvergütung von Ordergebühren durch Börsen-Handelspartner. Für die junge Kaste der sogenannten Neo-Broker ist diese Nachricht ein Nackenschlag.

Hintergrund: In den zurückliegenden 18 Monaten hat sich das Transaktionsvolumen der über Neo-Broker abgewickelten Börsengeschäfte vervielfacht. Der Erfolg ist kein Zufall: Wer schon mal Online-Spiele auf dem Handy gespielt hat, verfällt schnell dem Reiz des spielerischen Börsenzocks, den die Neo-Broker bieten. Anleger können über ihre Smartphones via Trading-Apps Wertpapiere kaufen und verkaufen. Die Bedienung ist sehr einfach, der Anreiz, immer mehr und mit immer höheren Beträgen zu handeln, wird in den Apps befeuert. Die Neo-Broker konzentrieren sich aufs Wesentliche, bieten einen leicht zu erlernenden Handelszugang zur Börse und werben mit niedrigen Preisen oder sogar mit kostenlosem Handel rund um die Uhr, auch außerhalb der regulären Handelszeiten.

Das Problem dabei: Ihre vorgeblich niedrigen Ordergebühren können die Broker nur deshalb anbieten, weil sie die Orders ihrer Kunden an Market-Maker weiterreichen, die dafür Transaktionskosten berechnen. Für die Weiterleitung der Aufträge zahlen diese den Neo-Brokern Rückvergütungen als Provision, die sogenannten PFOFs. Die Kunden spüren davon nichts. Denn die Gewinnspanne für die Market-Maker liegt in der Differenz zwischen Ankauf- und Verkaufspreis (Spread), die von den Anlegern nicht als Kosten wahrgenommen wird. Die Neo-Broker wiederum steuern den Handel bevorzugt dorthin, wo sie aufgrund möglichst weiter Handelsspannen die höchsten Rückvergütungen zu erwarten haben. Die Auswahl an Handelsplätzen ist deshalb nicht nur zufällig eingeschränkt.

Dieses Geschäftsmodell steht nun zur Debatte. Die Europäische Kommission will diese Handelspraxis unterbinden. Sie folgt mit ihren Plänen einem Vorstoß der US-amerikanischen Aufsichtsbehörde SEC, die das Geschäftsmodell ebenfalls kritisch sieht und nun zur Tat schreiten will. Die Änderungen, die die EU-Kommission vorsieht, sollen im Rahmen der Überarbeitung der Europäischen Finanzmarktrichtlinie MiFID II erfolgen.

Fazit: Sollte das „Payment for Order Flow“ tatsächlich verboten werden, würde die Regelung viele Online-Broker treffen. Doch gerade die Neo-Broker, die mit sehr niedrigen Ordergebühren werben, träfe das Verbot hart, nämlich ins Herz ihres Geschäftsmodells. Durch ein PFOF-Verbot würde die Europäische Kommission für mehr Preis-Transparenz sorgen, im Sinne der Verbraucher. Ein Geschäftsmodell abzuschaffen, das darauf baut, mit niedrigen oder gar null Gebühren zu werben und hintenherum die Kunden dann doch abzukassieren, ist nur konsequent und schon lange überfällig.

Ausblick auf interessante Termine in dieser Woche

Am Dienstag stehen in Großbritannien interessante Veröffentlichungen statistischer Zahlen an. Untern anderem werden das Durchschnittseinkommen und die Arbeitslosenzahlen auf der Insel bekanntgegeben. Zuletzt stieg das Lohniveau auf Jahresbasis um sechs Prozent. Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 5,2 Prozent – Tendenz sinkend. Was das bedeutet, lässt sich am Mittwoch verfolgen…

Am Mittwoch veröffentlicht die britische Nationale Statistikbehörde Zahlen zur Entwicklung der Inflation in Großbritannien. Der Verbraucherpreisindex stieg auf Jahresbasis zuletzt um 3,1 Prozent. Die Kernrate des Erzeugerpreisindex liegt jedoch bereits bei 5,9 Prozent. Das wird sich in den kommenden Wochen in den Verbraucherpreisen bemerkbar machen. Steigende Löhne (siehe oben) dürften bald für eine weitere Umdrehung der Preisspirale sorgen.

Am Donnerstag folgt die europäische Statistikbehörde Eurostat mit ihrem Bericht zur Inflation in der Eurozone. Auf Jahresbasis stieg der Verbraucherpreisindex zuletzt auf 4,1 Prozent. Angesichts der niedrigen Ausgangsbasis – 2020 waren eher deflationäre Tendenzen zu sehen – muss das noch kein Grund zur Sorge sein. Die Kernrate liegt in der EU schließlich nur bei 2,1 Prozent. Das ist sehr, sehr weit von einer Hyperinflation entfernt. Spannend wird es aber im nächsten Jahr. Dann gilt nicht mehr der milde Blick auf das Corona-Sonderjahr 2020 als Ausrede, um steigende Preise als Ausnahmeerscheinung titulieren zu können.

Am Freitag hält Christine Lagarde eine Rede, in der sie ausführlich erläutern will, wie die Europäische Zentralbank den aktuellen und zukünftigen Zustand der europäischen Wirtschaft beurteilt. Es wäre eine Überraschung, wenn die umweltbewegte EZB-Chefin bei der Gelegenheit nicht auf das klägliche Ergebnis der COP-Klimakonferenz in Glasgow eingehen würde. Lagarde wird sich bestärkt sehen, die Geldpolitik der Notenbank künftig noch grüner zu gestalten. Will heißen: Finanzierungen nachhaltiger Investitionen sollen preiswerter, klimaschädliche Projekte teurer werden. Man kann das gut finden. Doch es schleicht sich das Gefühl ein, dass die EZB unter Lagarde ihr eigentliches Ziel, nämlich die Stabilität des Euro zu wahren, etwas aus den Augen verliert. Das ist ein gefährlicher Pfad. Klimapolitik sollte die Sache gewählter Regierungen sein und nicht einer Institution wie der Zentralbank. Auch wenn sie es noch so gut meint.

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