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Bausparen

Nach der Zinswende: Bausparverträge erleben Renaissance

Jahrzehntelang ging das Bauspargeschäft zurück. Doch seit die Zinsen steigen werden deutlich mehr Bausparverträge abgeschlossen. Warum der Bausparer gerade boomt.

25.08.2022 | 12:30 Uhr von «Ulrich Lohrer»

Von 2013 bis 2021 ging die Anzahl der neuabgeschlossenen Bausparverträge von 3,3 Millionen auf 1,2 Millionen zurück. Der Höhepunkt bestehender Verträge war 1999 erreicht, als die Deutschen insgesamt 34 Millionen Bausparverträge hatten.

Aufgrund der über zwei Jahrzehnte sinkende Zinsen verlor das Kombiprodukt aus Zinsanlage und Immobiliendarlehen zunehmend an Attraktivität. Die Sparer investierten häufiger in Fonds, Häuslebauer und Wohnungskäufer finanzierten ihre Immobilie lieber mit dem günstigen Bankkredit, dem klassischen Annuitätendarlehen.

Seit 2022 steigen die Renditen für Staatsanleihen und die Zinsen wieder deutlich. Laut Kreditvermittler wie Dr. Klein haben sich von Ende 2021 bis Anfang August 2022 die Zinsen für Hypothekendarlehen mit zehnjähriger Zinsbindung von 0,9 Prozent auf 2,7 Prozent verdreifacht (siehe Grafik 1.: Verlauf zehnjähriger Hypothekenzinsen).

Grafik1-Zehnjaehrige-Hypothekenzinsen-7-2020-8-2022


Bauspargeschäft verzeichnet seit Frühjahr 2022 starkes Neugeschäft

Während sich die Nachfrage nach Annuitätendarlehen sich nun abschwächt, registrieren Bausparkassen eine verstärkte Nachfrage nach Bausparverträgen. „Die LBS-Gruppe hat im ersten Halbjahr 2022 mit 229.800 neu abgeschlossenen Bausparverträgen und eine Bausparsumme von 15,16 Milliarden Euro verzeichnet – 16,3 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2021 “, sagt Rüdiger Haase, Referent Marketing, Vertrieb und Marktforschung von der Bundesgeschäftsstelle der Landesbausparkassen in Berlin.

„Wir verzeichnen seit Mitte März einen deutlichen Anstieg der Nachfrage - zuletzt mit einem Plus im Neugeschäft von über 50 Prozent. Über das laufende Jahr gerechnet, liegt der Zuwachs bisher bei etwa einem Drittel“, sagt Alexander Nothaft vom Verband der Privaten Bausparkassen in Berlin. Der Ansturm auf Bausparverträge spiegelt sich auch in den Kreditplattformen der Vermittler wider. So meldet die Hypoport Gruppe, die für private Vermittler, aber auch für die Sparkassen und die Genossenschaftsbanken Kreditplattformen wie Finmace und Genopace offeriert, im zweiten Quartal 2022 einen Anstieg der vermittelten Bausparsumme um zwölf Prozent auf knapp acht Milliarden gegenüber dem Vorjahresquartal.

Gründe für die hohe Nachfrage nach Bausparverträgen

Die langfristige Sicherung des Darlehenszinses macht den Bausparer aktuell wieder interessant. „Viele Immobilienkäufer sind von der Zinswende an den Märkten ebenso überrascht worden wie Käufer mit laufenden Darlehen, die ein Anschlussdarlehen benötigen. Bausparverträge können in beiden Fällen eine Option sein, die Auswirkungen des Zinsanstiegs abzufedern und die Finanzierung abzusichern“, sagt Mirjam Mohr, Vorständin des Kreditvermittlers Interhyp AG.

„Bei aktuellen Bau- oder Kaufvorhaben bietet es sich an, ergänzend zum Hypothekendarlehen einen Bausparvertrag zur besonders langfristigen Zinsabsicherung mit in die Finanzierung einzubauen. Und wer erst in fünf, acht oder zehn Jahren bauen, kaufen oder modernisieren will oder umschulden muss, kann sich die heute immer noch vergleichsweise günstigen Zinsen nur mit einem Bausparvertrag sichern“, erläutert Nothaft.

Kombiprodukt mit verzögerter Zinsanpassung

Mit dem Standard-Bausparvertrag wird zunächst ein Teil - in der Regel 30 bis 50 Prozent - der späteren Bausparsumme durch monatliche Beiträge angespart. Ist die vertragliche Mindestbausparsumme nach der Anspardauer erreicht, wird der Bausparvertrag "zuteilungsreif“: Die Sparer können dann die Bausparsumme inklusive eines Darlehens zum Immobilienerwerb verwenden. Aufgrund der Anspardauer erfolgte bei Bausparer eine verzögerte Anpassung an die Marktzinsen.

Was aktuell für das Bauspardarlehen spricht, erwies sich in der langen Phase sinkender Zinsen als Nachteil. Zwar sind die Anlagezinsen alter Bausparer im Vergleich zu anderen Zinsangeboten höher, die Darlehenszinsen im Vergleich zu Bankdarlehen aber teurer. Deshalb ließen viele Bausparer ihr Erspartes im Bausparvertrag und finanzierten lieber über andere, günstigere Kreditgeber. In der Folge stieg die Summe der Bauspareinlagen stärker als die der Bauspardarlehen (siehe Grafik 2: Bauspareinlagen und Bauspardarlehen). Weil dies die Gewinnmarge der Bausparkassen unter Druck setzte, kündigten sie vermehrt hochverzinsliche Altverträge – und gerieten oft in Konflikt mit den Sparern.

Grafik2-Entwicklung-Bauspareinlagen-Bauspardarlehen


Vor- und Nachteile des Bausparers

Doch nun sind die verzögert angepassten Darlehenszinsen vieler Bausparverträge im Vergleich zu den Bankdarlehen wieder günstig. Auch wer später eine Immobilie erwerben will und von weiter steigenden Kreditzinsen ausgeht, für den bietet der zugesagte Darlehenszins Planungssicherheit. Dies ist zwar auch in kürzeren Zeitspannen auch mit einem sogenannten Forwarddarlehen möglich, doch steigt mit der Spanne zwischen Abschluss des Forwarddarlehens und der Inanspruchnahme des Darlehens der Zinsaufschlag. Verbraucherschützer weisen allerdings auch auf Nachteile des Bausparers hin. So kritisieren sie die Vertriebsprovisionen von ein bis 1,6 Prozent der Bausparsumme und niedrige Habenzinsen, die mit aktuell 0,01 bis 0,1 Prozent deutlich unter der aktuellen Inflationsrate von über sieben Prozent liegen.

Die vielen Neukunden scheinen aktuell eher die Vorteile zu sehen oder diese höher als die Nachteile zu gewichten. Und die Vermittler erhalten außer der Provision nun mit dem festen Zins des Bauspardarlehens in Zeiten sonst steigender Zinsen ein gutes Verkaufsargument.

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