Skandinavien: Sicherer Hafen bei unruhiger See?

Interview

FRAM heißt "vorwärts" auf Norwegisch und FRAMgång heißt "Erfolg" auf Schwedisch. Außerdem heißt FRAMtid "Zukunft" auf Schwedisch. Die FRAM ist zudem ein 1892 fertiggestelltes Schiff, das norwegische Polarforscher in den Jahren 1893–1912 nutzten.

31.08.2022 | 11:14 Uhr

Die FRAM war darauf ausgelegt, im Packeis driften zu können. Weniger turbulente "Drifts" erleben Anleger hoffentlich bei dem Aktienfonds FRAM Capital Skandinavien, der im Rahmen der Publikation „Der Fonds Analyst“ vom 13. Juni untersucht wurde. Michael Bohn, Greiff Research Institute, sprach mit Florian Romacker, Geschäftsführer, und Morten Rokkedal, Director Institutional Sales & Analyse von FRAM Capital.

Der Fonds Analyst: Warum ist eine Region wie Skandinavien mit nur rund 28 Mio. Einwohnern (also ca. 3% der Einwohner Europas) in einigen Sektoren überhaupt so erfolgreich und beliebt?

Rokkedal: Klar ist, dass Skandinavien als Pionier in Umweltschutz/ESG Vorreiter ist, es wird ausgeprägt gelebt und nicht aufgezwungen. Auch handelt es sich um sehr kleine Länder mit recht begrenzten inländischen Absatzmärkten. So sind die Unternehmen sehr früh dazu gezwungen, sich auf dem Weltmarkt zu behaupten. Die Banken sind seit der lokalen Finanzkrise Anfang der 90er-Jahre hervorragend kapitalisiert (Tier1 Ratios von 15%-21%). Kapital ist generell immer vorhanden: Neben den Banken von den Beteiligungsgesellschaften in Schweden (Wallenbergs etc.), die Stiftungen in Dänemark (denen rund die Hälfte von OMX25 in Dänemark gehört) oder der Ölfonds in Norwegen. Darüber hinaus ist die Work-Life-Balance ist schlicht und ergreifend top, das sorgt für deutlich mehr Effektivität und Motivation bei den Mitarbeitern. Davon abgeleitet gehören die Skandinavier zu den absolut glücklichsten Menschen der Welt. Ein weiterer Punkt: Dänemark bietet mit deren „Forskerordnungen“ tatsächlich einen finanziellen Anreiz, um Experten aus dem Ausland anzulocken: Wer nach Dänemark umzieht und ein Jahresgehalt von mind. € 115.000 erhält, wird für 7 Jahre steuerlich massiv begünstigt. Die Skandinavier beziehen auch grundsätzlich attraktive Gehälter, insbesondere wenn man den privaten Rentenbaustein dazurechnet: Die Arbeitgeber zahlen häufig und sektorübergreifend bis 15% zusätzlich zum Gehalt für die private Rente dazu, dies kann der Arbeitnehmer selbst anlegen und somit häufig und früh im Berufsleben in Aktien investieren. Dies schafft eine ausgeprägte Aktienkultur.

Der Fonds Analyst: Die beiden Peergroups "Equity Northern Europe" sowie "Equity Nordic Small- & Mid-Cap" beinhalten insgesamt knapp 20 Fonds (Refinitiv Lipper)! Was unterscheidet den Fonds von den Mitbewerbern?

Rokkedal: Der Fonds hat ein Alleinstellungsmerkmal in der Gestalt, dass er der einzige Skandinavienfonds ist, der aus Deutschland gemanagt wird, was bedeutet: kein Home-bias, völlig frei von jeglicher Rücksichtnahme auf heimische Unternehmen oder Investoren. Wir haben außerdem keine offizielle Benchmark und jede Aktie, in die wir investieren, muss beim Kauf so bewertet sein, dass ein hohes absolutes Kurspotenzial besteht. Im Vergleich zu den skandinavischen Mitbewerbern achten wir auf ausreichend Liquidität in den Positionen. Einen Großteil des Portfolios könnten wir schnell und ohne großen Kurseinfluss veräußern. Viele unserer Mitbewerber halten große Positionen, bei denen sie einige Wochen benötigen, um diese zu liquidieren. Außerdem handelt es sich um einen Allcap-Fonds, allerdings mit stärkerer Gewichtung von Small- und Mid-Caps. Betreffend der Ländergewichtung sind wir völlig unvoreingenommen. Aktuell ist beispielsweise Norwegen mit rund 30% gewichtet.

Der Fonds Analyst: Das Renditeziel des Fonds liegt bei 5-10% p.a. bei einer niedrigen Volatilität, die bei rund 15% liegen soll und einem möglichst niedrigen maximalen Drawdown. Gleichzeitig wollen Sie den MSCI Europe outperformen. Was sind hier die Grundpfeiler Ihrer Strategie, um Ihre Ziele zu erreichen?

Romacker: Als Anlageuniversum kommen die skandinavischen Aktienmärkte Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden infrage. Der Fonds ist ein Fonds nach Artikel 8 SFDR, die Sektoren Rüstung sowie Tabak werden von vorneherein ausgeschlossen. Außerdem kommt dem Ansatz entgegen, dass bei sehr vielen skandinavischen Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit im Fokus steht. Damit eine Investition in einen Titel überhaupt erfolgt, muss das Management des Unternehmens in aller Regel besucht worden sein. Spezielle Ereignisse (z.B. Ukraine-Krieg) erfordern jedoch auch mal zunächst eine Top-down Sicht. Am Ende ist immer die Qualität des Unternehmens entscheidend. Zusätzlich zu den regelmäßigen Kontakten zu den Unternehmenslenkern haben wir Zugang und pflegen Kontakt zu den meisten Research-Häusern Skandinaviens (ABG, Carnegie, Danske Bank, SEB). Die relevantesten Kriterien bei der Titelauswahl sind:

Managementqualität, Bilanz (Verschuldung) und die Marktstellung.

Der Fonds Analyst: Sie fokussieren sich besonders auf die fünf Themen Nachhaltige Verpackungen, Infrastruktur, Energie, Technologie und Healthcare. Warum?

Romacker: Beim Thema „Infrastruktur“ bezieht sich die starke Position Skandinaviens auf die digitale Infrastruktur - wir decken den Sektor insbesondere durch Nokia und Ericsson ab. Die Aussichten im Bereich G5-Netzwerke erachten wir als mittelfristig sehr attraktiv. Die beiden Unternehmen genießen in der aktuellen geopolitischen Lage einen deutlichen Wettbewerbsvorteil gegenüber deren beiden chinesischen Wettbewerbern Huawei und ZTE.

Im Bereich nachhaltige Verpackungen sprechen die geografischen Gegebenheiten mit viel Wald und der Zugang zu billiger Energie für Skandinavien. Die Skandinavier haben in den letzten Jahren die Industrie konsolidiert und in Europa kräftig eingekauft, z.B. die Übernahme der Papierfabrik Haindl in Augsburg durch UPM-Kymmene oder Papierwerke Aschaffenburg durch SCA.

Im Bereich Erneuerbare Energien ist Dänemark als Pionier bei der Windkraft zu nennen. Hier sind neben dem weltweit führende Turbinenhersteller Vestas und weltweit größter Offshore-Windkraftanlagen Betreiber Örsted auch die Offshore-Kompetenzen von Siemens entstanden. Insbesondere Norwegen hat auch sehr früh angefangen, gezielt erneuerbare Energien zu fördern.

Medizintechnik & Gesundheit: Die sehr wohlhabende Stiftungen hinter insbesondere Novo Nordisk und die Hörgerätehersteller Demant und GN Store Nord investieren seit langem strategisch in F&E des lokalen medizintechnischen Bereichs. Das schwedische Karolinska-Institut ist ziemlich einzigartig in deren Forschung in und Förderung vom Medizintechnik bis hin zu Biotech. Karolinska gilt als eine der besten medizinischen Forschungseinrichtungen der Welt.

Der Fonds Analyst: Mit welchen Maßnahmen wird das Risiko gesteuert, worin besteht das Risikomanagement?

Romacker: Grundsätzlich investieren wir nur in finanziell solide dastehende Unternehmen. Nach Bekanntwerden von negativen Nachrichten zu einem Portfoliotitel erfolgt umgehend eine erneute kritische Prüfung. Außerdem muss die Liquidität der gehaltenen Positionen ausreichend sein. Nur extrem selten (maximal 10% des Portfolios) werden auch Titel gekauft, auf die dies nicht zutrifft. Zur Vermeidung von größeren Abstürzen werden Derivate eingesetzt, in der Regel maximal 1% des Fondsvolumens, quartalsweise rollierend. Damit lassen sich etwa 20% bis 25% des Portfolios gegen Kurseinbrüche schützen. Und die bisherigen Ergebnisse überzeugen: Seit Jahresbeginn liegt unser Fonds mit etwa 3,88% im Minus, aber über die letzten 3 Jahre steht ein Plus in Höhe von 38,25% bei einer Volatilität von rund 17% im selben Zeitraum.

Der Fonds Analyst: Vielen Dank für das Gespräch. Unser Fazit: Dass das Management des Fonds über eine exzellente Expertise verfügt, steht außer Frage und damit hat der Fonds aus unserer Sicht das Potenzial, die Schlagzeile zu liefern, die das Fondsmanagement gerne einmal lesen würde: "FRAM Capital Skandinavien - langfristiger Erfolg, bei dem man ruhig schlafen kann!"

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