Bakersteel: Nach COVID-19 - Schuldenfinanzierte Stimuli, Inflation und neue Höchststände für Gold?

Edelmetalle

Der Gold- und Silbersektor während und nach der COVID-19-Krise

15.06.2020 | 09:06 Uhr

Angesichts der weltweit zunehmenden Aufhebungsmaßnahmen des sogenannten „Lockdowns“, aber weiter geltenden Reisebeschränkungen bleiben die Aussichten für die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte höchst ungewiss. Gold hat angesichts des Zusammenbruchs der normalen Wirtschaftstätigkeit in den Monaten seit Beginn der Pandemie mit einer gewissen Verzögerung zunächst als sicherer Hafen inmitten des Marktchaos gegolten, doch zunehmend profitiert das Metall von der bedeutsamen politischen Reaktion auf die COVID-19-Krise und einem makroökonomischen Umfeld von langfristig niedrigen und negativen Realzinsen, beispiellosen Konjunkturausgaben und einer raschen Ausweitung der Verschuldung. Diese Faktoren waren historisch gesehen starke Treiber für den Goldsektor. Der Status von Gold als knappes reales Gut, für das niemand anderes haftet, versetzt es in eine einzigartige Position im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld. Viele Goldminenunternehmen sind nach mehrjährigen Reformen und einem Fokus auf disziplinierte Renditen gut positioniert, um von den starken Aussichten für den Goldpreis zu profitieren. Infolgedessen steigen die Margen bereits, und viele Unternehmen erhöhen Dividenden und Aktienrückkäufe erheblich, was den Sektor attraktiv macht wie lange nicht mehr.

Es wird unbestritten einige Zeit dauern, bis das wahre Ausmaß der Auswirkungen von COVID-19 auf die Weltwirtschaft klar wird. Ob wir eine Erholung in Form eines „V“ oder „U“ oder eines „L“ sehen, die ehrgeizigen Ausgabenpläne und den geldpolitischen Ansatz von Zentralbanken und politische Entscheidungsträger sind jedenfalls klar. Mit bisher angekündigten globalen Konjunkturmaßnahmen in Höhe von über acht Billionen US-Dollar verschlechtern sich die öffentlichen Finanzen in einem noch die da gewesenen Maße nach dem zweiten Weltkrieg. Wir sind der Ansicht, dass die staatlichen Verpflichtungen im Laufe der Zeit durch Inflation und Gelddrucken abgewertet werden. Angesichts der wahrscheinlichen inflationären Folgen der Monetarisierung der Schulden durch die Zentralbanken dürften reale Vermögenswerte wie Gold in den nächsten zehn Jahren die finanziellen Vermögenswerte in der Performance übertreffen, wie dies in den 1970er Jahren der Fall war. Da der Goldpreis immer noch weit unter seinem vorherigen USD-Hoch liegt, besteht in den kommenden Monaten und Jahren ein erhebliches Aufwärtspotenzial.

In den letzten Wochen haben sich Goldaktien auf ein Niveau vor COVID-19 erholt, und wie immer in diesem Sektor haben Selektivität und aktives Investmentmanagement überlegene Renditen erzielt. Es ist jedoch zu beachten, dass Goldaktien trotz starker Renditen in diesem Zeitraum weit von ihren Höchstständen der Vorjahre entfernt und historisch relativ unterbewertet sind, da sie in den letzten zehn Jahren weitgehend hinter den allgemeinen Aktien im Wert zurückgeblieben sind.

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Quelle: Bloomberg, Baker Steel intern. Stand: 26. Mai 2020. Daten in US-Dollar. Bitte beachten Sie: „Goldaktien aktiv“ sind durch den Gold & Precious Metals Fund (Baker Steel), „Goldaktien passiv“ durch den EMIX Global Mining Gold Index repräsentiert.

Wie weit können Goldaktien steigen?

Goldaktien bieten in der Regel eine operative Hebelwirkung auf einen steigenden Goldpreis, da die Produzenten von einer Margenausweitung bei höheren Goldpreisen profitieren. In der Vergangenheit wurde diese These während früherer Goldbullenmärkte erfolgreich getestet, obwohl ein Kernthema für Anleger die Notwendigkeit einer aktiven Aktienauswahl und ein Fokus auf Qualität war, um überlegene risikobereinigte Renditen zu erzielen.

Während des letzten Bullenmarktzyklus für Goldaktien ergaben sich im Minensektor mehrere Probleme, denen wir uns weiterhin bewusst sind. Die Kosteninflation und die schwache Kapitaldisziplin beeinträchtigten die Margen einiger Produzenten, während die mangelnde Ausrichtung auf die Aktionäre die Stimmung der Anleger gegenüber dem Sektor beeinträchtigte. Das Ergebnis war ein Jahrzehnt der Underperformance der Goldminenunternehmen gegenüber Gold (RHS-Grafik unten), die Ende 2015 zu Ende ging. Nach mehrjährigen Reformen, einschließlich eines erneuten Fokus auf Kapitaldisziplin und Kostenkontrolle sowie Verbesserungen der Aktionärsrenditepolitik, ist der Sektor nun in einer besseren Verfassung als seit vielen Jahren. Dennoch halten wir einen selektiven Ansatz für Investitionen in diesem Sektor für angemessen, da zwischen den Unternehmen einige erhebliche Unterschiede hinsichtlich der Wirksamkeit des Managements und des Engagements für die Kapitaldisziplin bestehen.

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Quelle: Bloomberg, Baker Steel intern. Stand: 26. Mai 2020. Daten in US-Dollar. Bitte beachten Sie: „Goldaktien aktiv“ basieren auf dem BAKERSTEEL Precious Metals Fund und dem Genus Dynamic Gold Fund (pre-2008), Passive Goldaktien basieren auf dem XAU Index.

In einem kürzlichen Newsletter (“Wie weit können Gold und Goldaktien in einer Welt beispielloser wirtschaftlicher Stimuli steigen?”, April 2020) haben wir uns mit der doppelten Chance befasst, die das Baker Steel-Team derzeit für Investoren im Goldminensektor sieht: 1) Margenausweitung und Neubewertung des Aktienkurses basierend auf einem attraktiven Kursumsatzverhältnis (KUV). 2) Ein klarer Zusammenhang zwischen Aktienratings und nachhaltigen Gewinnmargen (KGV). Je höher die Marge, desto höher das Markt-Rating. Die Margen steigen jetzt als direkte Folge eines besseren Kapitalmanagements und eines steigenden Goldpreises, aber branchenweit zahlt der Markt eine breite KUV-Palette für verschiedene Unternehmen. Dies reicht von einem hoch bewerteten Lizenzunternehmen, in dem der Markt den branchenweit höchsten KUV zahlt, bis zu Herstellern mit einer unsicheren und nicht nachhaltigen Marge, die folglich ein weitaus niedrigeres KUV haben. Die Chance (und Fähigkeit) eines aktiven Managers in diesem Sektor besteht darin, ein Portfolio aufzubauen, bei dem der Grad der Sicherheit der Marge mit dem Vorteil der Margenausweitung und damit der Verbesserung von KUV und KGV gleichermaßen in Einklang gebracht wird.

Den gesamten Artikel finden Sie hier im PDF-Format.

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