Die Unsicherheit an den Finanzmärkten steigt. Folglich versuchen viele Investoren ihre Portfolios stabil und ausgewogen aufzustellen. Matthias Mohr, Managing Director Financial Intermediaries Deutschland & Österreich bei Capital Group, meint, dass es für Anleger trotz niedriger Renditen sinnvoll sein könnte, in Anleihen zu investieren.
23.02.2022 | 10:33 Uhr
Laut Mohr haben Anleihen in einem Portfolio grundsätzlich vier Aufgaben: Sie dienen zum Kapitalerhalt, zur Generierung laufender Erträge, sowie zum Inflationsschutz und zur Diversifikation der Aktienanlagen. „Investoren sollten ihre Anleihenpositionen auf diese Ziele hin prüfen,“ so Mohr. Denn jede Wertpapierart hat ihm zufolge unterschiedliche Eigenschaften. „Die verschiedenen Varianten wie Industrieländer- und Emerging-Market-Staatsanleihen, Investmentgrade- und High-Yield-Anleihen sowie inflationsindexierte Anleihen sind für unterschiedliche Anforderungen geeignet,“ erläutert der Experte.
Beispielsweise könnten globale Staatsanleihen ein Portfolio besser diversifizieren als andere Assetklassen, weil sie eine längere Duration hätten. Außerdem seien sie durch ihre hohe Stabilität ideal, um den Kapitalerhalt zu stützen. High-Yield- und Emerging-Market-Anleihen seien dagegen aufgrund ihrer höheren nominalen Renditen besser geeignet, wenn Investoren laufende Erträge erzielen möchten.
1. Welche Anleihen Kapitalerhalt bringen
„Eine Anleihenposition ist die Grundlage jedes langfristigen, stabilen
Portfolios,“ meint Mohr. „Grund ist, dass Anleihen in unsicheren Zeiten
wenig volatil sind.“ Trotz seit Jahren niedrigen Renditen hätten
Anleihen ihre Aufgabe, das Kapital zu erhalten, erfüllt. Mittelfristig
gesehen hätten Anleihen konstante Erträge erzielt. „Das liegt daran,
dass Anleihen am Ende ihrer Laufzeit ihren Nominalwert zurückzahlen – es
sei denn, es kommt zu einem Zahlungsausfall,“ sagt Mohr. Bei
höherwertigen Anleihen sei die Ausfallquote in der Vergangenheit aber
sehr niedrig gewesen, bei Industrieländerstaatsanleihen liege sie fast
bei null.
2. Auf laufende Erträge setzen
Anleihen würden aus gutem Grund auch Festzinsanlagen genannt:
„Anders als Aktien haben sie klar definierte und prognostizierbare
Erträge in Form von Couponzahlungen.“ Während die Rendite mit den Kursen
schwanken würde, blieben die Coupons von Festzinsanleihen in der Regel
stabil – deshalb würden sie immer laufende Erträge erzielen. „Höher
verzinsliche Papiere gehen allerdings mit höheren Risiken einher,“
erläutert Mohr.
Laut Mohr sollte jedes diversifizierte Portfolio Wertpapiere mit laufenden Erträgen enthalten. High-Yield-Positionen sollten Anleger jedoch immer im Auge behalten. Diese sollten nicht die Grundlage für den Kapitalerhalt oder die Diversifikation der Aktienanlagen bilden, für diese Aufgaben seien sie weniger gut geeignet.
3. Einige Anleihen bieten Inflationsschutz
Sichere Anleihen würden, ähnlich wie US-Treasuries, sensibler auf
Zinsänderungen reagieren, wenn die Inflation aufgrund steigenden
Wachstums erhöht ist. „Andere Bereiche des Anleihenmarktes wie
Inflationsindexierte- , Investmentgrade- und High-Yield-Anleihen
entwickeln sich bei steigender Konjunktur hingegen gut,“ so Mohr.
4. Diversifikation der Aktienanlagen
Aufgrund der außergewöhnlich expansiven Geldpolitik und der
hohen Liquidität an den Finanzmärkten sei die Korrelation zwischen den
einzelnen Assetklassen in letzter Zeit gestiegen. „Doch in Phasen mit
volatilen und fallenden Aktienkursen erwiesen sich
Core-Qualitätsanleihen als stabil und boten Diversifikation gegenüber
Aktien,“ analysiert Mohr.
Viele andere Anleihenpositionen seien bei Aktienabschwüngen jedoch nicht die optimale Wahl. Demnach könnten sie versteckte Risiken enthalten, beispielsweise eine hohe Korrelation mit den Aktienpositionen des Portfolios. „Ungünstig sind zum Beispiel Fonds mit einem sehr hohen High-Yield-Anteil, die bislang häufig stark mit Aktien korreliert waren und bei fallenden Aktienkursen an Wert verloren haben,“ erläutert Mohr. Andere Anleihen wie US-Treasuries seien dagegen eine gute Wahl, wenn man seine Aktienanlagen diversifizieren möchte.
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