• PartnerLounge
  • Bellevue Funds (Lux) SICAV
  • Metzler Asset Management
  • Comgest Deutschland GmbH
  • Capital Group
  • Robeco
  • Degroof Petercam SA
  • William Blair
  • Columbia Threadneedle Investments
  • Shareholder Value Management AG
  • DONNER & REUSCHEL AG
  • Bakersteel Capital Managers
  • ODDO BHF Asset Management
  • KanAm Grund Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH
  • Aberdeen Standard Investments
  • Pro BoutiquenFonds GmbH
  • Edmond de Rothschild Asset Management
  • iQ-FOXX Indices
  • AB Europe GmbH
  • M&G Investments
  • Morgan Stanley Investment Management
  • Carmignac
  • RBC BlueBay Asset Management
  • Pictet
  • dje Kapital AG
  • DAX----
  • ES50----
  • US30----
  • EUR/USD----
  • BRENT----
  • GOLD----

"Alle Szenarien vorstellbar"

Igor de Maack, Fondsmanager DNCA Finance
Eurokrise

Gehört der Euro bald der Vergangenheit an? Was sollen Berater Anlegern raten? – Ein offenes Interview aus Paris

17.07.2012 | 11:58 Uhr von «Anja Ülger»

DNCA ist ein französischer Assetmanager. Das Unternehmen wurde im September 2000 gegründet. Fondsmanager de Maack mag das Börsenbonmot "Gold und Immobilien sind ein sicherer Hafen" nicht besonders: "In der Finanzwelt gibt es immer ein Risiko", begründete er dies kürzlich gegenüber den Kollegen von dasinvestment.com.

Herr de Maack, können Sie sich ein Ende des Euros vorstellen?

Grundsätzlich sind alle Szenarien vorstellbar: Insbesondere angelsächsische Investoren nehmen ein Ende des Euros bereits vorweg. Dabei ist das Hauptproblem aus meiner Sicht der hohe Verschuldungsgrad der entwickelten Staaten generell und nicht nur der Staaten aus der Eurozone. Die Medien konzentrieren sich weitgehend auf Griechenland, obwohl das Land nur 0,6 Prozent zum globalen Bruttosozialprodukt beiträgt. Übersehen wird häufig, dass sich fast alle entwickelten Staaten in einer Phase der Entschuldung befinden. Das Ende des Euros ist daher nicht die zentrale Frage. Genauer gesagt: Wer würde denn davon profitieren? Man macht Europas Bevölkerungen glauben, an einem Wochenende könnten die europäischen Regierungen das Ende des Euros beschließen und am Montag wachen wir alle mit nationalen Währungen auf. Solch ein Szenario ist aus meiner Sicht vollkommen unrealistisch, da die Staaten im „Euroland“ viel zu eng miteinander verbunden sind. Interessant ist zudem ein Blick auf die internationalen Währungsreserven. Hier liegt der Anteil des Euro stabil bei 25 Prozent – selbst jetzt noch während der Krise. Der US-Dollar als Reservewährung allein spiegelt die Weltwirtschaft nicht wider: Europa ist der weltgrößte Konsument. Genau wie die chinesische Währung hat der Euro seinen berechtigten Platz. Was fehlt sind funktionierende Mechanismen zur Währungssteuerung und der EU-Gipfel Ende Juni hat die Richtung abgesteckt: hin zu einer gemeinsamen Bankenaufsicht sowie zu einer Fiskal- und Budgetunion.

 

Erleben wir also eine Währungskrise?

Nein, nicht im eigentlichen Sinne. Denn eine Währungskrise ist von Hyperinflation und einem Einbruch der Wechselkurse gekennzeichnet. Deflationäre Kräfte wie Arbeitslosigkeit und niedrige Kapazitätsauslastung wirken in Europa zurzeit einer Inflation entgegen. Die deutschen Ängste sind anachronistisch und haben ihren Ursprung in der Weimarer Republik. Darüber hinaus steht die Eurozone als Ganzes besser da als die Vereinigten Staaten oder Großbritannien: Wir haben einen Außenhandelsüberschuss und das Budgetdefizit liegt unter zwei Prozent. Abgesehen vom Wirtschaftswachstum hat die Eurozone bessere Fundamentaldaten als die US-Dollar-Zone. Aber man kann kein Wachstum produzieren, wenn man gleichzeitig einem Drittel der Bevölkerung Sparprogramme verschreibt. Ausländer investieren weiter in europäische Unternehmen. Auf der anderen Seite ist es richtig, dass wir ein Zusammenwachsen der Institutionen in Europa benötigen: Die Vereinigten Staaten von Europa sind ein tolles Projekt. Wir haben nur noch nicht die richtigen Architekten und Pläne, um es umzusetzen. Europa wird zwangsläufig in zehn Jahren anders aussehen: ohne Großbritannien und eine Eurozone mit zwei oder drei unterschiedlichen Geschwindigkeiten.

 

Und wenn nun Deutschland aus der Währungsunion ausscheiden würde?

Das wäre für niemanden von Vorteil: Eine neue „Deutsche Mark“ wäre sehr stark und würde sich daher negativ auf die deutsche Exportwirtschaft auswirken, die von der derzeitigen Schwäche des Euro profitiert. Die Forderungen nach einer Rückkehr zu nationalen Währungen erinnert mich an längst vergangene Zeiten, in denen Nationalstaaten ihre Interessen in Europa durchsetzten. Es geht der deutschen Wirtschaft gut und das liegt unter anderem an der Globalisierung der Märkte und ganz besonders an den Märkten in der europäischen Union. Manche Deutschen finden, es genüge mit der Solidarität mit Südeuropa. Dabei kennt Deutschland die Geburtsfehler der europäischen Währungsunion, als Italien und Griechenland aufgenommen wurden und als Kanzler Schröder mit Chiracs Unterstützung die Maastricht Kriterien über den Haufen geworfen hat. Kann Deutschland sich von 200 Millionen Konsumenten trennen? Die Politiker, die diese Entscheidung treffen, müssten sie bis zu Ende verantworten.

 

Die unterschiedlichen Wirtschaftsmodelle in Europa stören Sie aber schon?

Es ist nicht sinnvoll, verschiedene Wirtschaftsmodelle gegeneinander auszuspielen. Das hat in der Vergangenheit zu Populismus geführt und ist in der gegenwärtigen Situation alles andere als hilfreich. Denjenigen, die den Außenhandelsüberschuss als die allein seligmachende Lösung propagieren, sollte man den deutschen Wachstumseinbruch 2009 in Erinnerung rufen. Wenn ein Land der zurückgehenden Konsumneigung der Schwellenländer ausgesetzt ist, dann Deutschland. Die deutsche Demographie ist eine Zeitbombe im Gegensatz zu der in Frankreich. Das deutsche Bankensystem ist geschwächt. Die Schwächen Frankreichs sind bekannt – Unwirtschaftlichkeit des Staatssektors, Arbeitskosten etc – und Reformen unausweichlich. Es werden paradoxerweise die Sozialisten sein, die eine Sparpolitik durchsetzen müssen. Aber Frankreich hat auch eine der höchsten Sparquoten weltweit (17 Prozent der Einkommen), um seine Wirtschaft zu finanzieren. Italien hat einen Primärüberschuss und eine Exportkraft, die sich mit der Deutschlands vergleichen lässt. Deutschland sollte ein Anführer bleiben und den anderen Staaten den Weg zeigen, den es selber im Zuge der Wiedervereinigung gegangen ist. Es ist unausweichlich, dass wir Industrie und Wirtschaft anpassen: mehr Industrie im Süden und mehr Konsum im Norden Europas. Aber dennoch wird es nie Wein aus Schleswig-Holstein oder getrocknetes Rentierfleisch aus Portugal geben.Nichts ist zwangsläufig: Irland und Portugal haben erhebliche Anstrengungen unternommen und werden sich demnächst wieder auf den Märkten refinanzieren können, dank mutiger Politiker und eines nationalen Zusammenhaltes. Deutschland konnte und kann sich weiterhin auf die Werte Arbeit und Disziplin verlassen, die man fast als Fundament der deutschen Wirtschaft und Politik ansehen kann. Diese Werte werden den anderen Europäern nahegelegt – nicht aus Selbstlosigkeit, sondern damit sie nach der Krise als gesunde Handelspartner dastehen.

 

Welche Möglichkeiten bieten sich Investoren in diesem schwierigen Umfeld?

Wir bei DNCA sehen zur Zeit ein extremes Ungleichgewicht zwischen „risikoarmen“ Anlageklassen wie deutschen, schweizerischen, norwegischen und amerikanischen Staatsanleihen sowie Wachstumsaktien einerseits und riskanteren Anlageklassen wie europäischen Aktien, Unternehmensanleihen der Peripherie oder High Yield Anleihen andererseits. Gerade bei den oben erwähnten Staatsanleihen befürchten wir eine Blasenbildung. Unsere Position ist klar: Gegen Inflation hilft es, Aktien zu besitzen. Und sollte es gegen unsere Erwartungen erneut zu nationalen Währungen im Euroraum kommen, ist der Anleger bei internationalen Unternehmen auch besser aufgehoben als bei Staatsanleihen. Alles spricht für Investments mit realer Rendite, also Unternehmensanleihen und Aktien – und zwar besonders in jene, die unter einem „politischen“ Abschlag leiden wie in Spanien und Italien. Zwar spricht das aktuelle „Momentum“ des Weltwachstums gegen Aktien. Aber unsere Philosophie ist nicht zum höchsten Punkt einzusteigen wie 2007, sondern dann Positionen aufzubauen, wenn sich die Aktivität verlangsamt und die Preise attraktiv erscheinen. Konsensempfehlungen wie Gold, Immobilien oder nordeuropäische Staatsanleihen werden den Anlegern keine Freude bereiten, denn dort investieren alle. Wie in anderen Lebensbereichen – beispielsweise im Sport oder der Technologie – gewinnt nur jener Anleger, der handelt, bevor etwas Erwartetes eintritt.

(DIF)

Diesen Beitrag teilen: