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Pimco-Stratege: „Für Deutschland könnte es Sinn machen, die Schuldenregeln zu lockern“

Nicolai Mai
Anleihen

Nicola Mai ist Leiter Sovereign Credit Research in Europa bei der US-Fondsgesellschaft Pimco. Im Interview mit TiAM FundResearch spricht Mai über die Aussichten auf schnelle Zinssenkungen, die deutsche Schuldenbremse und attraktive Anlagemöglichkeiten im Anleihebereich.

01.03.2024 | 12:30 Uhr von «Peter Gewalt»

Herr Mai, wie sehen sie die nächsten Zinsschritte der Notenbanken? Die Märkte sind ja recht optimistisch, dass die Zinsen rasch gesenkt werden.

Nicola Mai: Ja, das ist richtig. Die Märkte haben ihre Zinssenkungserwartungen zwar jüngst zurückgeschraubt, preisen aber noch immer eine Lockerung von 100-110 Basispunkten in diesem Jahr bei beiden Notenbanken ein.. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank Fed werden wohl erst ab Mitte des Jahres starten, die Zinsen zu senken – und zwar etwas weniger stark als erwartet.

Weshalb agieren die Notenbanken so spät?

Die Disinflation kommt zwar voran, aber die Zielinflationsrate von zwei Prozent ist noch immer nicht erreicht. Vor allem die EZB sieht die Kerninflationsrate als zu hoch an. Zudem geht die Sorge weiter um, dass die Lohninflation an Fahrt gewinnt. Denn es herrscht die Angst vor einer Reflation wie in den 1970er Jahren. Keiner möchte als Arthur Burns in die Geschichte eingehen, der die Zinsen damals zu schnell wieder senkte und damit die Inflation anheizte. Zentralbanker wollen als Falken wie Paul Volcker in die Geschichte eingehen, der die Inflation in den 1980er Jahren niederringen konnte.

Aber ökonomisch gesehen, könnte die EZB früher als die Fed starten, die Zinsen zu senken.

Ja, das stimmt. Im Vergleich zur Eurozone zeigt sich die US-Konjunktur aktuell in besserer Verfassung. Aber die EZB hat schon häufiger später als die Fed mit den Zinssenkungen gestartet, da sie etwas „falkenhafter“ eingestellt ist, was das Inflationsziel von zwei Prozent betrifft. Dies hängt auch mit dem immer noch großen Einfluss der Deutschen Bundesbank ab, die sich die Inflationsbekämpfung durch eine straffere Geldpolitik immer groß auf ihre Fahnen geschrieben hatte.

Für welche Länder in der Eurozone ist das aktuelle Zinsniveau gefährlicher? Für die hoch verschuldeten Südländer wie Italien oder die wachstumsschwachen Nordländer wie Deutschland?

Die hohen Zinsen wirken sich negativ auf Branchen wie die Bauwirtschaft und die Industrie aus. Dies trifft Länder wie Deutschland empfindlich. Gleichzeitig sind die hohen Zinsen aber auch eine Herausforderung für die hoch verschuldeten Staaten wie Frankreich und Italien. Doch solange die politische Einheit der Eurozone besteht, glaube ich nicht, dass es zu einer neuen Schuldenkrise kommt. Denn ein hohes Schuldenniveau ist an und für sich kein großes Problem, wenn man sich etwa die USA und Japan ansieht, die ebenfalls riesige Schuldenberge meistern können.

Es gibt große Diskussionen hierzulande, ob Deutschland seine Schuldenbremse nicht aussetzen sollte. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Hohe Schuldenniveaus gelten aus verschiedenen Gründen im Allgemeinen als wachstumshemmend. Aber Deutschland ist fiskalisch so gesund, zugleich muss es Investitionen in die Infrastruktur, die Wettbewerbsfähigkeit seiner Industrie und in die Transformation seiner Energieversorgung stecken, dass es durchaus Sinn machen würde, die Schuldenregeln zu lockern. Wenn es ein Land in der Welt gibt, dass es sich leisten könnte, so zu handeln, dann ist es Deutschland. Ein solches Vorgehen hätte zudem positive wirtschaftliche Auswirkungen auf die Nachbarländer Deutschlands.

Wie sehen sie die globale konjunkturelle Entwicklung?

Insgesamt gehen wir davon aus, dass die Weltwirtschaft schon in diesem Jahr stagnieren wird. In Europa ist die Konjunktur schon schwach. Und die USA werden aber dem Abwärtstrend folgen, sobald die hohen Ersparnisse der US-Konsumenten aufgebraucht sind, die sich wegen der expansiven fiskalischen Ausgabenprogramme während der Corona-Pandemie angesammelt haben. Aber auch die hohen Zinsen tragen immer stärker dazu bei, die Stimmung in der US-Wirtschaft zu dämpfen.

Wo sehen Sie aktuell die größten Chancen für Investoren?

Angesichts der sich abschwächenden Konjunktur und der abnehmenden Inflation sind Fixed Income-Investments im Vergleich zu Aktien sehr attraktiv bewertet. Denn die Zinsen werden aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung erfahrungsgemäß fallen, was den Anleihekursen zugutekommt. Selbst bei einer Rezession können Anleihen ausgesprochen gut performen, da sie von erheblichen Kapitalwertsteigerungen profitieren können.. Sollte sich allerdings die Inflation als hartnäckig herausstellen, leiden sowohl Anleihen als auch Aktien. Immerhin würden bei den festverzinslichen Papieren dann aber die Kuponzahlungen einen Sicherheitspuffer bieten.

Viele Investoren haben aber ihr Kapital aber noch im Geldmarkt oder auf der Bank liegen.

Diese Anleger sollten in Erwägung ziehen, ihre Cashpositionen aufzulösen, um sich die sehr attraktiven Anleiherenditen noch für längere Zeit zu sichern. So notieren US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit bei rund 4,3 Prozent; für Bunds gibt es rund 2,3 Prozent im Jahr. Aus diesem Grund mögen wir derzeit auch keine kurz laufenden Anleihen. Auf der anderen Seite sind aber auch die sehr langen Laufzeiten unattraktiv. Hier könnte langfristig Ungemach etwa durch die Schuldenpolitik drohen. Dieses Risiko dürfte aktuell jedoch nicht adäquat verzinst sein. Der Sweetspot liegt daher bei Laufzeiten zwischen fünf und zehn Jahren. Zudem bevorzugen wir sichere Papiere wie Unternehmensanleihen mit sehr hoher Qualität und hypothekengesicherte Anleihen von staatlichen US-Emittenten, wenn es darum geht, Kreditrisiken in Portfolios zu integrieren.

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