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Kolumne

Zinswende: Die EZB hat die Wahl zwischen Pest und Cholera

TiAM FundResearch blickt auf die vergangene Woche zurück und gibt einen Ausblick auf die kommenden Tage. Diesmal im Fokus: der angekündigte scharfe Kurswechsel der US-Notenbank Fed und die Folgen für den Euroraum.

11.04.2022 | 07:30 Uhr von «Matthias von Arnim»

Rückblick auf die vergangene Woche

Die US-Notenbank Fed hat am vergangenen Donnerstag nicht weniger als einen Paradigmenwechsel in ihrer Geldpolitik angekündigt. Erstens will sie ihre Bilanzsumme zügig abbauen. Das Gremium will ab Mai bis zu 95 Milliarden Dollar monatlich aus der Bilanz verschwinden lassen. Dieses Ziel soll ausschließlich dadurch erreicht werden, dass auslaufende Anleihen nicht mehr refinanziert werden. Die Fed will also nicht aktiv Anleihen aus ihrem Bestand verkaufen. Kommt es so wie angekündigt, wird die Bilanz der US-Notenbank bald um 60 Milliarden US-Dollar an Staatsanleihen und 35 Milliarden US-Dollar an Anleihen, die mit Immobilien gedeckt sind, schrumpfen. Zur Einordnung der Größenordnung dieser Zahlen hilft ein vergleichender Blick auf die Jahre 2017 bis 2019, als die Fed dem Kapitalmarkt 50 Milliarden US-Dollar monatlich entzog und damit für einige Unruhe sorgte. Zweitens plant die Fed weitere Zinsanhebungen. In welchem Umfang und Tempo die Zinsanhebungen erfolgen sollen, ist noch unklar. Die Richtung steht allerdings schon fest.

Auslöser für den scharfen Kurswechsel ist die wachsende Erkenntnis, dass das Inflationsgespenst leider keine vorübergehende blasse Erscheinung ist. Es hat sich in den USA gemütlich eingerichtet und denkt nicht daran, zu verschwinden. Wie so oft, dämmert es nun auch den Europäern, dass das, was in Übersee passiert, in der Regel mit Verzögerung auch über den Ozean zu uns herüberschwappt. Bei Inflationsraten von mittlerweile über sieben Prozent gerät die EZB allmählich in Erklärungsnot, warum sie die Zinsen auf null und den Geldhahn weiter offenlässt. Denn eine Stagflation – hohe Inflation und zugleich wirtschaftliche Schwäche – will niemand. Auch die EZB nicht. Allerdings hat die Europäische Notenbank nur noch die Wahl zwischen Pest und Cholera. Entweder sie geht mit Zinserhöhungen gegen die steigenden Inflationsraten vor und erhöht durch die Verteuerung von Kapital die Gefahr einer Rezession. Oder sie hilft der Wirtschaft weiterhin mit billigem Geld und sieht tatenlos zu, wie die Preise immer schneller steigen und die Sparer enteignet werden.

Unabhängig davon, wie sich die EZB entscheiden wird, ziehen die Kosten für Finanzierungen bereits jetzt spürbar an. So haben sich laut einer Handelsblatt-Studie zufolge die Konditionen für Unternehmenskredite in Deutschland seit Jahresbeginn erheblich verschlechtert. Die durchschnittlichen Zinsen für fünfjährige Kredite sind demnach seit Dezember 2021 von 1,45 auf aktuell 2,65 Prozent angestiegen. Das ist ein Anstieg um fast 83 Prozent.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Einer davon sei aber an dieser Stelle prominent genannt: Durch den Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland sind die Rohstoffmärkte derart durcheinandergeraten, dass die Prämien für Termingeschäfte an den Rohstoffbörsen massiv angestiegen sind. Das sind keine Kleckerbeträge, sondern viele Abermilliarden US-Dollar an Mehrkosten, die von den Banken finanziert werden müssen. Es sind riskante und immer schlechter zu kalkulierende Finanzierungen. Denn hier geht es nicht mehr nur um den Handel mit Kontrakten, sondern um Geopolitik und viel, viel Spekulation. Und über das Ende aller Weissagungen, Ängste und Hoffnungen entscheidet ein wütender alter, kleiner, einsamer Mann im Kreml. Das ist eine bittere Erkenntnis. Die gute Nachricht lautet: Irgendwann wird dieser Spuk vorbei sein. Mit etwas Glück wird Europa dann wirtschaftlich und energiepolitisch autarker sein.

Ausblick auf interessante Termine in dieser Woche

Am Dienstag gibt die japanische Notenbank den aktuellen Trend des Inlandsunternehmens-Waren-Preisindex (DCGPI) bekannt. Der DCGPI misst die Preisentwicklung von Waren, die von japanischen Unternehmen gekauft werden. Der DCGPI korreliert mit dem CPI (Verbraucherpreisindex) und ist insofern ein wichtiger Gradmesser für die Inflationsentwicklung in Japan. Die Preise stiegen dem Index zufolge zuletzt um 0,8 Prozent. Monatlich. Auf Jahresbasis gerechnet, bewegt sich die Teuerungsrate mittlerweile irgendwo zwischen 8,9 und 9,3 Protent. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Wir reden hier von Japan, dem Land, in dem die Inflationsraten – gefühlt seit einer Ewigkeit – im negativen Bereich lagen.

Am Mittwoch spricht der Präsident der Bank of Japan Haruhiko Kuroda auf einer Pressekonferenz über die Geldpolitik der japanischen Notenbank. Japaner neigen in ihrer blumigen Sprache ja dazu, die Sachverhalte und Ausblicke etwas verschnörkelt auszurücken. Ein japanisches Sprichwort sagt: Ein Mann ohne Geld gleicht einem Schiff ohne Segel. Man wird sehen, wieviel Wind Herr Kuroda auf der Pressekonferenz am Mittwoch macht, um Japans Wirtschaft auf Kurs und gleichzeitig die Inflation im Zaum zu halten.

Am Donnerstag trifft sich die EZB zu einer Sitzung, in der über die Bedingungen für eine Zinsanhebung diskutiert wird. Es ist kein Geheimnis, dass sich eine große Zahl der Gremiumsmitglieder dafür ausspricht, die Leitzinsen anzuheben. Vielleicht wird der eine oder andere Teilnehmer sich auch die Rede von Herrn Kuroda angehört haben, um zu einem weisen Urteil zur weiteren Geldpolitik der EZB zu gelangen. Der nächste Schritt ist dann eine gute Kommunikation. Die ist wichtig. Denn „ein gesprochenes Wort holen vier Pferde im Galopp nicht ein“. Altes japanisches Sprichwort. Fragen Sie mal bei Herrn Kuroda nach.

Am Freitag passiert in den meisten westlichen Industrienationen nichts. Wegen Karfreitag. Sogar in Hongkong bleiben die Banken geschlossen. China hat dort offensichtlich noch nicht alles im Griff.

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