ELTIFs sind eine noch junge Anlageklasse. Seit der Gesetzesreform Anfang des Jahres kann nun jedermann in diese interessante Anlageklasse investieren. TiAM FundResearch sprach mit Markus Pimpl vom Schweizer ELTIF-Pionier Partners Group über ELTIFs und worauf Anlegerinnen und Anleger beim Kauf achten sollten.
06.01.2025 | 06:00 Uhr von «Jörn Kränicke»
TiAM FundResearch: Herr Pimpl, ELTIFs sind zwar nichts ganz Neues, aber erst jetzt rücken sie stärker in den Fokus der Anleger. Was sind die Gründe dafür?
Markus Pimpl: In der Tat gibt es die Möglichkeit ELTIFs aufzulegen seit 2015. Wir haben bei der Partners Group den ersten ELTIF bereits vor acht Jahren aufgelegt, der als erster auch an Privatanleger vertrieben werden konnte. Die anfänglich zurückhaltende Akzeptanz lag an den hohen Hürden für Privatanleger und sicher auch daran, dass insbesondere in Deutschland viele immer noch das KG-Modell der geschlossenen Fonds mit seinen strukturellen Nachteilen im Kopf hatten und der ELTIF bis zur Reform ein vor allem geschlossenes Produkt war. Das hat sich jetzt mit ELTIF 2.0 geändert. Jetzt haben wir praktisch auch einen flexiblen offenen Fonds mit einer ISIN und voller Depotfähigkeit. Der Vertrieb ist nun viel einfacher geworden und man kann nun auch alle Anlegergruppen ansprechen.
Das ELTIF 2.0 Gesetz ist also ein rundum gelungener Wurf?
Im Grunde ja, aber es gibt einige Dinge, die man kritisch sehen muss. Das Gesetz verpflichtet Asset Manager dazu, wichtige Schutzmaßnahmen für Anleger zu gewährleisten. Und das finde ich gerade für Privatanleger sehr wichtig. Bei der Reform des Gesetzes hat man jedoch die Regeln, welche Anlagen gekauft werden dürfen, aufgeweicht. Jetzt ist es auch erlaubt, öffentlich gehandelte Wertpapiere wie Anleihen oder Aktien für den ELTIF zu kaufen. Das schafft zwar zusätzliche Flexibilität, birgt jedoch die Gefahr, den ursprünglichen Fokus der ELTIFs auf langfristige Investitionen in Privatmärkte zu verlieren. Wir bei der Partners Group wollen den Fokus ganz klar weiterhin auf den Privatmärkten Anlagen halten.
Die Partners Group nutzt diese Möglichkeit also nicht?
Genau, bei den ELTIFs 2.0 nutzen wir Strukturen, die seit über 20 Jahren bei uns erfolgreich umgesetzt werden. Wir müssen das Rad also nicht neu erfinden, sondern setzen bei unserem ELTF 2.0 bewusst auf Bewährtes aus unserem Haus. Daher investieren die Anleger bei uns direkt in ein bestehendes Portfolio aus direkten Unternehmensbeteiligungen und sind sofort voll investiert.
Welches Thema spielt bei ihnen die Liquidität der Fonds?
In der Berichterstattung über ELTIFs spielt das Thema Liquidität eine große Rolle. Es ist immer von semi-liquiden Produkten die Rede. Bei Partners Group vermeiden wir diesen Begriff bewusst, auch wenn wir quartalsweise Rückgabemöglichkeiten anbieten - was technisch gesehen genau das ist, was die Branche als „semi-liquid“ bezeichnet. Warum diese Zurückhaltung? Weil bei Sachwerten von Liquidität zu sprechen, irreführend sein kann. Beispielsweise sind die Unternehmensbeteiligungen, in die wir in unserem Privat Equity Evergreen-ELTIF – dem Partners Group Private Markets Evergreen SICAV - Partners Group Private Equity Opportunities PR – investieren, naturgemäß langfristige Anlagen - sie lassen sich nicht wie Aktien einfach auf Knopfdruck verkaufen. Ein illiquides Investment lässt sich nicht einfach in Liquidität transformieren. Was wir stattdessen transparent kommunizieren: Wir bieten ein verlässliches Rückgabesystem mit festen Regeln, welches dem Investor Flexibilität mit seiner Anlage bietet. In jedem Quartal können Anleger bis zu fünf Prozent des Fondsvolumens zurückgeben, über das Jahr verteilt also maximal 20 Prozent. Mit diesem Konzept sind wir bislang gut durch alle Krisen gekommen. Sei es die Finanz-, Euro- oder auch die Corona-Krise.
Und das funktioniert, die Anleger wollen nicht beim ersten Börsensturm raus?
Der wichtigste Punkt dabei ist, deutlich zu machen, dass Privatmarktanlagen nichts für die kurzfristige Anlage sind. Die meisten Anleger verstehen, dass man eine Geldanlage nicht kauft, um sie morgen gleich wieder zu verkaufen. Ich denke, dass das Thema Liquidität bei vielen Anlegern nicht der wirklich entscheidende Faktor ist, sondern die langfristige Perspektive und das Wissen in gewisse Flexibilität zu haben.
Manche Anbieter bieten ELTIFs bereits als Sparplan ab einer Summe von 50 Euro an. Halten Sie dies für eine gute Idee?
Noch liegt die Mindestanlage bei 10.000 Euro. Wir prüfen jedoch, ob wir nicht auch Sparpläne anbieten sollten. Denn diese sind ja in der Regel langfristig ausgelegt und passen daher sehr gut zu ELTIFs. Und es gibt auch keinen Grund Anleger auszuschließen. Geldanlagen, die für große Vermögen gut geeignet sind, können für kleinere ebenfalls sinnvoll sein. Denn offensichtlich haben sich Anlagen in den Privatmärkten für institutionelle und sehr vermögende Kunden als sehr erfolgreich erwiesen. Man sieht dies beispielsweise an den großen Stiftungsvermögen der US-amerikanischen Universitäten, die einen Großteil ihrer Rendite mit Privatanlagen erzielen. Deshalb können wir jedem Anleger anbieten, sein Portfolio breiter zu diversifizieren und neue Renditequellen zu erschließen – unabhängig von der Portfoliogröße.
Worauf sollten Anleger bei den ELTIF Fonds achten?
Die Allokation sollte zum überwiegenden Teil aus den Privatmärkten bestehen, da diese den Kern der Anlageidee von ELTIFs ausmachen. Von Vorteil ist auch eine sehr lange Laufzeit, wie sie beim Private Equity Evergreen-ELTIF Partners Group Private Markets Evergreen SICAV - Partners Group Private Equity Opportunities PR (ISIN: LU2716887091) gegeben ist. Daher heißen diese Fonds auch Evergreen Fonds. Die jährlichen Gebühren dürfen nicht zu hoch sein und in einem angemessenen Verhältnis zur erwarteten Rendite stehen. Leider sieht man immer wieder bei alternativen Anlageprodukten für Privatanleger, dass die Gebühren überhöht sind. Bei unserem Private Equity Evergreen-ELTIF erheben wir eine institutionelle Managementgebühr. Das Produkt ist dabei auch grundsätzlich identisch mit dem für institutionelle Anleger. Natürlich gibt es dann immer noch Intermediäre, die ebenfalls vergütet werden müssen, was gewisse Kosten unvermeidbar macht. Aber wir reden hier nicht mehr über astronomischen Summen, die früher im geschlossenen KG-Bereich üblich waren. Der Endinvestor profitiert so von einem klaren Preisvorteil. Bei uns investieren die Anleger zudem direkt in ein bestehendes Portfolio ein und sind sofort voll investiert. Wir müssen nicht erst langsam ein Portfolio aufbauen.
Welche Anlagen tätigen Sie im Evergreen-Fonds?
Insgesamt verwalten wir knapp 150 Milliarden Euro. Allein 76 Milliarden, davon sind in Private Equity investiert. Die andere Hälfte verwalten wir in Private Debt, Infrastruktur und Immobilien. Wir investieren also in die gesamte Bandbreite der Privatmärkte und können daher Produkte so zusammenstellen, dass sie die Bedürfnisse der Investoren adressieren und entsprechend interessant sind. Aktuell ist unser Evergreen-ELTIF ein reines Private Equity Produkt, das zu Großteilen aus Direktbeteiligungen besteht. Ein Beispiel ist unsere Mehrheitsbeteiligung am Uhrenhersteller Breitling, die auch im ELTIF enthalten ist. Direktbeteiligungen halten wir aus Anlegersicht für deutlich besser. Für Privatanleger werden häufig Dachfondslösungen angeboten. Doch sind diese aufgrund ihrer Gebührenstrukturen aus Sicht der Anleger oft nicht optimal. Daher werden sie von institutionellen Anlegern nur seltener nachgefragt.
Gehen sie immer Mehrheitsbeteiligungen ein?
Das ist stets unser Ziel, die Mehrheit an einem Unternehmen zu halten. Nur so haben wir die Möglichkeit das Unternehmen zu kontrollieren. Und auch nur so sind wir in der Lage den unternehmerischen Mehrwert zu schaffen, der die hohen Private Equity Renditen ermöglicht.
Was sind das für Unternehmen, die sie kaufen?
Das Spektrum ist sehr vielfältig. Neben dem erwähnten Uhrenhersteller Breitling haben wir etwa im vergangenen Jahr die Mehrheit an der Rosen Group erworben. Das Unternehmen ist Weltmarktführer im Bereich Diagnosetechnik und Software für Pipelines, Lagertanks und Prozessanlagen und in über 120 Ländern tätig. Auch das polnische Unternehmen Velvet Care gehört seit vergangenem Jahr zu unserem Portfolio. Es ist einer der führenden europäischen Hersteller für Hygienepapierprodukte. Eine weitere Investition wurde jüngst in Pest Control Partnership getätigt. Dabei handelt es sich um eine Plattform für den Erwerb von Schädlingsbekämpfungsunternehmen in Europa und Großbritannien – ein Bereich, der für Partners Group aufgrund des langfristigen Marktwachstums besonders attraktiv ist. Wie man sieht, sind wir im ELTIF thematisch breit diversifiziert.
Also sind die Risiken überschaubar?
Die Risiken sind vergleichbar mit denen anderer Kapitalanlagen. Ob ich nun in börsen- oder nicht börsennotierte Unternehmen investiere macht keinen großen Unterschied. Alle Anlagen sind den gleichen makroökonomischen und geopolitischen Entwicklungen ausgesetzt. Anlagen in Private Markets haben jedoch den Vorteil, dass sie eine effektive Diversifikation schaffen und zugleich den Zugang zu Unternehmen in bestimmten Nischen eröffnen, die ansonsten schwer zugänglich sind. Wir würden uns selbst als legale Insider bezeichnen, da wir im Rahmen des Kaufes Zugang zu sämtlichen Daten und dem Management erhalten, die dem öffentlichen Markt nicht zugänglich sind. Nach dem Kauf wirken wir durch unsere langjährige Expertise und unseren operativen Fachkräften sehr aktiv auf das Unternehmen ein.
Das müssen Sie genauer erläutern.
Seit den frühen Zweitausender Jahren hat sich die Anzahl der börsennotierten Gesellschaften in den USA nahezu halbiert. Gleichzeitig stellen die großen Titel einen immer größeren Anteil des Marktes dar. Wer nun in einen S&P 500 Index oder auch einen typischen US-Aktienfonds investiert, ist stark von den großen Techwerten abhängig. Dabei gibt es in den USA rund 4.300 börsennotierte Gesellschaften. Überdies gibt es noch einmal rund 1,5 Millionen Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern in den Privatmärkten. Zugang zu diesen Unternehmen erhält man ausschließlich über Private Equity. Die Börse bildet also nur einen Bruchteil der US-Wirtschaft ab. Mit Private Equity lässt sich die Wirtschaft also viel breiter und differenzierter abbilden als mit einem Investment an der Börse. Das ist einer der Hauptgründe, warum institutionelle Investoren in den vergangenen Jahren ihre Private-Equity-Quoten stark erhöht haben.
Welchen Einfluss haben die gestiegenen Zinsen auf Private Equity?
Es macht für jeden Investor einen Unterschied, ob die Zinsen bei einem oder vier Prozent liegen. Aber die Aussage, dass Private Equity nun nicht mehr funktioniert, ist schlicht falsch. Private Equity gibt es seit den 70er Jahren und damals lagen die Zinsen oft im zweistelligen Bereich. Viele haben vergessen, dass Zinsen von vier Prozent historisch betrachtet, immer noch sehr niedrig sind. Eine Investition, die sich nur bei extrem niedrigen Zinsen lohnt, ist ohnehin keine gute Investition. Unser Fokus liegt auf substanziellen und qualitativ hochwertigen Beteiligungen. Die Partners Group arbeitet beispielsweise bei Private-Equity-Beteiligungen typischerweise mit einem Eigenkapitalanteil von 40 bis 60 Prozent. Wird Fremdkapital teurer erhöhen wir den Eigenkapitalanteil - ohne das Geschäftsmodell infrage zu stellen. Dieser Ansatz sorgt dafür, dass Private Equity auch in Phasen höherer Zinsen stabil bleibt. Die Niedrigzinsphase der letzten Jahre hatte allerdings zu einer Dynamik geführt, bei der aggressives Investieren durch günstige Fremdfinanzierung weit verbreitet war. Mit steigenden Zinsen hat diese Entwicklung nachgelassen. Gleichzeitig haben sich die Unternehmensbewertungen angepasst, was interessante Kaufgelegenheiten eröffnet.
Und wie sieht es auf der Verkaufsseite aus?
Wir haben kürzlich zwei bedeutende Transaktionen abgeschlossen: den Verkauf von Techem und den Börsengang von KinderCare. Das unterstreicht, dass Private Equity selbst unter den aktuellen Marktbedingungen erfolgreich bleibt. Private Equity funktioniert langfristig auch immer nur dann erfolgreich, wenn Unternehmen operativ weiterentwickelt werden. Dabei sind wir weniger abhängig von kurzfristigen Marktentwicklungen, wie sie an den Aktienmärkten häufig auftreten. Ein Beispiel dafür ist die Möglichkeit, ungünstige Marktbedingungen durchzustehen, anstatt Verluste durch überstürzte Entscheidungen zu realisieren. Das ist ein wesentlicher Vorteil von Private Equity und aus diesem Grund sind auch die Renditen tendenziell höher.
Wie lange bleibt ein Unternehmen im Portfolio?
Normalerweise dauert es vier bis sechs Jahre, bis ein Unternehmen strategisch weiterentwickelt und wieder verkauft wird. Manchmal geht es auch schneller. So haben wir etwa GlobalLogic bereits nach drei Jahren an Hitachi verkauft.
Das ELTIF 2.0 Geschäft läuft erst langsam an. Glauben Sie, es wird ein voller Erfolg?
Das muss man differenziert betrachten. Es werden jetzt auch viele Produkte von Anbietern auf den Markt kommen, die wenig Erfahrung mit Privatmärkten haben. Daher sollten Anleger hier besonders vorsichtig sein – unabhängig davon, ob sie den Namen des Anbieters kennen oder nicht Man muss als Anleger genauer hinschauen als vielleicht bei Aktien- oder Rentenfonds von bekannten Häusern. Dadurch steigt auch die Gefahr, dass es bei einzelnen ELTIFs zu Schieflagen und Schließungen kommen könnte. Dann besteht die Gefahr, dass ELTIFs ein negatives Image bekommen, wie wir es in der Vergangenheit bereits bei geschlossenen Fonds nach dem KG-Modell erlebt hatten. Sorgfältig strukturierte und effizient verwaltete ELTIFs werden den Anlegern aber sicherlich viel Freude machen, weil die erwarteten Renditen einfach überzeugen.
Mit welchen Renditen können Anleger langfristig rechnen?
Unser Evergreen Flaggschiff-Produkt hat seit seiner Auflage vor 17 Jahren im Schnitt netto gut zehn Prozent Performance pro Jahr erzielt. Dabei lag die Volatilität leicht über sechs Prozent. Ein solches Rendite-/Risikoprofil findet man bei anderen Anlageklassen nur selten. Ähnliche Renditen erwarten wir auch beim Partners Group Private Markets Evergreen SICAV - Partners Group Private Equity Opportunities PR.
Zur Person
Markus Pimpl ist Managing Director and Co-Head Private Wealth Europe bei der Partners Group. Er ist Teil des Private Wealth Europe und Asia Teams mit Sitz in Zug. Er ist seit 2007 bei Partners Group tätig und verfügt über 25 Jahre Branchenerfahrung. Bevor er zu Partners Group kam, arbeitete er bei Reuters, Saunders & Zellweger und Sal. Oppenheim Jr. & Cie.
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