• PartnerLounge
  • Bellevue Funds (Lux) SICAV
  • Metzler Asset Management
  • Comgest Deutschland GmbH
  • Capital Group
  • Robeco
  • Degroof Petercam SA
  • William Blair
  • Columbia Threadneedle Investments
  • Shareholder Value Management AG
  • DONNER & REUSCHEL AG
  • Bakersteel Capital Managers
  • ODDO BHF Asset Management
  • KanAm Grund Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH
  • Aberdeen Standard Investments
  • Pro BoutiquenFonds GmbH
  • Edmond de Rothschild Asset Management
  • iQ-FOXX Indices
  • AB Europe GmbH
  • M&G Investments
  • Morgan Stanley Investment Management
  • Carmignac
  • RBC BlueBay Asset Management
  • Pictet
  • dje Kapital AG
  • DAX----
  • ES50----
  • US30----
  • EUR/USD----
  • BRENT----
  • GOLD----

„Wir haben uns stärker auf Inflations- und Konjunkturrisiken eingestellt“

Johannes Maier ist seit 2019 bei Bantleon. Er ist für die Analyse europäischer und globaler Infrastruktur-Aktien verantwortlich.
Interview

TiAM FundResearch sprach mit Johannes Maier, Manager für Infrastrukturaktien bei Bantleon, über die Aussichten dieses Sektors und warum er vor allem in nachhaltige Geschäftsmodelle investiert. Zudem erklärt er, warum viele Infrstrukturaktien über einen eingebauten Inflationsschutz verfügen.

24.08.2022 | 12:20 Uhr von «Peter Gewalt»

TFR: Welche Vorteile haben Anleger mit einem Investment in Infrastrukturaktien?

Johannes Maier: Infrastrukturaktien haben in der Vergangenheit langfristig einen höheren Ertrag erzielt als der globale Aktienmarkt, und das bei deutlich reduzierter Volatilität. Aufgrund des defensiven Charakters der Geschäftsmodelle zeigen die Titel besonders in Abschwungphasen an der Börse eine klare Outperformance – das war in den Jahren 2002, 2008, 2020 der Fall und zeigt sich auch 2022. In Boomphasen generieren Infrastruktur-Titel zwar auch positive Erträge, diese fallen aber nicht ganz so stark aus wie am breiten Aktienmarkt. In Summe resultiert daraus ein asymmetrisches Risiko-Ertrags-Profil. Wegen des langfristig besseren Sharpe Ratios lohnt sich eine Beimischung von Infrastrukturaktien daher als Diversifikation. Und gerade im aktuellen Marktumfeld können Infrastrukturaktien ihre Stärken ausspielen.

TFR: Inwiefern?

Erstens können Infrastrukturunternehmen in jeder Konjunkturphase auf eine konstante Nachfrage zählen. Angesichts der dunklen Wolken am Konjunkturhimmel wird diese Eigenschaft umso wertvoller und bietet eine gewisse Sicherheit. Zweitens ist das Inflationsgespenst aus der Flasche, was schlecht für die breiten Aktienmärkte ist. Infrastrukturwerte bieten jedoch einen Inflationsschutz, denn die Erträge vieler Unternehmen sind aufgrund langfristiger Verträge direkt an die Teuerungsrate gekoppelt. Das heißt: Acht Prozent Inflation bringen dem jeweiligen Unternehmen automatisch acht Prozent höhere Umsätze, während die operativen Kosten nicht im gleichen Ausmaß steigen. Inflation ist für viele der Titel daher kein Belastungsfaktor, sondern bietet zusätzlichen Rückenwind. In der Historie konnten Infrastrukturaktien deshalb den Markt in Phasen mit Inflationsraten von mehr als 3% deutlich schlagen. Und drittens bieten Infrastrukturaktien aktuell erhebliche Wachstumschancen. So beschleunigt der Ukraine-Konflikt die Energiewende in Europa und bietet große Chancen. Unternehmen aus dem Bereich erneuerbare Energien wie Solar- und Windanlagenhersteller sowie Recyclingunternehmen zählen zu den Profiteuren. Neben dem Schutz vor Inflation und einer Rezession bieten Infrastrukturaktien also zugleich Wachstumschancen. Dass alle diese drei Punkte auf einmal zutreffen, war bei Infrastrukturunternehmen in der Historie noch nie der Fall.

TFR: Welche Sektoren zählen in Ihrem Fonds zum Infrastrukturbereich?

Wir konzentrieren uns auf die Kerninfrastruktur, weil nur dort diese wunderbare Kombination aus Stabilität und Wachstum zu finden ist. Dabei fokussieren wir uns auf drei Bereiche: erstens die Transportinfrastruktur, welche vornehmlich aus Betreibern von Mautstraßen und dem Schienennetz besteht. Zweitens sind Unternehmen aus der Versorgerwirtschaft von großer Bedeutung, wie Erzeuger von erneuerbaren Energien, Netzbetreiber, Unternehmen aus der Wasser- und Abfallwirtschaft sowie multinationale grüne Versorgerkonzerne. Der dritte Block besteht aus Unternehmen der digitalen Infrastruktur, darunter Betreiber von Rechenzentren und Funkmasten sowie Telekommunikationsanbieter mit eigener Netzinfrastruktur.

TFR: Welche von diesen Segmenten versprechen den größten Inflationsschutz?

Dazu zählen Unternehmen wie Mautstraßenbetreiber, deren Konzessionsverträge an die Teuerung gebunden sind. Ein weiterer Vorteil für die Betreiber liegt darin, dass die operativen Kosten überschaubar sind, sobald die Straßen erst einmal gebaut wurden. Unternehmen der Branche erzielen EBITDA-Margen von über 60 Prozent und werden von der Inflation weiter befeuert. Außerdem bieten Segmente mit monopolistischen Wettbewerbsstrukturen einen großen Inflationsschutz. Dazu zählen zum Beispiel die nordamerikanischen Schienennetzbetreiber wie Canadian National Railway. Die jüngsten Quartalszahlen zeigen abermals, dass es den Unternehmen gelingt, die höheren Kosten an die Kunden weiterzugeben. Zusätzlich profitieren von der Teuerung die regulierten Versorger, also Netzbetreiber, deren regulierte Erträge auch regelmäßig an die Inflation angepasst werden.

TFR: Was bietet weniger Inflationsschutz?

Bereiche, die der normalen Marktwirtschaft ausgesetzt sind. Dazu zählt beispielsweise die Baubranche, welche wir grundsätzlich meiden. Denn ohne Monopolstellungen oder langfristige Verträge können sich die positiven Inflationseffekte nur selten entfalten. .

TFR: Wie wirken sich die geopolitischen Wirren auf die unterschiedlichen Segmente in Ihrem Fonds aus?

Unternehmen, welche die Energiewende vorantreiben, zählen mehr denn je zur kritischen Infrastruktur. Die Abhängigkeit von russischer Energie führt zu einem Umdenken in der Energiepolitik Europas. Erzeuger von erneuerbaren Energien erleben aktuell einen regelrechten Boom. Deutschland sieht beispielsweise vor, 2 Prozent der Landesfläche bis 2032 für Windkraft zu nutzen. Solarprojekte in Spanien werden deutlich schneller bewilligt als früher. In Summe werden mehr Projekte noch schneller umgesetzt, was die Gewinne der Unternehmen treibt. Die Aktien von Unternehmen in unserem Portfolio wie PNE, Grenergy oder Greenvolt haben auf den rosigen Ausblick mit deutlichen Kurssprüngen reagiert. Der Ausbau von Stromnetzen ist für die Energiewende aber ebenso wichtig. Stromnetzbetreiber wie Terna und Elia profitieren von höheren Investitionen, weil dadurch die RAB (Regulated Asset Basis) steigt und damit proportional auch die Gewinne. Energiespeicherung ist ein weiteres Puzzlestück dieser Entwicklungen und rückt damit das Recycling von kritischen Metallen wie Lithium und Kobalt ins Rampenlicht. Unternehmen wie Veolia, Befesa, Umicore sollten von diesem Trend profitieren.

TFR: Wie ist die Lage bei den Versorgern?

Bei den Versorgern ist die Gemengelage komplizierter. Die Risiken sind größer, wenn ein Versorger mit russischem Gas beliefert wird. Bei aller Hysterie darf nicht vergessen werden, dass Deutschland am meisten von russischer Energie abhängig ist, weshalb die Risiken der Energieversorgung sowie von Unternehmen wie Eon und Uniper hierzulande größer sind als etwa in Spanien, wo die Abhängigkeit nahe null ist. Iberdrola etwa bezieht fast kein Gas aus Russland und profitiert dennoch vom Ausbau erneuerbarer Energien.

TFR: Welche Schwerpunkte hat ihr Portfolio aktuell, was haben Sie verändert in diesem Jahr?

Wir haben uns in diesem Jahr noch mehr auf die Inflations- und Konjunkturrisiken eingestellt. Das bedeutet, dass wir den Anteil der defensivsten Infrastruktursegmente, beispielsweise aus den Bereichen Wasserversorgung und Netzbetrieb, erhöht haben. Außerdem setzen wir auf Segmente, die vom Inflationsschub profitieren. Insgesamt ist Bantleon Select Infrastructure defensiver aufgestellt. Bereits vor Ausbruch des Ukraine-Konfliktes hatten wir stark in die Profiteure der Energiewende investiert und sehen uns durch die jüngsten Entwicklungen in diesem Fokus bestärkt.

TFR: Welchen Ansatz bei der Titelauswahl verfolgen Sie? Ist es eine Mischung aus Top-Down und Bottom-Up?

Wir setzen auf eine Kombination aus Stockpicking und Top-down-Steuerung auf Basis der Konjunkturanalysen unserer und mehrfach ausgezeichneten Volkswirte.

TFR: Sie hedgen den US-Dollar. Weshalb?

Die schwer vorhersehbare Entwicklung von Fremdwährungen passt unseres Erachtens generell nicht zur Stabilität der Assetklasse Infrastruktur. Weil wir Fremdwährungen absichern, profitieren wir im Umkehrschluss momentan auch nicht von der Stärke des Dollars. Wie schnell sich ein solcher Trend umkehren kann, zeigte sich in der Vergangenheit. Investoren sollten die Attraktivität von Infrastruktur-Investments isolieren und nicht mit einer Wette auf Fremdwährungen mischen.

TFR: Welches Renditeziel verfolgen Sie mit Ihrem Fonds?

Wir wollen langfristig einen Mehrertrag gegenüber dem europäischen Aktienmarkt erzielen, bei deutlich reduzierter Volatilität. Bisher haben wir dieses Ziel erreicht. Aufgrund der Stabilität der Geschäftsmodelle streben wir auch konstant hohe Ausschüttungen an. In den vergangenen Jahren lagen die Ausschüttungen bei vier Prozent, selbst im Jahr 2020 ist uns das gelungen.

TFR: Woher kommt die starke Fokussierung auf Europa?

Wir glauben, dass hier bei der Energiewende die Musik am lautesten spielt. Zudem sind viele traditionelle Energieerzeuger in den USA wegen ihrer Öl- und Gasgeschäfte von Bantleon Select Infrastructure ausgeschlossen. Mit einem konsequenten Fokus auf nachhaltige Geschäftsmodelle kann gerade im Bereich Infrastruktur ein wesentlicher Beitrag zum Erreichen des Null-Emissionsziels geleistet werden. Bantleon Select Infrastructure ist ein Artikel 8-plus-Fonds, also ein Nachhaltigkeitsfonds mit erweiterter ESG-Integration, was man allein daran sieht, dass er sich im FNG-Prozess befindet. Ab Herbst sollte er auch ein FNG-Siegel haben.

TFR: Wie sieht ihr Nachhaltigkeits-Engagement bei den Unternehmen aus?

Wir wählen mehrere Fokusbereiche aus, welche wir gegenüber unseren Portfoliounternehmen adressieren. Neben den UN-Nachhaltigkeitszielen steht dabei unser Bestreben, einen positiven Beitrag für die Energiewende zu leisten, im Mittelpunkt. Dazu zählt beispielsweise, dass Rechenzentren Strom aus erneuerbaren Energien nutzen. Außerdem wollen wir Energieversorger darin bestärken, den Schwerpunkt ihres Energiemixes von fossilen zu erneuerbaren Energiequellen zu verschieben.

Zur Person:

Johannes Maier ist seit 2019 bei Bantleon. Er ist für die Analyse europäischer und globaler Infrastruktur-Aktien sowie die Vorbereitung der entsprechenden Investmententscheidungen verantwortlich. Johannes Maier hat mehr als elfJahre Berufserfahrung bei Finanzdienstleistern. Er arbeitete unter anderem bei der UBS in New Orleans und bei Bloomberg in New York. Maier ist neben dem Bantleon Changing World auch für das Management des Bantleon Select Infrastructure zuständig.

Diesen Beitrag teilen: