Robeco: Fintech - wann kommen die Fusionen und Übernahmen wieder in Gang?

Robeco: Fintech - wann kommen die Fusionen und Übernahmen wieder in Gang?
Finanzbranche

Auch wenn mögliche Fusionen und Übernahmen nicht im Hauptfokus der FinTech- und New World Financials-Strategien von Robeco stehen, sind sie natürlich stets eine willkommene Entwicklung.

13.05.2020 | 10:18 Uhr

Patrick Lemmens, Portfolio Manager Global FinTech Equities

Nach der Fülle von Transaktionen im Fintech-Segment im letzten Jahr rechnen wir damit, dass die Fusionen und Übernahmen wieder allmählich in Gang kommen, sobald sich die durch die Covid-19-Pandemie eingetrübte Lage wieder aufhellt.

In aller Kürze

  • Die Fusionen und Übernahmen sollten wieder in Gang kommen, sobald die Covid-19-Krise abzuebben beginnt
  • Im Bereich Zahlungsdienstleistungen in Europa steht eine neue Konsolidierungswelle an
  • Die FinTech- und NWF-Strategien von Robeco sollten von der nächsten Welle an Fusionen und Übernahmen profitieren

In den letzten Jahren ist es im Fintech-Sektor zu außerordentlich zahlreichen Fusionen und Übernahmen gekommen, insbesondere im Bereich Zahlungsdienstleistungen. Im letzten Jahr kam es beispielsweise zu drei Mega-Fusionen zwischen Zahlungsdienstleistern aus den USA. Als Folge dieser Transaktionen sind US-Zahlungsdienstleister mittlerweile weit größer und profitabler als ihre europäischen Pendants.

Allgemein war 2019 ein Rekordjahr im Hinblick auf Fusionen und Übernahmen im gesamten Fintech-Sektor, nicht nur im Bereich Zahlungsdienstleistungen. Außerdem war es ein hervorragendes Jahr, was die Gesamtinvestitionen in Fintech angeht. Das Volumen der globalen Fusionen und Übernahmen stieg von 91 Mrd. US-Dollar im Jahr 2018 auf ein Rekordhoch von 97,3 Mrd. Dollar im Jahr 2019. Gleichzeitig ging die Zahl der vereinbarten Transaktionen von 622 auf 426 zurück, so die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG.1

Nach vielversprechendem Auftakt im Jahr 2020 sorgte der Markteinbruch infolge der rapiden Ausbreitung der Covid-19-Pandemie und der drastischen Abriegelungsmaßnahmen rund um die Welt zwecks Verringerung der Ansteckungszahlen im März für einen erheblichen Rückgang der Fusionen und Übernahmen im Fintech-Bereich. Trotz der Konjunkturunsicherheit, die aus der Pandemie resultiert, sind die strukturellen Treiber von Fusionen und Übernahmen – beispielsweise die Notwendigkeit für viele Fintech-Unternehmen, ihre Reichweite zu vergrößern und neue Angebote in ihr Geschäftsmodell aufzunehmen – weiterhin gegeben.

Konsolidierung bei europäischen Zahlungsdienstleistern erforderlich

Des Weiteren könnte es in Europa durchaus zur nächsten Welle an Fusionen und Übernahmen bei Zahlungsdienstleistern kommen. Dafür spricht, dass die letztes Jahr in Kraft getretene Payments Service Directive 2 (PSD2) die lokalen Inlandsmärkte für eine intraeuropäische Konsolidierung geöffnet hat. Dabei sollte es zu grenzüberschreitenden Transaktionen unter wahrscheinlicher Beteiligung von Banken kommen, die häufig im Besitz der involvierten Zahlungsdienstleister sind.

Vermehrte Fusionen und Übernahmen sind auch in anderen spezielleren Bereichen des Fintech-Sektors sehr wahrscheinlich, beispielsweise in den Segmenten „Peer-to-Peer-Lending“ und Cybersecurity. Unterdessen erhalten chinesische Technologiefirmen wie zum Beispiel Ant Financial oder Alibaba vermehrt Ausschau nach Möglichkeiten zur Expansion im Ausland durch Übernahmen, Joint Ventures und Partnerschaften, da lokale regulatorische Vorschriften die Neugründung entsprechender Unternehmen in Ländern wie Indien, Indonesien und Vietnam sehr erschweren.

Während die Beschränkungen der Wirtschaftstätigkeit zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie weltweit allmählich gelockert werden, bleibt die zentrale Frage, ob es direkt danach wieder zu vermehrten Übernahmen und Transaktionen kommen wird, oder ob es längere Zeit in Anspruch nimmt, das Vertrauen wieder herzustellen. Aufgrund allgemein gesunkener Bewertungen sind viele Fintech-Firmen mittlerweile sehr attraktive Übernahmeziele. Jedoch könnten potentielle Verkäufer, insbesondere Wagniskapital-Firmen, tendenziell eine abwartende Haltung einnehmen.

Pandemie-Beschränkungen könnten Transaktionsgespräche bremsen

Die angesichts der Covid-19-Pandemie erlassenen inländischen und internationalen Reisebeschränkungen sowie die von vielen Unternehmen für ihre Mitarbeiter geschaffenen Möglichkeiten zur Arbeit von zuhause könnten natürlich das Initiieren künftiger Transaktionen erschweren und den Abschluss geplanter Übernahmen verlangsamen. Allerdings könnten innovativere Lösungsmöglichkeiten – auch im Zusammenhang mit Fusionen und Übernahmen – die Anleger im Zeitverlauf überraschen.

Daher bleiben wir relativ optimistisch, speziell im Hinblick auf Transaktionen unter Einbeziehung großer, liquiditätsstarker Unternehmen, die einige Milliarden US-Dollar zur Erweiterung ihres Angebots ausgeben. Bei größeren Transaktionen, die den Tausch stark im Kurs gesunkener Aktien beinhalten, könnte es ratsam sein, eine bessere Absehbarkeit der finanziellen und wirtschaftlichen Erholung abzuwarten.

Auch wenn mögliche Fusionen und Übernahmen nicht im Hauptfokus der FinTech- und New World Financials-Strategien von Robeco stehen, sind finanzielle und strategische sinnvolle Transaktionen stets eine willkommene Entwicklung. Die beiden Anlagestrategien konzentrieren sich auf Unternehmen mit soliden Fundamentaldaten und attraktiven Wachstumsaussichten. Beide sind auf die Teilnahme an Fusionen und Übernahmen sowohl aus Sicht des Übernahmekandidaten als auch des übernehmenden Unternehmens ausgerichtet.

1 „Pulse of Fintech H2’2019”, KPMG.

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