Robeco: Den Kurs beim Klima beibehalten – Warum Engagement weiterhin unerlässlich ist

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SI-Dilemma

Einige große Anleger sind kürzlich aus der Initiative Climate Action 100+ (CA100+) ausgetreten. Zu den Gründen für ihr Ausscheiden zählen Bedenken hinsichtlich der mit der neuen Phase der Initiative gestiegenen Anforderungen.

26.03.2024 | 07:24 Uhr

In der zweiten Phase von CA100+ liegt der Schwerpunkt nicht mehr auf der Aufforderung an die Unternehmen, ihre Dekarbonisierungsstrategien offenzulegen, sondern auf deren tatsächlicher Umsetzung. Diese Verlagerung von Zusagen zum Handeln scheint für diese Anleger ein wesentlicher Knackpunkt zu sein.

Gleichzeitig haben sich uns über 60 neue Anleger für die zweite Phase von CA100+ angeschlossen, die von der Kraft der Zusammenarbeit überzeugt sind. CA100+ besteht derzeit aus über 700 Anlegern und wächst weiter, da die Zahl der Mitglieder seit seiner Gründung ständig zunimmt. Wie sollten wir diese Entwicklungen bewerten? Werfen wir einen genaueren Blick auf die Geschichte und die Zukunft dieses gemeinschaftlichen Engagements, die zunehmende Übereinstimmung zwischen gemeinsamem Engagement und Transition Investing und die Perspektive von Robeco.

Die Geschichte: Fortschritte wurden erzielt

CA 100+ ist eine 2017 ins Leben gerufene Anlegerinitiative, die darauf abzielt, dass die börsennotierten Unternehmen mit den weltweit größten Treibhausgasemissionen in punkto Klimawandel notwendige Entscheidungen treffen. Der Fokus liegt anders ausgedrückt darauf, Fortschritte beim Übergang zu einer CO2-armen Wirtschaft zu erzielen. Robeco ist langjähriges aktives Mitglied der Koalition und führt das Engagement derzeit mit 12 wichtigen Unternehmen an: Anglo American, Berkshire Hathaway, BHP, CEZ, Ecopetrol, LyondellBasell, Marathon Petroleum, Petroleo Brasileiro, Phillips 66, Rio Tinto, TotalEnergies und Valero.

CA100+ hat entscheidend dazu beigetragen, die Unternehmen dafür zu sensibilisieren, dass der Klimawandel und die erforderliche Energiewende finanziell erhebliche Risiken darstellen, die von den Unternehmen bewältigt werden müssen. Die meisten Unternehmen, die unter die Initiative fallen, haben die Notwendigkeit von Klimaschutzmaßnahmen erkannt und erste Schritte in diese Richtung unternommen. Etwa 77 % dieser Unternehmen haben sich verpflichtet, Klimaneutralität bei den Emissionen bis 2050 oder früher zu erreichen, wobei sie sich zumindest auf die Scope 1- und 2-Emissionen konzentrieren.1

Auf Wunsch der Anleger haben immer mehr Unternehmen im Rahmen der Initiative Science-Based Targets (SBTi) für sich extern überprüfbare Ziele festgelegt, um bis 2050 oder früher Klimaneutralität zu erreichen. Robeco war federführend bei der Zusammenarbeit mit dem tschechischen Energieversorger CEZ, die dazu führte, dass die Ziele des Unternehmens von der SBTi genehmigt wurden und das Unternehmen eine ehrgeizige Strategie zur Erreichung von Klimaneutralität bis 2040 ausarbeitete.2 Unsere Zusammenarbeit mit LyondellBasell hat ebenfalls dazu geführt, dass das Unternehmen seine Ambitionen erheblich erhöht und seine Ziele dem strengen SBTi-Genehmigungsverfahren unterzogen hat.

Die Klimaüberwachung gehört zum Governance-Werkzeugkasten der meisten Unternehmen. Gegenwärtig haben 93 % der weltweit größten börsennotierten Emittenten eine Überwachung der Risiken und Chancen des Klimawandels durch Ausschüsse eingeführt. Viele Unternehmen haben auch einen klaren Blick auf die Berichterstattung. 90 % der Unternehmen haben sich ausdrücklich verpflichtet, die Offenlegung an die Empfehlungen der Taskforce on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) anzupassen, die inzwischen als weltweiter Standard für die Offenlegung und Berichterstattung zum Thema Klimaschutz gilt.

Für die Zukunft: Es ist noch viel Arbeit zu erledigen

Die Fortschritte sind allerdings bei weitem nicht ausreichend. Trotz der Fortschritte, die bei der Festlegung von hochrangigen Zusagen zur Klimaneutralität und Zwischenzielen für die Emissionssenkung erzielt wurden, fehlt es noch immer weitgehend an konkreten Aktionsplänen. Einige Unternehmen, insbesondere im Öl- und Gassektor, haben ihre Ziele und Pläne für CO2-arme Investitionen sogar abgeschwächt und damit einen Teil der Versprechen der vergangenen Jahre zunichte gemacht.

Die Umsetzung von Dekarbonisierungsplänen, um sinnvolle Emissionssenkungen zu erreichen, ist genau das, worauf sich Robeco und andere Anleger in der aktuellen Phase der Initiative konzentrieren. Wir fordern Unternehmen auf, ihre kurzfristigen Ziele zu erklären, ihre Dekarbonisierungsstrategie zu verfeinern und die Kapitalallokation mit diesen Plänen zu verknüpfen. Unternehmen mit hohem Schadstoffausstoß, die sich nicht an den Zielen des Übereinkommens von Paris orientieren, sind mit immer größeren finanziellen Risiken konfrontiert.

Reaktionen auf dem Markt

Die betriebswirtschaftliche Beurteilung eines weiteren gemeinsamen Engagements liegt klar auf der Hand, auch wenn einige Anleger beschlossen haben, die Initiative zu verlassen. Sie hat zu Reaktionen aus verschiedenen Perspektiven geführt. Der US-Klimabeauftragte John Kerry erwähnte, dass sich die Assetmanager „von der Wissenschaft abwenden“ und fragte, ob die abwandernden Anleger „auf der richtigen Seite der Geschichte stehen“.

CA100+ erwähnte, dass Hunderte Anleger aus der ganzen Welt sich weiterhin dafür einsetzen, dass Unternehmen ihre Treibhausgasemissionen senken. Einige US-Anleger bekräftigten ausdrücklich ihr Engagement für CA100+ und wiesen darauf hin, dass das Engagement ein wesentlicher Teil ihrer treuhänderischen Pflicht ist. Interessanterweise haben sich der kürzlich gestarteten Nature Action 100 innerhalb kürzester Zeit mehr als 200 institutionelle Anleger angeschlossen,3 wir deuten es als Zeichen für das anhaltende Vertrauen in gemeinschaftliche Initiativen.

Diese Entwicklungen finden vor dem Hintergrund eines immer komplexeren regulatorischen Umfelds statt, in dem der Umfang und die Grenzen der treuhänderischen Pflichten der Anleger umstritten sind. Das Gleichgewicht zwischen kurzfristiger finanzieller Performance und langfristigen Klimazielen stellt ein zunehmendes Dilemma dar. Der Klimawandel hat erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft insgesamt, die sich nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen mit der Zeit noch verstärken werden.

Meiner Meinung nach dürfen die systemischen Risiken und Auswirkungen des Klimawandels auf die Portfolios insgesamt nicht ignoriert oder geopfert werden, um sich kurzfristig auf die Renditen einer kleinen Gruppe von CO2-intensiven Aktien zu konzentrieren. Die Zusammenarbeit mit den Unternehmen, in die investiert wird, um den Übergang zur Klimaneutralität voranzutreiben und so zur langfristigen Wertschöpfung beizutragen, bleibt ein wichtiges Instrument für Anleger, um ihre treuhänderischen Pflichten zu erfüllen. Die Notwendigkeit, dieses Instrument einzusetzen, wird immer dringlicher, und tatsächlich beginnen auch die Anleger, sich mit den Regierungen zusammenzutun, um das systemische Risiko des Klimawandels besser zu bewältigen.

Kooperatives Engagement und Übergangsfinanzierung

Es ist bedauerlich, dass sich einige Anleger zurückziehen. Trotz der negativen Wahrnehmung, die die Rückzüge bei externen Beobachtern hervorrufen, spielten die meisten ehemaligen Mitglieder in der Praxis eine begrenzte aktive Rolle in der Initiative.

Außerdem stellen wir fest, dass einige der Aussteiger gleichzeitig die Übergangsfinanzierung verdoppeln, offenbar als Alternative zu Emissionssenkungen in der realen Praxis. Der inhärente Widerspruch besteht darin, dass die Finanzierung des Übergangs genau das ist, wofür Climate Action 100+ wirbt: Unternehmen, die konkrete Dekarbonisierungsstrategien festlegen und ihre Investitionen entsprechend ausrichten.

Wahre Verantwortung bedeutet, beide Aspekte dieses Übergangs zu schützen und Werte zu schaffen. Wir können uns nicht nur auf die Chancen der Zukunft konzentrieren und die Risiken der Gegenwart vernachlässigen.

Auf Kurs bleiben

Bei Robeco bleiben wir auf Kurs. Wir fokussieren uns weiterhin darauf, Wohlstand und Wohlbefinden zu schaffen, indem wir in den Übergang investieren und ihn durch Engagement beschleunigen. Eine Beschleunigung des Übergangs ist nach wissenschaftlichen Erkenntnissen zweifellos notwendig. Wir haben ein enger werdendes Zeitfenster für die Begrenzung der Erwärmung im Einklang mit dem Übereinkommen von Paris.

Auf Kurs zu bleiben, ist sowohl aus finanzieller Sicht als auch was die Auswirkungen betrifft, richtig. Der Übergang ist unvermeidbar. Negative externe Effekte wie CO2-Emissionen und eine Abnahme der Biodiversität werden zunehmend eingepreist. Dies ist bereits beim CO2-Grenzausgleichssystem und dem Anstoß für CO2-Märkte zu beobachten und wird in Zukunft zweifelsohne noch mehr an finanzieller Bedeutung gewinnen.

Die Beschleunigung von Klimamaßnahmen in Unternehmen ist eine Schlüsselkomponente des Netto-Null-Fahrplans von Robeco. Es geht darum, auf die Zukunft vorbereitet zu sein, sowohl durch Investitionen in den Übergang als auch durch die Zusammenarbeit mit Unternehmen, bei denen Fortschritte erforderlich sind. Es ist absolut sinnvoll, vorbereitet zu sein.

Unternehmen, die sich in einer schwierigen Übergangsphase befinden, profitieren eindeutig von einem konstruktiven Dialog mit Anlegern. Davon profitieren eindeutig alle, da ein wirksames Engagement nicht nur dem Unternehmen und seinen Anlegern, sondern auch der Gesellschaft im Allgemeinen zugute kommt.

Fußnoten

12023-Key-Findings.pdf (climateaction100.org)
2Investors welcome SBTi validation of Cez Group’s carbon reduction targets | Climate Action 100+
3Investors – Nature Action 100


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