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Interview

„Nachhaltigkeits-ETFs boomen weiterhin“

Investoren fliegen auf Indexfonds mit nachhaltiger Ausrichtung. 2021 entfielen bei europäischen ETFs rund die Hälfte aller Mittelzuflüsse auf ESG-ETFs. Claus Hecher, Deutschlands ETF-Chef bei BNP Paribas, und Manuel Bermes, ESG-Spezialist bei MSCI, erklären, worauf Anleger achten müssen.

03.05.2022 | 07:30 Uhr von «Uli Kühn»

TiAM: Wie entwickelt sich der Markt für nachhaltige ESG-ETFs zurzeit?

Manuel Bermes: ETFs sind ja allgemein sehr gefragt. Nachhaltigkeits-ETFs erleben allerdings einen regelrechten Boom, vor allem in Europa. Bei Aktien-ETFs, die auf MSCI-Indizes basieren, entfielen vergangenes Jahr 72 Prozent der Nettozuflüsse auf ESG-ETFs. Wir sind stolz darauf, unsere Kunden bei dieser Entwicklung begleiten zu dürfen. Der Boom lässt sich auch in der ETF-Produktentwicklung beobachten. Wir streben an, gemeinsam mit den ETF-Anbietern bestehende Fonds verstärkt auf eine ESG-Methodik umzustellen.

Claus Hecher: Wir legen schon seit 2016 bei allen ETF-Neuemissionen den Fokus klar auf die Abbildung nachhaltiger Indizes. Bei einer Reihe von ETFs haben wir inzwischen auch einen traditionellen Index durch sein ESG-konformes Pendant ersetzt. Aktuell sind über 80 Prozent der von uns angebotenen ETFs gemäß Artikel 8 oder 9 der EU-Offenlegungsverordnung klassifiziert. Außerdem haben wir bei vielen unserer ESG-ETFs zusätzlich darauf geachtet, dass sie auch die Anforderungen des Zielmarktkonzepts der Verbände für den Vertrieb nachhaltiger Fonds in Deutschland erfüllen.

TiAM: In welche Märkte investieren die Nachhaltigkeits-ETFs von BNP Paribas?

Hecher: Die Palette unserer nachhaltig ausgerichteten ETFs umfasst sowohl regionale Vermögensbausteine als auch innovative Anlagethemen wie beispielsweise die Kreislaufwirtschaft, Infrastruktur oder grüne Anleihen.

TiAM: Wie unterscheiden sich die verschiedenen ESG-Indexkonzepte?

Bermes: Bei MSCI differenzieren wir zunächst einmal zwischen zwei großen Gruppen: ESG-Indizes auf der einen Seite und Klimaindizes auf der anderen. ESG-­Indizes streben eine Verbesserung des sogenannten ESG-Scores an, bei dem umweltbezogene, soziale und eine gute Unternehmensführung betreffende Risiken bewertet werden.

TiAM: Und was machen Klimaindizes?

Bermes: Klimaindizes zielen darauf ab, dass Investoren Klimarisiken bei ihrer Anlagestrategie berücksichtigen können, einschließlich der Reduzierung von CO2-Emissionen. Innerhalb der beiden jeweiligen Gruppen bieten wir verschiedene Ausprägungen der Integration von ESG- beziehungsweise Klimaindikatoren an.

TiAM: Welche Varianten gibt es?

Bermes: Die strengsten unserer Standard­ansätze sind hierbei die SRI-Index­reihe auf der ESG-Seite und die Paris-­Aligned-Benchmark-Indexreihe auf der Klimaseite. Basierend auf unseren Standardprodukten entscheiden sich viele ETF-Anbieter für kundenindividuelle Anpassungen unserer Indizes, um ihre ETFs noch besser auf deren kunden- oder länderspezifische Gegebenheiten ausrichten oder die notwendigen regulatorischen Vorgaben erfüllen zu können.

TiAM: Für welche Indizes haben Sie sich bei BNP Paribas entschieden?

Hecher: Sehr gefragt sind bei unseren Kunden ETFs auf Aktienklimaindizes mit hoher ESG-Integration, mit Best-in-Class-Ansatz und mit den relevanten normbasierten Ausschlüssen. Die Indizes dieser ETFs erfüllen die Kriterien der Paris-Aligned Benchmark der EU. Diese Benchmark, abgekürzt PAB, gibt Vorgaben, wie ein Index konstruiert werden sollte, damit er den Zielen des Pariser Klimaabkommens entspricht und mit dem EU-Ziel der CO2-Neutralität korrespondiert. Auch das Risiko des Greenwashing soll somit verringert werden.

TiAM: Können Sie die Vorgaben der PAB etwas genauer erläutern?

Hecher: Das Ziel ist, den CO2-Fußabdruck im Vergleich zum Anlageuniversum um rund 50 Prozent zu reduzieren. Die PAB sieht zudem einen Mechanismus vor, um den CO2-Fußabdruck des Portfolios um mindestens sieben Prozent pro Jahr weiter zu reduzieren. Dies steht im Einklang mit der 1,5-Grad-Zeitschiene des Intergovernmental Panel on Climate Change – und es entspricht dem EU-Ziel der CO2-Neutralität. Die strengen Indexregeln führen zu sehr hohen ESG-Ratings und gleichzeitig zu einem niedrigen CO2-Fußabdruck der jeweiligen ETFs.

TiAM: Sind alle ESG-ETFs von BNP Paribas jetzt PAB-konform?

Hecher: Nein, für Investoren, die einen niedrigen Tracking Error und geringe Performanceunterschiede zwischen Standard- und ESG-Index wünschen, haben wir weitere ESG-ETFs. Diese ETFs bilden sogenannte MSCI ESG Min TE Indizes für sechs regionale Aktienmärkte ab. Sie haben einen eher niedrigeren Grad an ESG-Integration und schließen weniger Branchen aus.

TiAM: Worauf müssen Anleger achten, wenn sie sichergehen wollen, dass sie in einen ETF investieren, der tatsächlich einen nachhaltigen Index abbildet?

Bermes: Wir bieten ein breites Spek­trum an Indizes mit unterschiedlich hoher ESG-Integration, um verschiedenen Kundenbedürfnissen und regionalen Besonderheiten gerecht werden zu können. Unsere SRI-Indexfamilie legt die höchsten ESG-Standards relativ zu anderen Index­familien an.

TiAM: Wie wird die Entwicklung bei den ESG-Indizes in den nächsten Jahren weitergehen?

Bermes: In Deutschland gibt es aktuell Überlegungen, die regulatorischen Vorgaben der EU noch einmal etwas strenger auszulegen. Zudem setzen sich viele institutionelle ETF-Investoren in Deutschland einen eigenen, schärferen ESG-Rahmen. Wir beobachten auch, dass sich Anleger verschiedene nachhaltige Siegel anschauen, deren Anforderungen ein ETF-Anbieter oftmals nur mit einem kundenindividuell angepassten ESG-Index adressieren kann.

TiAM: BNP Paribas Easy ist der erste ETF-Anbieter, der für einige ETFs auch das FNG-Siegel erhalten hat. Welche ETFs wurden damit ausgezeichnet?

Hecher: Mit ESG werben ist eine Sache, es konsequent umsetzen die andere. Wir haben bei der Bewerbung um das FNG-Siegel sechs Aktien- und vier Anleihen-ETFs ins Rennen geschickt – unsere streng nachhaltigen Aktien-ETFs, die die MSCI SRI S-Series PAB 5% Capped Indizes für die Regionen Euroland, Europa, USA, Japan, China und Welt abbilden, sowie die ETFs, die in Euro-­Anleihen von fossilfreien Unternehmen investieren. Bei den Unternehmensanleihen kann der Anleger zwischen drei ETFs mit unterschiedlicher Duration und Invest­ment Grade beim Kreditrating wählen oder zu einem greifen, der in hochverzinsliche Anleihen investiert.

TiAM: Was macht ETFs mit FNG-Siegel so besonders?

Hecher: Die Einteilung nach der Offenlegungsverordnung macht der Asset-­Manager selbst. Das FNG-Nachhaltigkeitssiegel ist dagegen eine unabhängige Qualitätskontrolle. Das FNG-Siegel ist der Qualitätsstandard für nachhaltige Fonds im deutschsprachigen Raum und wird zu Recht von vielen Investoren berücksichtigt.

TiAM: Was gehört zu dieser neutralen Qualitätskontrolle?

Hecher: Die ganzheitliche Methodik des FNG-Siegels basiert auf einem Mindeststandard. Dazu zählen Transparenzkriterien und die Berücksichtigung von Arbeits- und Menschenrechten sowie außerdem von Umweltschutz und Korruption. Außerdem werden Unternehmen des Fondsportfolios explizit auf Nachhaltigkeitskriterien hin analysiert und der Fonds muss eine explizite Nachhaltigkeitsstrategie vorweisen. Darüber hinaus spielen auch ganz klar Elemente wie Reporting, Kontroversen, Monito­ring, die Einbindung von Stakeholdern und die Fondsgesellschaft als solche eine wichtige Rolle. Und Wertpapiere aus bestimmten Branchen wie Atomenergie oder Kohle oder Waffen sind natürlich sowieso tabu.

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