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„Zum ersten Mal seit etwa 300 Jahren machen Schwellenländer etwa 50 Prozent des Welt-BIP aus“

Uday Patnaik, Head of Emerging Markets Debt bei LGIM
Emerging Markets

Uday Patnaik, Head of Emerging Markets Debt bei LGIM, spricht im Interview mit TiAM Fundresearch über die mannigfaltigen Chancen bei Schwellenländeranleihen und warum sie inzwischen als solide gelten.

18.07.2023 | 12:15 Uhr von «Jörn Kränicke»

TFR: Mr. Patnaik, Schwellenländeranleihen stehen aktuelle nur selten auf der Kaufliste von Anlegern. Gibt es Gründe dies zu ändern?

Uday Patnaik: Zum ersten Mal seit etwa 300 Jahren machen Schwellenländer etwa 50 Prozent des Welt-BIP aus. Daher können Anleger einfach nicht umhin, sich mit Schwellenländern zu beschäftigen. Sie sind der wichtigste globale Wachstumstreiber. Das war zuletzt während der Kolonialzeiten mit der Ostindien-Kompanie der Fall. Im Gegensatz dazu waren in den 1980er Jahren die entwickelten Märkte die Treiber des Wachstums. Etwa 70 Prozent des weltweiten Wachstums in den 80er Jahren stammten aus entwickelten Ländern, während nur etwa 30 Prozent aus Schwellenmärkten kamen. Das hat sich in den letzten Jahren umgekehrt.


Warum sind die Schwellenländer plötzlich so stark?

Schwellenmärkte haben die COVID-Krise ziemlich gut bewältigt. Was wir derzeit sehen, ist ein Wachstumsgefälle zwischen Schwellenmärkten und entwickelten Märkten, das in diesem Jahr das höchste der letzten zehn Jahre sein wird. Laut IWF und Weltbank wird das Wachstumsgefälle zwischen Schwellenmärkten und entwickelten Märkten in diesem Jahr bei etwa 2,6 bis 2,8 Prozent liegen. Nächstes Jahr wird es mit drei Prozent noch größer sein. Wir erwarten, dass Schwellenmärkte in diesem Jahr um etwa vier Prozent wachsen, während die entwickelte Welt vielleicht um 1,2 Prozent wächst.


Schwellenländer waren berüchtigt für Boom & Bust-Zyklen. Ist dies nun Geschichte?

In vielen Ländern ist das der Fall. Wenn man sich zum Beispiel die Handelsbilanzen und Handelsüberschüsse ansieht, sind sie auf Rekordniveau. Als Folge davon sind auch die Haushaltsdefizite zurückgegangen. Die Verschuldungsniveaus in den G7-Ländern betragen etwa 120 bis 125 Prozent des BIP, während sie in Schwellenländern etwa die Hälfte davon ausmachen.


Warum ist das so?

Alle wichtigen Schwellenländer – mit Ausnahme von vielleicht einem oder zwei – werden auch in diesem Jahr wachsen. Das führt uns zu der Frage, wie sich die Inflation entwickelt und wie sich die Zentralbanken in den Schwellenländern verhalten werden. Tatsächlich haben praktisch alle großen Schwellenländermärkte bereits ihre Zinssätze erhöht. In Uruguay, Vietnam und auch in China hat man bereits mit Zinssenkungen begonnen.


Warum wurden die Zinsen gesenkt?

Das liegt daran, dass die Schwellenländer während der Corona-Pandemie eine ganz andere Politik als die entwickelte Welt verfolgt haben. Es gab keine negativen Zinssätze in den Schwellenländern und deutlich weniger fiskalische Maßnahmen als in den Industrieländern. Dies geschah aus Sorge vor möglichen Rating-Herabstufungen, die zu erheblichen Währungsabwertungen geführt hätten. Zudem machte man sich Gedanken über die Auswirkungen auf die Inflation. Daher stehen insbesondere die großen Schwellenländer jetzt gut da.


Hat sich die Welt also komplett gedreht?

Man kann es so sagen. Großbritannien und der Rest Europas befinden sich technisch gesehen in einer Rezession, während wir meiner Meinung nach gegen Ende des Jahres auch eine leichte Rezession in den USA erleben werden. Gleichzeitig wird erwartet, dass sich das Wachstum in China gegenüber dem Vorjahr erholt, auch wenn es nicht mehr so stark ausfällt wie in den Jahren vor der Pandemie. Selbst Russland wird in diesem Jahr ein bescheidenes Wachstum aufweisen. Neben diesen positiven Fundamentaldaten sprechen auch die Bewertungen eindeutig für Schwellenländer.


Wie sind die aktuellen Bewertungen im historischen Vergleich einzuschätzen?

Aktuell bieten sich historisch gesehen eine der drei oder vier besten Gelegenheiten, Schwellenmärkte auf der Grundlage der Spreads zu kaufen. Zudem sind die Ausfallraten sehr niedrig. Die Netto-Verschuldung ist für viele Schwellenländerunternehmen dramatisch gesunken, was zu einer deutlichen Verbesserung ihrer Bonität geführt hat.


Bevorzugen Sie eher Lokalwährungen oder Hartwährungen?

Im Moment bevorzuge ich Hartwährungen. Denn im Vergleich zu lokalen Währungen bieten sie deutlich höhere Zinsen. Der Renditeaufschlag beträgt mehr als 100 Basispunkte. Ob man mit möglichen Währungsgewinnen diesen Renditenachteil ausgleichen kann, ist jedoch fraglich.


Welche Renditen können Anleger in den kommenden 3-5 Jahren erwarten?

Wir gehen davon aus, dass sowohl bei Unternehmensanleihen als auch bei Staatsanleihen Renditen von etwa sieben bis neun Prozent auf Dollarbasis erzielt werden können. Dies gilt für die Indizes. Hoffentlich können wir mit unseren aktiven Fonds etwas mehr erreichen.

Zur Person:

Uday Patnaik ist verantwortlich für den Bereich Emerging Markets Anleihen bei LGIM. Patnaik kam im April 2014 von der Gulf International Bank (UK) Ltd zu LGIM, wo er als Chief Investment Officer die Hauptverantwortung für die Verwaltung des Flaggschiff-Hedgefonds EMD und anderer festverzinslicher Portfolios trug. Davor baute er die Handelsabteilung für osteuropäische Staatsanleihen von Bear Stearns in London auf und half bei Merrill Lynch in New York, das Lateinamerika-Engagement des Unternehmens zu verwalten und aufzubauen.

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