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Interview

Fondsmanager von Engelbrechten über Wachstum und Gefahr: "Das nächste Spiel ist das schwierigste"

Christian von Engelbrechten, der Fondsmanager des Fidelity Germany, über langfristiges Wachstum, die Gefahr von Rückschlägen und warum Zufriedenheit hinderlich sein kann.

16.10.2020 | 07:00 Uhr von «Christoph Platt»

Schon wenn ein Fonds seinen zehnten Geburtstag feiert, ist das beachtlich, nach 20 Jahren wird daraus eine echte Erfolgsgeschichte. Mit 30 darf sich ein Portfolio schließlich zum Kreis der Altehrwürdigen zählen. Dem Fidelity Germany wird diese Ehre nun zuteil. Am 1. Oktober 1990 kam das Portfolio auf den Markt, zwei Tage, bevor aus zwei deutschen Staaten einer wurde.

Christian von Engelbrechten war zu dieser Zeit 13 Jahre alt und von einer Karriere in der Finanzbranche noch weit entfernt. Heute kann der Manager des Fidelity Germany mit eigenen Jubiläen glänzen: In zwei Monaten wird er 15 Jahre bei Fidelity sein und zum Jahreswechsel zehn Jahre Verantwortung für den Deutschland-Fonds tragen.

Im Lauf der Zeit hat sich das Portfolio zu einem Spitzenfonds für deutsche Aktien gemausert. Vielen Anlegern ist es weniger bekannt, weil es kein Flaggschiff eines der großen heimischen Fondshäuser ist. Doch schon länger ist der Fidelity Germany mit FondsNote 1 bewertet - ein Rating, das ihm ein weit überdurchschnittliches Rendite-Risiko- Profil attestiert.

Etwas mehr als 500 heimische Titel stehen von Engelbrechten zur Verfügung, knapp die Hälfte ist ausreichend liquide. Rund 40 bis 50 davon wählt der Manager für sein Portfolio aus. Gemessen am Volumen stehen DAX-Titel im Vordergrund, doch gerade die Beimischung von Nebenwerten, die 20 bis 40 Prozent ausmachen, ist ein wichtiger Teil der Erfolgsformel des Fonds.

FundResearch sprach mit dem Fondslenker über sein Portfolio, die Bedeutung von Kontinuität bei der Geldanlage und die Widerstandsfähigkeit der deutschen Wirtschaft in Zeiten einer weltweiten Pandemie.

FundResearch: Wie schätzen Sie die Lage für deutsche Unternehmen zurzeit ein? Kann unsere Wirtschaft die Auswirkungen der Pandemie besser verkraften als die Wirtschaft in anderen Ländern?

Christian von Engelbrechten: Davon bin ich überzeugt. Natürlich bleibt die weitere Corona-Entwicklung als Unsicherheitsfaktor. Aber die deutsche Wirtschaft ist anpassungsfähiger und widerstandsfähiger als ihr Ruf. Die Unternehmen hierzulande haben auch in Krisen immer wieder gezeigt, dass sie sich gut entwickeln können. Das gilt insbesondere für den Mittelstand. Hinzu kommt der Konsum als Stütze - er liefert eine Stabilität, die man nicht unterschätzen sollte.

Gibt es weitere Pluspunkte, die zuversichtlich für die heimische Wirtschaft stimmen?

Ja, ein wichtiger ist das Thema Verschuldung. Sowohl die privaten Verbraucher als auch die Unternehmen und die öffentliche Hand sind in Deutschland nicht so verschuldet wie in anderen Ländern. Daher hat der Staat vergleichsweise gute Voraussetzungen, was Konjunkturmaßnahmen und Hilfsprogramme angeht. Außerdem spielt die Markenstärke eine wichtige Rolle: "Made in Germany" bleibt weltweit begehrt. Auch bei Patentanmeldungen ist Deutschland weit vorn dabei. Deshalb bin ich optimistisch, dass unsere Wirtschaft diese Krise gut bewältigen wird.

Welche Erwartungen haben Sie an deutsche Aktien im kommenden Jahr?

Nach dem starken Börsenaufschwung seit Mitte März sind Rückschläge gut möglich. Insbesondere bei konjunktursensiblen Werten ist die Gefahr hoch. Die Kurse vieler Unternehmen stehen aktuell höher als vor einem Jahr. Doch sind die Aussichten besser als vor zwölf Monaten? Ich denke bei vielen Unternehmen nicht. Dass das Risiko gestiegen ist, zeigt sich auch an der Bewertung. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der in den nächsten zwölf Monaten erwarteten Gewinne liegt mittlerweile über dem langjährigen Durchschnitt.

Das klingt nicht so gut.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Der Markt hat weiterhin Aufwärtspotenzial, aber bei Unternehmen, die nachhaltig ihr Wachstum steigern können. Die Börsen dürften auch künftig von Titeln mit langfristig erkennbarem strukturellem Wachstum angeführt werden. Ich warne davor, zu sehr auf das schwache Frühjahr als Basis für Vergleiche abzustellen. Wenn man das macht, mag das kurzfristiges Wachstum aufzeigen, aber entscheidend ist die lange Sicht.

Was ein wichtiges Merkmal Ihres Fidelity Germany ist …

Ja, das stimmt. Für mich zählt bei der Titelauswahl die langfristige Entwicklung. Kurzfristig werden die Aktienkurse von einer Reihe von Faktoren beeinflusst. Dem versuche ich mich zu entziehen. Das langfristige Potenzial eines Konzerns wird oft von Marktteilnehmern unterschätzt. Letzten Endes sind es aus meiner Sicht die Entwicklung der Fundamentaldaten wie Gewinne und Cashflows eines Unternehmens, die die höchste Korrelation mit dem Kurs aufweisen. Deshalb investiere ich insbesondere in Firmen, bei denen die Aussicht besteht, dass die Renditen auf das eingesetzte Kapital höher sind als ihre Kapitalkosten. Es geht um die Kombination aus Gewinnwachstum plus Ausschüttungen.

Sind noch andere Faktoren bei der Titelselektion entscheidend?

Natürlich. Es wäre zu kurz gedacht, uneingeschränkt auf die am stärksten wachsenden Unternehmen zu setzen. Die Firmen sollten solide Bilanzen und ein gutes Management haben. Und vor allem muss der Preis stimmen. Damit ich investiere, muss das zusammenpassen, und das Rendite-Risiko-Profil muss attraktiv sein.

Sie sind im Fidelity Germany nicht auf bestimmte Branchen fixiert. Dennoch fällt auf, dass viele Titel, in die Sie investiert sind, aus bestimmten Sektoren stammen. Woher kommt diese Tendenz?

Weil ich besonderen Wert auf Unternehmen mit wachsendem Geschäft lege, entdecke ich die meisten Ideen in klassischen Wachstumssektoren wie Gesundheitswesen, Software oder Technologie. In Bereichen mit tendenziell niedrigen Kapitalrenditen oder Wachstumsraten, beispielsweise bei Banken, Telekom- oder Grundstoffunternehmen, werde ich seltener fündig.

Ihre drei größten Positionen, Linde, SAP und Allianz, stammen aus drei sehr unterschiedlichen Sektoren. Weshalb haben Sie diese Unternehmen in Ihr Portfolio aufgenommen?

SAP ist ein gutes Beispiel für ein Unternehmen, das schon länger im Fonds vertreten ist. Die Kapitalrendite liegt schon seit Jahren im zweistelligen Bereich, und der Konzern verdient deutlich mehr als die Kapitalkosten. Der Gewinn pro Aktie ist über die Jahre hinweg nach oben gegangen, und die wiederkehrenden Umsätze, die schon jetzt mehr als 70 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen, steigen weiter. Auch künftig ist ein hohes Wachstumspotenzial erkennbar.

Die Allianz gilt nicht gerade als Wachstumswert. Was ist an dieser Aktie reizvoll?

Sie haben recht, das Wachstumspotenzial ist moderat. Doch bei dem Versicherer kommt die hohe Dividendenrendite hinzu. Eine starke Bilanz und eine Eigenkapitalrendite im zweistelligen Prozentbereich unterstreichen die Qualität. Noch dazu ist der Titel relativ günstig bewertet. Das alles zusammen ergibt ein interessantes Renditepotenzial.

Linde ist als Industriegase-Hersteller sehr zyklisch. Lässt sich das mit Ihrer Vorgabe vereinbaren, dass ein Konzern nachhaltiges Wachstum zeigen muss?

Ja. Ich verfolge einen Wachstumsansatz, das heißt aber nicht, dass ich keine Zykliker aufnehmen darf. Bei diesen wäre es vertretbar, dass sie auch mal eine Zeit lang unterdurchschnittlich oder gar nicht wachsen. Hauptsache, es ist ein strukturelles Wachstum über einen Zeitraum von mehreren Jahren möglich - so wie bei Linde. Das Unternehmen erfüllt meine Idee von einem soliden Wachstumsunternehmen - auch wenn es den Zyklikern zugerechnet werden kann.

Sie managen den Fidelity Germany seit fast zehn Jahren. Trägt der Fonds mittlerweile so etwas wie Ihre persönliche Handschrift?

So weit würde ich nicht gehen. Einige Aspekte, die beim Lenken des Portfolios wichtig sind, entsprechen zwar meiner Persönlichkeit: sich bei der Titelauswahl ausschließlich auf Fakten und rationale Abwägungen zu verlassen oder sehr besonnen und gewissenhaft zu agieren. Aber diese Eigenschaften sind nicht deshalb relevant, weil sie meinem Charakter entsprechen, sondern weil sie generell beim Investieren ratsam sind. Im Übrigen kann ein gutes Produkt nur im Team entstehen. Fidelity verfügt über mehr als 130 Aktienanalysten weltweit. Dieses Netzwerk nutzen zu können, ist ein entscheidender Pluspunkt und prägt den Fonds weitaus mehr, als eine einzelne Person es jemals tun könnte.

Der Fonds macht sowohl auf Sicht mehrerer Jahre als auch kurzfristig mit seiner Rendite eine gute Figur. Worauf führen Sie die starke Leistung zurück?

Die Neigung zum Growth-Stil, also zu überdurchschnittlich stark wachsenden Unternehmen, hat dabei natürlich geholfen. Seit 2010 befinden wir uns in einer Phase niedrigen Wirtschaftswachstums. Konzerne, die trotzdem beständig ihre Gewinne steigern können, sind da besonders gefragt. Daneben spielt die Kontinuität eine große Rolle. Seit vielen Jahren setzt der Fonds vor allem auf deutsche Wachstumsunternehmen, seit 2011 steht er ja in meiner Verantwortlichkeit. Vor 1996 hatten verschiedene Manager das Portfolio von Großbritannien aus gemanagt. Und nicht zuletzt kommt dem Fonds das große Analystennetzwerk von Fidelity zugute.

Betrachtet man mehrere Zeiträume, steht der Fidelity Germany in der Gesamtschau besser da als so mancher Klassiker für deutsche Aktien von heimischen Fondsgesellschaften. Sind Sie stolz auf diese Leistung?

Ein solcher Stolz wäre immer rückblickend, weil das Erreichte vergangen ist. Ich bin sehr vorsichtig damit, zufrieden zu sein. Im Fußball gibt es das Sprichwort "Das nächste Spiel ist das schwierigste". Das gilt sinngemäß auch für das Portfoliomanagement. Ständig hinterfrage ich, ob alles passt, ob ich wirklich die attraktivsten Unternehmen ausgewählt habe, damit die Rendite in Zukunft stimmt. Aber natürlich freut es mich, über einen langen Zeitraum hinweg einen Mehrwert gegenüber passiven Produkten erzielt zu haben.

Gibt es einen Anlagebereich, der Sie reizen würde, wenn Sie nicht Manager für deutsche Aktien wären?

Nicht wirklich. Ich denke, wenn man eine Expertise aufgebaut hat, ist es sinnvoll, sie weiter zu verfolgen. In Deutschland kann ich so viele interessante Ideen finden und habe so viele Möglichkeiten, dass kein Tag dem anderen gleicht. Das ist das Tolle an diesem Job und an den Börsen - es gibt immer wieder neue interessante Geschäftsmodelle und Entwicklungen. Langweilig wird mir nie.


Vita:

Kontinuität als Markenzeichen
Seit Januar 2011 verantwortet Christian von Engelbrechten den Fidelity Germany und setzt auf wachstumsstarke Qualitätsunternehmen aus Deutschland. Zuvor war er bei Fidelity Assistent der damaligen Fondsmanagerin sowie Analyst für Aktien aus dem deutschsprachigen Raum. Seine Karriere begann der Betriebswirt 2002 bei der West LB.


DER FONDS:

Fidelity Germany
Am 1. Oktober 1990 aufgelegt, feiert der Fonds seinen 30. Geburtstag. Im Lauf der Jahre hat er sich zu einem Vorzeigeprodukt für deutsche Aktien entwickelt. Manager Christian von Engelbrechten kauft Aktien qualitativ hochwertiger Unternehmen mit überdurchschnittlichem Wachstum. Die Basis bilden DAX-Titel, 20 bis 40 Prozent des Vermögens stecken in Nebenwerten.

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