Dietrich & Richter: Bitcoin ohne die hektischen Schwankungen?

Dietrich & Richter: Bitcoin ohne die hektischen Schwankungen?
Interview

Interview mit Dr. Leif Richter, Geschäftsführer Dietrich & Richter Private Asset Management GmbH

18.08.2023 | 08:13 Uhr

Herr Dr. Richter, Sie beschäftigen sich neben der herkömmlichen Vermögensverwaltung sehr intensiv mit dem Bitcoin. Wie passt das zusammen, die meisten Vermögensverwalter sind doch eher konservativ in ihren Strategien?

Wir sehen den Bitcoin (BTC) als hoch interessante Assetklasse, die man sehr gut als etwas sportlichere Komponente in einer Vermögensverwaltung beimischen kann. Außerdem bringt der Bitcoin sehr interessante Eigenschaften mit sich, die es in der „alten Anlagewelt“ so noch nicht gibt. Neben der neuen Technologie, die hier zum Einsatz kommt, bietet der Bitcoin z.B. auch eine Antwort im Hinblick auf Inflation.

Wir betreuen ja normalerweise Investmentfonds, aber Sie haben ein Zertifikat aufgelegt, warum das?

Den Bitcoin in einer Vermögensverwaltung investierbar und einer breiten Anlegerschaft zugänglich zu machen, ist gar nicht so einfach. 

Eine der besonderen Stärken des Bitcoins im Hinblick auf Sicherheit ist die Dezentralität bzw. die Möglichkeit, Bitcoin eigenverantwortlich zu verwahren, ohne dabei auf Dritte in irgendeiner Form vertrauen zu müssen. Die Verwahrung in eigenen sogenannten „Wallets“ ist aber für viele Anleger keine Option. Investoren wollen häufig eben genau diese Eigenverantwortlichkeit an vertrauenswürde Partner delegieren. Dazu kommt, dass der Bitcoin eine Volatilität aufweist, die für viele Investoren und Anleger nicht tragbar ist. In den meisten Depots sprechen wir über jährliche Wertentwicklungen – je nach Risikoklasse – zwischen 3 und 7%. Ein Bitcoin, der plötzlich an einem einzigen Tag eine Schwankung von 10% und mehr aufweisen kann, würde in so einem Portfolio eine ziemliche „Unruhe“ verbreiten. Andererseits bedeutet eine hohe Volatilität in der Options- & Futures-Welt aber auch, dass hier hohe Prämien zu verdienen sind, die gut zu Absicherungszwecken eingesetzt werden können. Damit war die Idee geboren, die Assetklasse Bitcoin mit Options- und Futures-Strategien zu kombinieren, um ein auf Bitcoin basierendes aber deutlich schwankungsärmeres Anlagevehikel für unsere Portfolios zur Verfügung zu haben.

Im herkömmlichen Publikumsfonds kann genau diese Kombination bisher leider nicht abgebildet werden. Aber ein Zertifikat ermöglicht es, die Stärken von Bitcoin und Optionen bzw. Futures auf Bitcoin zu vereinen, um ein schwankungsarmes und dennoch attraktives Investment zu bauen.

Kommen wir noch einmal zu den Problemen der Volatilität – wie gehen Sie damit um?

Die hohe Volatilität ist es, die unsere sehr spezielle Anlagestrategie erst möglich macht. Wir nutzen Sie, um mit Optionsgeschäften die zugrundeliegenden Bitcoin-Investments abzusichern und Zusatzerträge zu erzielen, unabhängig von der Preisentwicklung des Bitcoins.

Options- und Future-Prämien werden maßgeblich durch die Schwankungsintensität des zugrunde–liegenden Basiswertes bestimmt. Da diese beim Bitcoin bekanntermaßen sehr hoch ist, hat sie einen entsprechenden Einfluss auf die Prämien, wovon dann letztendlich wir – als Covered-Short-Seller – profitieren. Im Kern unserer Anlagestrategie versuchen wir also, durch die Kombination der beschriebenen Instrumente einen möglichst schwankungsarmen und positiven Kursverlauf für unser Zertifikat zu erzeugen. Das Jahr 2022 ist ein sehr gutes Beispiel, wie gut diese Strategie greift – auch wenn der Bitcoin um 65% gefallen ist, konnten wir mit unserer Strategie ein Plus von knapp 6% erzielen. Wenn man dazu noch das sonstige Umfeld des Jahres 2022 mit einbezieht, ein Ergebnis, auf das wir sehr stolz sind.

Ist der Erfolg Ihrer Strategie dann unabhängig von der Entwicklung des Bitcoins?

Da die Strategie auf Bitcoin beruht, gibt es einen Zusammenhang, allerdings sind die Schwankungen des Strategiewertes sehr viel geringer als die des Bitcoins. Generell kann man sagen, dass steigende oder unveränderte BTC-Kurse positiv für uns sind, leichte Kursverluste können wir kompensieren, bei starken Kursverlusten leidet auch der Strategiewert zumindest temporär, wobei wir uns hier auch absichern können.

Was ergibt sich daraus für den Anleger? Wie vergleicht sich Ihre Strategie mit der reinen Anlage im Bitcoin?

Wir setzen unsere Strategie jetzt bereits seit etwas mehr als 2 Jahren um und haben bisher eine Performance von ca. 11% p.a. nach Kosten erreichen können. Und dies in einem Markt, wo der Bitcoin aktuell etwa 40% niedriger steht als bei Auflage unserer Strategie. Wir haben also den Bitcoin in einem fallenden Markt sehr deutlich schlagen können. Performance kann selbstverständlich nicht garantiert werden, aber wir sind auch aktuell wieder gut unterwegs und wie schon gesagt, sind steigende Bitcoin-Kurse wie 2023 grundsätzlich positiv für uns. Ganz wichtig ist dabei, dass wir unsere Wertent­wick­lung mit einer sehr viel geringeren Volatilität erzielen können als sie der Bitcoin aufweist.

Das Jahr 2022 war ja ein gelinde gesagt schweres für den Bitcoin mit einem heftigen Preisverlust. Wie kamen Sie mit Ihrer Strategie dennoch auf ein positives Ergebnis?

Wir haben zum richtigen Zeitpunkt Positionen abgesichert und so Verluste vermeiden können. Auch hier gilt: wir können nicht garantieren, dass dies in Zukunft immer so gut gelingen wird, aber zumindest sollten Verluste bei Marktrückgängen deutlich geringer ausfallen als im Bitcoin selbst.

Welche Zutaten sind für diese erfreuliche Bilanz Ihrer Strategie verantwortlich?

Wir verfügen über umfangreiche Erfahrungen im Einsatz von Derivatestrategien noch aus der „Vor-Bitcoin-Zeit“ in traditionellen Märkten. Dieses Know-How haben wir seit 2017 in die Entwicklung von Bitcoin-Strategien einfließen lassen, die wir über Jahre erfolgreich privat gehandelt haben, bevor wir mit dem Produkt an den Markt gegangen sind. Entscheidend ist auch eine kontinuierliche Marktbeobachtung und ggf. sehr schnelles Reagieren – denn diese Märkte handeln permanent, da gibt es keinen Börsenschluss am Nachmittag oder freie Wochenenden.
Es gibt ein paar Zutaten unserer Strategie, die wir nicht veröffentlichen möchten – nur so viel sei gesagt: einfach kopieren lässt sich diese Strategie nicht, wir haben hier all unsere Erfahrung einfließen lassen und vieles optimiert – und wir lernen auch noch weiter dazu.

Für welches Anlegerproblem liefert das Zertifikat die Lösung? Welche Anlegergruppen sind derzeit investiert?

Drei verschiedene Anlegertypen kommen für das Zertifikat in Frage. Da sind zum einen die vorsichtigen Einsteiger, die generell optimistisch für den Bitcoin sind, aber bisher von den starken Preisschwankungen abgeschreckt wurden. Zum zweiten gibt es Investoren, die bisher im Bitcoin angelegt haben, aber es doch lieber etwas ruhiger und planbarer haben möchten. Und zum dritten Anleger, denen unsere unkorrelierten attraktiven Renditen als Beimischung in ihrem Portfolio gefallen.

Welche Informationsmöglichkeiten hat der Anleger, um sich regelmäßig über die Entwicklung des Zertifikats zu informieren?

Durch die laufende Handelbarkeit des Zertifikats über die Börse Stuttgart, können Informationen direkt über die Homepage der Börse (https://www.boerse-stuttgart.de) und viele weitere Portale abgerufen werden. Zusätzlich veröffentlichen wir einmal im Quartal für alle Investoren ein Factsheet mit einer aktuellen Kommentierung, das auf unserer Homepage verfügbar ist.


Hier können Sie das Interview auch als PDF herunterladen: Link

Zertifikat: Plan B Krypto Assets Strategies ETI
Gesellschaft:
Dietrich & Richter Private Asset Management AG

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