Die Mischfonds mit der besten 5 Jahres-Sharpe-Ratio

Mit der Sharpe-Ratio können Berater auf einen Blick erkennen, ob ein Fonds eine überzeugende risikobereinigte Rendite bietet oder nicht. Für die Berechnung dieser Kennziffer wird der risikolose Zins (Geldmarktzins) von der Wertentwicklung des Fonds abgezogen. Diese Performance wird dann durch das eingegangene Risiko, also die Volatilität geteilt. Das Ergebnis ist die risikoadjustierte Rendite. Je höher die Sharpe-Ratio ist, desto besser war der Fonds. Sie sagt also viel über die Qualität des Fonds aus und man kann damit sogar Fonds verschiedener Anlageklassen miteinander vergleichen. Gerade bei Mischfonds ist der Blick auf die Kennziffer empfehlenswert, denn bei ihnen sind die Übergänge der verschiedenen Risikoausprägungen ansonsten sehr schwer zu kategorisieren.

Kleinere Fonds schlagen Flaggschiffe

TiAM FundResearch hat nun für alle Mischfonds die Sharpe-Ratio ausgewertet und eine Liste erstellt, die die Mischfonds mit der besten 5-Jahres-Sharpe Ratio enthält. Auffällig ist auch, dass unter den zehn Mischfonds mit der höchsten Sharpe Ratio außer dem MFS Meridian Funds - Prudent Wealth Fund A1 USD keine milliardenschweren Fonds vertreten sind. im ersten Halbjahr 2023 vor allem Produkte sind, die in der Mehrheit nur ein sehr geringes Fondsvolumen aufweisen.

Rohstoffe sorgten für den Vorsprung

Unter den besten Fonds finden sich gehäuft Produkte, die traditionell Gold- bzw. rohstofflastig sind. Das trifft auch auf den Spitzenreiter zu. Der von Ralph Blum verwaltete Fundament Total Return setzt zum einen auf die Edelmetallschiene und sichert zum anderen auch das Portfolio situativ ab. Dies führte in den schwierigen vergangenen Jahren zu einer außergewöhnlichen Performance. Im Jahr 2022 erzielte der Fonds einen Wertzuwachs von 11,83 in der P-Klasse (nach plus 9,25% für 2021 und von plus 33,77% in dem von Corona besonders stark geprägten Jahr 2020), alles ohne wesentliche zwischenzeitliche Verluste (Drawdowns) bei gleichzeitig geringer Volatilität. Dies führte zu einer Sharpe-Ration von 1,08. Als einziger Mischfonds schaffte er es eine höhere Performance als seine Schwankungsbreite abzuliefern. 

Stets niedrige Nettoaktienquote

Das Portfolio des Fonds setzt sich aus einer Mischung aus Aktien und Anleihen mittelständischer Unternehmen, Sondersituationen sowie Edelmetallen als Beimischung zusammen. Gleichzeitig wird ein großer Teil des Marktrisikos abgesichert. „Daher beträgt die Nettoaktienquote in der Regel zwischen 15 und 35 Prozent. Die Herausforderung ist dabei, mit dem Aktienportfolio entsprechend eine ausreichend hohe Rendite zu erzielen, um einen etwaigen negativen Beitrag der Absicherung mehr als zu kompensieren“, erklärt Blum. Dieses Konzept funktioniert laut dem Experten am besten, wenn der Markt leicht abwärts tendiert und sich seine Aktienauswahl überdurchschnittlich entwickelt. „Schwierigkeiten haben wir in einem Bullenmarkt, der insbesondere durch hoch bewertete Technologieunternehmen angetrieben wird“, so Blum weiter.

Aktuelle Schwächephase

Im laufenden Jahr läuft es bei Blum hingegen nicht so rund. Das liegt auch an seiner negativen Einstellung gegenüber den Märkten. „Stark sinkende Inflationsraten sind unseres Erachtens Ausdruck einer sich beschleunigenden gesamtwirtschaftlichen Abschwächung. Hohe Auftragsbestände werden kontinuierlich abgearbeitet, Auftragseingänge brechen zum Teil drastisch ein. Einige Branchen wie etwa die Chemieindustrie sind bereits in der Gewinnrezession, andere werden voraussichtlich folgen und den gesamtwirtschaftlichen Abwärtstrend unseres Erachtens beschleunigen“, sagt Blum. Getrieben würde diese Entwicklung durch die Umkehrung massiver Vorzieheffekte sowie auslaufender „Einmaleffekte“ wie hohe Zuwendungen während der Pandemie. Hohe kurzfristige Zinsen in Verbindung mit einer stark invertierten Zinskurve führen laut Blum zu einer restriktiveren Kreditvergabe. 

Wirtschaft ist im Abwärtstrend

„Dies dürfte den Abwärtstrend in der Wirtschaft, sowohl diesseits als auch jenseits des Atlantiks, beschleunigen. Zudem scheint es unwahrscheinlich, dass China erneut die Weltwirtschaft aus dem Sumpf zieht. Zu stark ist auch hier der Abwärtstrend – Lagerabbau, hohe Verschuldung, ungünstige Demographie, hohe Jugendarbeitslosigkeit – welcher die Blase am Immobilienmarkt zum Platzen bringen dürfte. Wir gehen in unserem Basisszenario unverändert von deutlich sinkenden Gewinnschätzungen sowie schwachen Aktienmärkten aus“, so der Fondslenker weiter. Daher hatte er zuletzt eine negative Nettoaktienquote im Fonds. Bei den zuletzt tendenziell freundlichen Märkten lastete dies auf der Performance.

Berliner Fonds belegt Platz 2

Auf den zweiten Platz schaffte es der DC Value Global Balanced PT. Er erzielte eine Sharpe-Ratio von 0,84. Der ODDO BHF Fonds wird von der Dickemann Capital in Berlin beraten. Er verfolgt bei dem flexiblen Mischfonds eine klassische Strategie, die auf Aktien, Anleihen und eine kleine Goldbeimischung setzen. Ziel ist eine stetige und stabile Wertentwicklung bei gleichzeitiger Verringerung des Risikoprofils gegenüber einem reinen Aktieninvestment. Der Fonds ist zu mindestens 25 % in Aktien investiert, wobei die Aktienquote in der Regel zwischen 30 % und 70 % liegt. Bei der Aktienauswahl konzentriert sich der Fonds auf die langfristige Anlage in fundamental unterbewertete Unternehmen. 

Die Digitalisierung spielt auch eine Rolle

Fondsberater Jürgen Dickemann konzentriert sich auf die Auswahl qualitativ hoch­wertiger Unternehmen, die ein überzeugendes Geschäftsmodell aufweisen und die ihre Wettbewerbsvorteile auch langfristig verteidigen können. Bei der Aktienselektion spielen neben den quantitativen Kriterien wie hohe Kapitalrenditen, geringe Verschuldung oder die Fähigkeit zur nachhaltigen Free Cashflow Generierung vor allem auch immaterielle Werte wie die Glaubwürdigkeit des Managements, technologische Führerschaft oder Markenstärke eine wichtige Rolle. Ferner gilt es, die Unternehmen zu identifizieren, die von dem anhaltenden Megatrend Digitalisierung besonders profitieren.

FOCAM belegt den Bronzerang

Den Bronzerang mit einer Sharpe Ratio von 0,76 belegt der Capital Growth Fund, der bei der DWS aufgelegt ist und von der FOCAM AG gemanagt wird.

Eine Benchmark spielt keine Rolle

Der Capital Growth Fonds ist ein vermögensverwaltender Mischfonds, der europaweit sowohl in Aktien wie auch in andere Anlageklassen investieren kann. Der Fonds zeichnet sich durch eine Konzentration des Fondsvermögens auf wenige Einzeltitel und eine lange Haltedauer der Positionen im Portfolio aus. Dabei orientiert sich das Fondsmanagement nicht an einem Referenzindex, sondern strebt vermögenswahrend in allen Marktphasen eine stabile Wertentwicklung an.

Komplett flexible Strategie

Die Anlagerichtlinien des Fonds ermöglichen es dem Fondsmanagement, bis zu 100 Prozent des Fondsvermögens in Aktien, verzinsliche Wertpapiere, andere Investmentfonds und Geldmarktinstrumente anzulegen. Auch Derivate dürfen zur Kursabsicherung eingesetzt werden. Diese Flexibilität wurde im Capital Growth Fund im Jahr 2022 zunehmend genutzt. So hat sich der Fonds im zu Ende gegangenen Jahr angesichts eines höheren Zinsniveaus am Anleihemarkt positioniert und in variabel verzinsliche Anleihen mit kurzer Laufzeit investiert.

In der Krise bewährt

Ulrich Reitz, Fondsmanager des Capital Growth Fund und Chief Investment Officer von FOCAM: „Auch im Jahr 2022 hat sich der Capital Growth Fund durch seine Ausrichtung auf Unternehmen mit solider Bilanz, einem starken Geschäftsmodell, einem Wettbewerbsvorteil gegenüber seinen Konkurrenten und einer überzeugenden Unternehmensführung gut behaupten können. Angesichts des Kriegs in der Ukraine, einer immensen Verknappung von Energie und stark gestiegener Inflationsraten waren die Märkte in diesem Jahr ungewöhnlich hohen Belastungen ausgesetzt. Doch auch in diesem schwierigen Umfeld hat der Capital Growth Fund zu einer Stabilisierung in der Vermögensstruktur der Anleger beigetragen.“ Aber auch im laufenden Jahr muss sich der Capital Growth Fund nicht verstecken. Mit einem Zuwachs von 8,5 Prozent dürften die Anleger höchst zufrieden sein. 

Nur die besten Titel sorgen für den Erfolg

Top-Positionen des Fonds sind der internationale Hersteller von Industriegasen Linde, der schweizerische Nahrungsmittelproduzent Nestlé und der deutsche Versicherer Allianz. Zu den weiteren Positionen zählen unter anderem die schweizerischen Pharma-Spezialisten Novartis und der niederländische Produzent von Anlagen zur Halbleiterherstellung ASML. Wie unsere Analyse zeigt, lohnt es sich den Blick auch bei den Mischfonds schweifen zu lassen. Abseits des Mainstreams verbergen sich durchaus interessante Produkte, die einen tadellosen Track-Rekord haben.

Tabelle der besten Mischfonds – sortiert nach ihrer 5-Jahre- Sharpe-Ratio

Quelle: FVBS professional