Von Aktien weltweit bis High Yields – Top-Experten renommierter Fondsgesellschaften analysieren die Märkte und geben Auskunft, wo sie große Investmentchancen sehen.
16.09.2025 | 14:00 Uhr von «Peter Gewalt»
Indien: Wachstum pur
Hadi Saad, Research & Portfoliomanagement Analyst bei DJE, sieht Indien auf dem Weg zur globalen Wirtschaftsmacht. Gemäß dem BIP dürfte Indien bereits 2025 mit 4,19 Billionen US-Dollar die viertgrößte Volkswirtschaft noch vor Japan werden und 2028 auch Deutschland einholen. Die Wachstumserwartungen für das reale BIP Indiens liegen für das Fiskaljahr 2025 bei 6,5 Prozent, während das globale BIP-Wachstum laut Schätzungen der Weltbank bei 2,3 Prozent liegen dürfte. Dies bringe auch Chancen für den indische Börse mit sich. Indiens Aktienmarkt könne künftig vor allem von seiner jungen Bevölkerung, solidem Unternehmensgewinnwachstum, einem Geldmengenwachstum von über zehn Prozent, dem schrumpfenden Renditeabstand zu US-Staatsanleihen sowie geringer Inflationsvolatilität getragen werden, ist Saad überzeugt.
Hochzinsanleihen: Höhere Rendite als US-AktienTim Murray, Kapitalmarktstratege bei T. Rowe Price, sieht in einer Übergewichtung in High-Yield-Anleihen und einer Untergewichtung in US-Aktien derzeit ein attraktiveres Risiko-Rendite-Verhältnis. „Hochverzinsliche Anleihen sind eine mögliche Alternative für Anleger, die attraktive Renditechancen bei geringerem Verlustrisiko suchen“, meint Murray. Hochverzinsliche Anleihen böten derzeit im Vergleich zur jüngsten Vergangen- heit sehr attraktive Renditen – sowohl absolut gesehen als auch im Vergleich zu Aktien. So habe der Bloomberg U.S. Corporate High Yield Bond Index zum 24. Juni eine Rendite von 7,3 Prozent geboten – eine Kennzahl, die potenzielle Kündigungstermine und andere Bestimmungen berücksichtigt, die die Renditen für Anleger verringern könnten. „Dies lag deutlich über der Gewinnrendite des S & P 500 von 4,6 Prozent“, hebt Murray hervor. Eine derart ungewöhnlich große Renditedifferenz sei außerhalb von Phasen erheblicher wirtschaftlicher Turbulenzen selten zu beobachten. Zudem würden High Yields bei einem überraschend negativen Konjunkturszenario ein geringeres Verlustrisiko als US-Aktien aufweisen.

Aktien weltweit: Chance auf positive Überraschungen
Trotz des unsicheren wirtschaftlichen Umfelds erreichen die großen Aktienindizes weiterhin Rekordhöhen, stellt Kevin Thozet, Mitglied des Investment-Komitees beim französischen Asset-Manager Carmignac, fest. „Die wichtigsten globalen Aktienindizes befinden sich nahe an ihren Höchstmarken.“ Er meint, dass bestimmte geografische Regionen sogar für positive Überraschungen sorgen könnten. Vor allem die Unternehmensgewinne machten diese Entwicklung möglich, so Thozet. In den USA seien die Gewinne pro Aktie der großen Techunternehmen mit einem Plus von 500 Prozent in fünf Jahren geradezu explodiert. Dieser Trend beschränke sich jedoch nicht auf die „Glorreichen Sieben“. Auch der Rest des US-Aktienmarkts weist – ebenso wie internationale oder europäische Aktien – Zuwächse zwischen 80 Prozent und 110 Prozent auf. Die Gewinndynamik sei also definitiv vorhanden. Noch überraschender sei, dass Aktien aus Europa und anderen Märkten außerhalb der USA häufig einen stärkeren Anstieg der Gewinne pro Aktie verzeichneten als der S & P 500 ohne die Techstars. In diesem Zusammenhang böten sich zwei mögliche Schwerpunkte für die Portfolioallokation. Im Zuge der Euphorie um die künstliche Intelligenz sind die amerikanischen Techgiganten wieder attraktiver geworden. Sie würden weiterhin mit robusten Fundamentaldaten überzeugen, die sowohl Performancepotenzial als auch Widerstandsfähigkeit in Zeiten hoher Zinsen gewährleisten. Zudem sieht Thozet ein höherer Stellenwert für Aktien aus dem Rest der Welt: „Wir sind der Ansicht, dass die Märkte außerhalb der USA nach wie vor unterbewertet und in den Portfolios unterrepräsentiert sind und dass ihr Potenzial unterschätzt wird.“ Sie profitierten von einer kurzfristig günstigeren makroökonomischen Dynamik. Die Chancen auf positive Überraschungen stünden daher gut.
Asiatische Aktien: Asien im Blick
Vor dem Hintergrund der politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten in Verbindung mit der neuen US-Regierung haben Investoren laut Ivan Domjanic offenbar erkannt, dass ein diversifiziertes Aktienportfolio auch Regionen außerhalb der USA beinhalten sollte. Laut dem Kapitalmarktstrategen von M & G ist der Reallokationsprozess in vollem Gange und „dürfte aus unserer Sicht noch eine ganze Weile anhalten“. Während das Hauptaugenmerk europäischer Investoren auf den Aktienmärkten in den Vereinigten Staaten und Europa liege, werde eine weitere Aktienregion von dieser Investorengruppe nahezu sträflich vernachlässigt: Asien. Dabei machte Asien Ende 2024 laut OECD rund 27 Prozent der globalen Marktkapitalisierung aus. Zudem spiele der Kontinent beim Thema KI neben den USA weltweit eine führende Rolle.
Abfallwirtschaft: Müll versilbern
Überdurchschnittliche Wachstumsraten für die Kreislaufwirtschaft, etwa durch die Wiederverwertung von Autos und ihren Teilen, erwartet Yohann Terry, Senior Portfolio Manager des Swisscanto-LUX-Themenfonds. „Aus unserer Sicht bietet sich der Übergang zur Kreislaufwirtschaft als Themeninvestment an, das langfristig orientierten Anlegerinnen und Anlegern eine überdurchschnittliche Rendite in Aussicht stellt“, meint Terry. So dürften sich immer mehr Unternehmen für Investitionen in die Kreislaufwirtschaft entscheiden, unter anderem getrieben von einem veränderten Verhalten der Konsumenten und neuen Vorschriften. „Das Marktforschungsunternehmen Gartner geht etwa davon aus, dass bis im Jahr 2026 rund 60 Prozent der globalen Unternehmen profitables Wachstum durch zirkuläre Lieferketten erzielen“, erklärt Terry.
Schwellenländer-Anleihen: Schwacher US-Dollar hilft
Nach Einschätzung von Carlos de Sousa, Emerging Markets Portfolio Manager bei Vontobel, verbessert ein anhaltender Rückgang des US-Dollar die Stimmung gegenüber Schwellenländern. Die breit angelegte Abschwächung des US-Dollar, die durch sinkende Wachstumsdifferenzen, strukturelle Haushaltsdefizite, anhaltenden Inflationsdruck sowie einen zunehmenden Vertrauensverlust in wichtige US-Institutionen ausgelöst wurde, habe signifikante Auswirkungen auf Schwellenländeranlagen, so Sousa. „Ein anhaltender Rückgang des Dollar würde unserer Ansicht nach die Stimmung gegenüber Schwellenländern deutlich verbessern, insbesondere gegenüber Anleihen in lokaler Währung.“ Diese würden aufwerten, da die Bewertung von Anleihen in Schwellenländerwährungen im Zusammenhang mit dem schwächer werdenden US-Dollar ansteigt. Für institutionelle Investoren spreche somit vieles für ein Engagement in Schwellenländerwährungen: Positive Realzinsen, günstige makroökonomische Trends und ein potenziell anhaltender Abwertungsdruck auf den US-Dollar schaffen ein attraktives Umfeld für lokale Emerging-Markets-Rentenmärkte.
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Jörn Kränicke
Infrastruktur: Günstig Bewertet
Johannes Maier, Portfoliomanager bei Bantleon, sieht Infrastrukturaktien weiter als günstig bewertet an. „Der Abschlag von Infrastrukturaktien gegenüber dem breiten Markt beträgt noch über 18 Prozent, zu Beginn des Jahres waren es sogar über 20 Prozent.“ Der Abschlag habe sich damit zwar etwas reduziert, aber Infrastrukturaktien seien immer noch deutlich günstiger bewertet als in den vergangenen 15 Jahren. Die Unternehmen verfügten zudem häufig über langfristige, regulierte Verträge und stabile Geschäftsmodelle. „Dies sichert die Einnahmen gegen kurzfristige Marktverwerfungen und handelspolitische Maßnahmen ab“, erklärt Maier. Viele Unternehmen betrieben ihre Infrastruktur fast ausschließlich im Heimatmarkt und seien daher weitgehend unabhängig von internationalen Lieferketten und Zollkonflikten, so Maier.
Euro-Anleihen: Attraktive Renditen
Da Anleger ihre globalen Anleiheallokationen neu bewerten, entwickeln sich Euro-Unternehmensanleihen zu einer attraktiven Alternative, meint Felix Freund, Head of Developed Market Credit bei Aberdeen. Mit attraktiven Renditen und einem geringeren Währungsrisiko könnten sie sowohl für europäische als auch für viele asiatische Anleger eine interessante Option darstellen. Denn der US-Exzeptionalismus schwinde – das heißt die Überzeugung, dass die Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft, ihre Innovationskraft und ihre globale Finanzdominanz ihre Märkte für langfristige Anlagen einzigartig attraktiv und zuverlässig machen. Insgesamt böten Euro-Unternehmensanleihen attraktive Chancen für Anleger. Mit Renditen von über drei Prozent würden diese deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre liegen.
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