Focam AG: Das enttarnte Inflations-Gespenst

Inflation

Eines der an den Kapitalmärkten derzeit meist diskutierten Themen ist die aufkeimende Inflation. In einem umfänglichen Artikel warnte der Herausgeber der F.A.Z. die Notenbanken vor kurzem davor, nicht zu zögerlich zu sein und die Entwicklung sehr ernst zu nehmen. Denn die Vergangenheit habe mehrfach gezeigt: „Inflation in den Griff zu bekommen ist kein Kinderspiel!“ Aber was ist wirklich dran an den Befürchtungen, die seit einiger Zeit immer wieder für Rückschläge am Aktienmarkt verantwortlich gemacht werden?

15.06.2021 | 08:55 Uhr

Andreas Schmidt, Leiter Portfolio Management des Frankfurter Family Office FOCAM AG hat dazu eine klare Meinung:

In den USA lag die Kerninflationsrate (ex Nahrungsmittel und Energie) mit 3,8 Prozent zuletzt deutlich über der Zielmarke der US-Notenbank von 2 Prozent. Auch für die kommenden Monate wird nicht mit einem signifikanten Rückgang gerechnet, zumal der vom amerikanischen Präsidenten gewünschte und gerade angekündigte exorbitante Anstieg des US-Haushalts 2022 auf sechs Billionen Dollar für einen kräftigen Nachfrageschub sorgen würde.

Gleichwohl lassen die aktuellen Marktdaten ein Spannungsfeld erkennen, bei dem noch nicht ausgemacht ist, wohin die Reise am Ende wirklich geht: Während die implizite Inflation für die kommenden fünf Jahre derzeit bei 2,49 Prozent liegt nach 2,76 im Mai (vor einem Jahr lag sie bei lediglich 0,33 Prozent), haben die Renditen an den Anleihemärkten bereits wieder 33 Basispunkte vom zwischenzeitlichen Höchststand 1,77 Prozent abgegeben.

Vor diesem Hintergrund verharren die Währungshüter in Washington in der Wartestellung. Der Mainstream geht davon aus, dass der aktuelle Anstieg der Inflation nicht nachhaltig ist. Gründe dafür liefern unter anderem unterschiedliche Entwicklungen in den USA und China.

Während der Citigroup Economic Surprise Index seit Juli 2020 stetig gefallen ist und mit dem aktuellen Wert sogar eine nachlassende Wirtschaftsdynamik signalisiert, die für eine Beibehaltung der expansiven Geldpolitik spricht, scheint die Notenbank in China einen deutlich restriktiveren Kurs zu verfolgen. Dort befürchtet man ein Ausufern des Kreditwachstums, was sich mit zeitlichem Abstand auch auf die weltweiten Rohstoffpreise auswirken könnte. Immerhin haben sich die Rohölpreise aufgrund des niedrigen Ölpreises am Beginn der Pandemie seit Frühjahr 2020 bereits mehr als verdreifacht.

Inflationsrate

Auch in Deutschland zog die Inflationsrate zuletzt mit einem Anstieg im Mai um 2 Prozent deutlich an, sodass zum Jahresende sogar ein Anstieg auf bis 4 Prozent prognostiziert wird. Allerdings ist in den kommenden Monaten ein Sondereffekt zu berücksichtigen – die vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuersätze um 3 beziehungsweise 2 Prozentpunkte im zweiten Halbjahr 2020. Im kommenden Jahr führt dies deshalb automatisch zu einer nachlassenden Preisdynamik.

Ohnehin lehrt die Erfahrung, dass ein dauerhafter Inflationsdruck erst dann entsteht, wenn es markante Lohnerhöhungen gibt. Dies ist aktuell weder zu beobachten noch kurzfristig zu erwarten. Die Pandemie hat bislang eher zu sinkenden Löhnen und zu einer Schwächung der Verhandlungsmacht der Gewerkschaften geführt. In den USA haben die zuletzt veröffentlichten Arbeitsmarktdaten enttäuscht. Die Zahl der neugeschaffenen Stellen hinkt der Erwartungshaltung der Ökonomen teilweise deutlich hinterher. Gerade im so wichtigen Dienstleistungsgewerbe halten sich Arbeitgeber mit Neueinstellungen zurück. Auch der in dieser Phase losgetretene Megatrend zur Digitalisierung aller Wirtschafts- und Lebensbereiche und die daraus zu erwartenden deutlichen Produktivitätsfortschritte wirken sich eher lohnsenkend aus.

Vor diesem Hintergrund dürfte das Inflations-Gespenst nur zeitweise sein Unwesen treiben und schon in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres wieder verschwinden.

Grund zum Optimismus liefert der Rentenmarkt, der in der Regel weniger emotional reagiert als die Aktionäre. Seit April in den USA und seit Mitte Mai auch in Deutschland fallen die Renditen wieder deutlich zurück. Jedenfalls sind die gegenwärtigen sowohl von der FED wie der EZB bislang für übertrieben gehaltenen Inflationssorgen kein Grund, dem Aktienmarkt jetzt den Rücken zu kehren.

Im Gegenteil: Qualitätsaktien von Unternehmen mit zukunftsweisendem Geschäftsmodell, herausragender Marktstellung und hohem Wachstumspotenzial, auf die der Entrepreneur AS Select Fonds der FOCAM AG fokussiert ist, sind weiterhin das aussichtsreichste Investment an den Kapitalmärkten. Kursrückschläge aufgrund vorübergehend hoher Inflationszahlen sollten daher eher für Aufstockungen genutzt werden.

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