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Interview

LFDE-Manager Paul Merle zum Kampf gegen den Klimawandel: "Stringenter als EU-Taxonomie"

Klima-Fonds: Der Weltklimarat sieht große Risiken für die Wirtschaft. Wie Assetmanager gegensteuern wollen.

18.03.2022 | 07:15 Uhr von «Julia Groß»

Der Weltklimarat IPCC veröffentlichte am Montag einen Teil seines sechsten Sachstandsberichts. Er fasst die neuesten wissenschaftlichen Ergebnisse der vergangenen acht Jahre zusammen. Die Daten sind alarmierend: Die globale Erwärmung schreitet demnach schneller und stärker voran als erwartet, es bleibt nur ein kurzes Zeitfenster, um Folgen wie steigende Lebensmittelpreise und Störungen des globalen Handels zu verhindern.

Die Finanzbranche hat in den vergangenen Jahren bereits reagiert und bezieht Klimarisiken inzwischen sehr oft in die Unternehmensbewertung mit ein. Sogenannte Impact-Fonds wie der Echiquier Climate Impact Europe gehen weiter: Sie wollen ihren Einfluss auf Firmen nutzen, um Klima- und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. LFDE-Portfoliomanager Paul Merle erklärt, warum gezielte Investments in Anbieter von Technologien, die Treibhausgasemissionen sparen, dafür nicht ausreichen.

Die neueste Veröffentlichung des Weltklimarats analysiert unter anderem, wo Umwelt und Gesellschaft besonders verwundbar durch die globale Erwärmung sind. Wo sehen Sie die größte Verwundbarkeit in der Wirtschaft?

Paul Merle: Das ist eine schwierige Frage. Schon der letzte Report hatte zum Ergebnis, dass das Klima sich schneller und stärker erwärmt als befürchtet. Das betrifft alle und jeden, Unternehmen, Regierungen, Konsumenten. Jede Branche wird sich großen Umwälzungen gegenübersehen. Natürlich ist man verwundbarer, wenn man Standorte und Fabriken in Ländern hat, die besonders von Veränderungen betroffen sind. Aber wenn wir die Pariser Klimaziele erreichen wollen, muss jede Branche Schritte in die richtige Richtung unternehmen. Deshalb konzentrieren wir uns bei unseren Investments nicht nur auf die Anbieter von Lösungen, sondern wollen den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft in jeder Branche begleiten.

Dabei setzen Sie auch auf Unternehmen, die erst begonnen haben, nachhaltiger zu agieren, und auf sogenannte Klima-Pioniere. Warum halten Sie es für wichtig, in Konzerne zu investieren, die bereits sehr nachhaltig agieren und zudem ohnehin einen vergleichsweise kleinen CO2-Fußabdruck haben?

Wir investieren auch in die Unternehmen mit den ehrgeizigsten Klimastrategien aus Sektoren, die bei Klimafonds normalerweise nicht berücksichtigt werden, zum Beispiel Pharma oder Finanzen. Wir glauben, dass diese Firmen einen systematischen Einfluss auf ihre Stakeholder ausüben, ihre Kunden, ihre Zulieferer, sogar ihre Wettbewerber. Solche Firmen zwingen das gesamte System, in dem sie agieren, zu ehrgeizigen Klimazielen. Astrazeneca hat beispielsweise Klimaziele, die im Einklang mit dem 1,5-Grad-Ziel stehen, und die erreichen sie nur, wenn auch die Zulieferer mitziehen. Oder BNP Paribas: Eine Bank hat zunächst sehr niedrige CO2-Emissionen, aber wenn man sich ihre Investments anschaut, dann kann sie auf der ganzen Welt Öl- und Gasunternehmen finanzieren, oder aber auch den Ausbau von erneuerbaren Energien. Und BNP Paribas hat kommuniziert, die CO2-Emissionen seiner Investments zu reduzieren, und die Finanzierung von erneuerbaren Energien auszubauen.

Das heißt, Sie managen zwar einen Europa-Fonds, aber der Impact, den Sie erzielen, ist global?

Richtig. Wir investieren nur in europäische Aktien. Aber die Unternehmen sind weltweit aktiv und der Impact ist ebenfalls global.

Was ist mit den Unternehmen, die erst angefangen haben, nachhaltiger und klimaschonender zu wirtschaften?

Viele Klimafonds schließen beispielsweise weite Teile des Energiesektors von vornherein aus. Wir denken, dass es wichtig ist, diesen Sektor nicht zu ignorieren, weil er für rund 25 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist. In dieser Kategorie haben wir beispielsweise die Aktien von Neste gekauft. Neste war ein Ölraffineriekonzern und macht immer noch Geschäfte mit fossilen Brennstoffen. Aber sie stecken mitten in der Transformation und sind heute bereits Weltmarktführer bei regenerativem Diesel für den Transport- und Luftfahrtsektor. 2030 werden sie nur noch in diesem Bereich aktiv sein. Neste recycelt dazu beispielsweise Frittierfett von Fast-Food-Firmen oder Algen und Müll, um daraus erneuerbaren Diesel herzustellen, der 80 bis 90 Prozent weniger Treibhausgasemissionen als fossiler Diesel erzeugt. Solche Unternehmen sind wichtig, um die Klimaziele von Paris zu erreichen.

Wie geduldig sind Sie mit dieser Art von Unternehmen, wenn die ihre selbst gesteckten Ziele nicht erreichen?

Wir berechnen einen "Klimareife-Score" auf der Grundlage einer firmeneigenen Methodik. Wenn wir da innerhalb von zwei Jahren keine Verbesserung sehen, werden wir vermutlich mit dem Management des Unternehmens über die Gründe sprechen, und dann werden wir eventuell die Anteile verkaufen.

Welche Rolle spielt die EU-Taxonomie für Ihren Fonds?

Aktuell nutzen wir unsere eigene Methodik, um grüne Aktien zu beurteilen. Es ist noch zu früh, um mit der EU-Taxonomie zu arbeiten. Aber sie ist natürlich sehr wichtig für uns, weil wir in einige Unternehmen investiert sind, bei denen noch diskutiert wird, ob sie Taxonomie-konform sind. Das betrifft etwa den Wald- und Papierkonzern Svenska Cellulosa. Unglücklicherweise ist das ein sehr politisches Thema geworden.

Nach der kontroversen Entscheidung, dass Atomkraft und Gas in der EU-Taxonomie als nachhaltig eingestuft werden sollen, haben viele Vermögensverwalter erklärt, dass sie sich dieser Einstufung nicht anschließen werden. Ist die Finanzbranche am Ende strenger als die EU-Taxonomie?

Definitiv. Es liegt ja in der Natur der Sache, dass ein Kompromiss zwischen so vielen Mitgliedsstaaten oft nur sehr geringe Anforderungen stellt. Wir denken, dass wir da stringenter sein müssen als die EU-Taxonomie.

Der Fonds konnte sich den jüngsten Marktturbulenzen nicht entziehen. Welche Anpassungen nehmen Sie am Portfolio vor, um für die kommenden Monate gerüstet zu sein?

In Erwartung höherer Zinsen haben wir den Anteil von zyklischen und Value-Aktien von 45 auf 51 Prozent ausgebaut und das Gewicht von zinssensitiven Werten reduziert. Das betrifft viele Unternehmen aus dem Bereich erneuerbare Energien, wie etwa Orsted. Natürlich ändern wir nicht die grundlegende DNA des Fonds, in Unternehmen zu investieren, die am Wandel zu einer emissionsarmen Gesellschaft beteiligt sind.

Was ist mit dem Thema Inflation?

Das ist der zweite wichtige Faktor für 2022. Hier haben wir verstärkt Unternehmen mit einer Preissetzungsmacht identifiziert, die weniger unter der Inflation leiden, wie etwa Croda, Sika oder Schneider Electric. Auch das Klima bleibt natürlich ein sehr wichtiges Thema, wo wir mittelfristig starke Wachstumserwartungen haben. Und die Ukraine-Krise zeigt, dass Europa immer noch zu sehr vom russischen Gas abhängig ist und massiv in erneuerbare Energien investieren sollte. Der Schutz von Biodiversität wird zunehmend wichtiger für die Gesellschaft und für Investoren. Hier leisten Veolia, Svenska Cellulosa und Alfa Laval einen positiven Beitrag.

Echiq. Climate Impact Eur.: Der im Dezember 2020 aufgelegte Fonds leidet aktuell stark unter den Marktturbulenzen und dem Gegenwind für Growth-Aktien. Das Konzept überzeugt jedoch. Langfristig orientierte Anleger nutzen die niedrigen Kurse zum Einstieg.

Dieser Artikel erschien zuerst am 13.03.2022 auf boerse-online.de

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