• PartnerLounge
  • Bellevue Funds (Lux) SICAV
  • Metzler Asset Management
  • Comgest Deutschland GmbH
  • Capital Group
  • Robeco
  • Degroof Petercam SA
  • William Blair
  • Columbia Threadneedle Investments
  • Shareholder Value Management AG
  • DONNER & REUSCHEL AG
  • Bakersteel Capital Managers
  • ODDO BHF Asset Management
  • KanAm Grund Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH
  • Aberdeen Standard Investments
  • Pro BoutiquenFonds GmbH
  • Edmond de Rothschild Asset Management
  • iQ-FOXX Indices
  • AB Europe GmbH
  • M&G Investments
  • Morgan Stanley Investment Management
  • Carmignac
  • RBC BlueBay Asset Management
  • Pictet
  • dje Kapital AG
  • DAX----
  • ES50----
  • US30----
  • EUR/USD----
  • BRENT----
  • GOLD----

Expertenanalyse: „Aktienbörsen: Zeit zum Anschnallen"

Geldpolitik der EZB im Fokus
Zentralbank

Regelmäßig veröffentlichen führende Vermögensverwalter fundierte Einschätzungen zu den Finanz- und Kapitalmarktmärkten. Um einen Überblick zu erhalten, fasst TiAM FundResearch die wichtigsten Aussagen für Sie kompakt zusammen.

26.01.2024 | 12:05 Uhr von «Peter Gewalt»

Die Finanzmarktexperten diskutierten zuletzt die Folgen des Zinsentscheids der EZB auf die Aktien- und Anleihemärkte sowie die aktuellen Kursgewinne an den Börsen.

So kommentiert von Robert Schramm-Fuchs, European Equities Portfolio Manager bei Janus Henderson Investors:Unserer Ansicht nach ist die heutige Pressekonferenz der EZB ermutigend für die Aktienmärkte. Es scheint, dass EZB-Präsidentin Lagarde die Tür für eine erste Zinssenkung im April offen gelassen hat. Sie betonte die Bedeutung der aktualisierten Projektionen der Notenbanker, die im März verfügbar sein werden. Die Präsidentin sprach heute viel über den Lohndruck, aber tatsächlich ist die sechsmonatige Gesamt- und Kerninflation in der Eurozone bereits jetzt auf eine annualisierte Rate von rund zwei Prozent zurückgegangen. Die geldpolitischen Frühindikatoren deuten auf eine weitere Verringerung hin, was eine Rückkehr der jährlichen Inflationsrate zu ihrem Ziel von zwei Prozent im zweiten Halbjahr 24 erwarten lässt.
Angesichts der stagnierenden europäischen Wirtschaft, die sich in den letzten 18 Monaten bereits am Rande einer Rezession befand – im Gegensatz zu einer scheinbar perfekten sanften Landung in den USA –, sollten Zinssenkungen der EZB fest im Blickfeld der Aktienmärkte bleiben. Wir sind in unseren europäischen Large-Cap-Fonds bullish positioniert und bevorzugen Sektoren, die sich bisher in Zinssenkungszyklen besser entwickelt haben, z. B. Technologie und insbesondere Halbleiter, Finanzdienstleistungen und zyklische Konsumgüter.

Quelle: Trading Economics

Felix Feather, Economist bei abrdn, ordnet die Ergebnisse der EZB-Ratssitzung wie folgt ein: „Obwohl die EZB noch nicht mit den Marktprognosen übereinstimmt, die einen raschen Zinssenkungszyklus als unmittelbar bevorstehend ansehen, hat sie einen leicht zurückhaltenden Ton angeschlagen. In den jüngsten Stellungnahmen wurden die gesunkenen Inflationserwartungen und die anhaltend starke Durchdringung der strafferen Geldpolitik auf die Verbraucherpreise anerkannt.

Lagarde wollte sich zwar nicht zu einer möglichen Zinssenkung im Sommer äußern, aber wir glauben, dass sie tatsächlich bevorsteht. Wann diese Senkungen kommen, ist noch nicht sicher. Wir haben jedoch mehr Informationen darüber erhalten, auf welche Daten die Anleger achten müssen, wenn sie den Zeitpunkt einer Zinssenkung antizipieren wollen - neben den Inflationsdaten wird auch die Entwicklung des zeitnahen Lohnwachstums eine wichtige Rolle spielen."


Erstmals könnte die EZB am Ende früher die Zinsen senken als die FED, meint Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz: Auf ihrer heutigen Sitzung hat die EZB ihre Leitzinsen unverändert gehalten. Wie im Dezember hat sie einen zurückhaltenden Ton mit Blick auf mögliche Zinssenkungen in den kommenden Monaten angeschlagen. Zwar bleibt der Ausblick für die Konjunktur schwach und der Abwärtsdruck auf die Inflation hat sich wie erwartet verstärkt. Die Unsicherheit über die Kosten der Lieferkettenprobleme im Seehandel bleibt aber erhöht. Vor allem aber sieht die EZB nach wie vor Aufwärtsrisiken für die Inflation durch die hohe Lohndynamik in zahlreichen Euro-Ländern. Zwar habe sich diese zuletzt etwas stabilisiert und Unternehmen hätten die Preiseffekte bisher durch Margenkürzungen begrenzt. Vor möglichen Weichenstellungen in Richtung Zinssenkungen will die EZB aber weitere Daten zur Lohnentwicklung abwarten. So seien für 2024 etwa 40 Prozent der Tarifrunden im Euro-Raum noch nicht ausgehandelt.“

Die EZB sieht den Zeitpunkt für den Beginn von Zinssenkungen damit auch zu Jahresbeginn in weiterer Ferne als die FED, trotz der deutlich schwächeren Konjunkturdaten. Die Mehrheit der Investoren teilt diese Zurückhaltung nach wie vor nicht und die EZB-Sitzung hat daran nichts geändert. Vielmehr preist der Anleihenmarkt eine erste Senkung bis April nun sogar zu etwa 80 Prozent ein und damit stärker als zuvor. Bis Jahresende werden insgesamt fast sechs Zinsschritte nach unten erwartet. Dies scheint angesichts des hohen Lohndrucks und der erhöhten Sorgen der EZB vor Zweitrundeneffekten zwar überzogen, solange es zu keinem Absturz der Wirtschaft kommt. Ob die EZB mit Blick auf den Beginn von Lockerungen aber tatsächlich der FED den Vortritt lassen wird, ist aber fraglich. Die derzeitigen Aussichten für Konjunktur und Preisentwicklung sprechen dagegen. Das haben die US-Daten zum BIP im vierten Quartal und das ifo Geschäftsklima für die deutsche Wirtschaft eindrucksvoll gezeigt.

Quelle: Trading Economics

Beat Thoma, CIO bei Fisch Asset Management in Zürich, schreibt in seiner Analyse „Aktienbörsen: Zeit zum Anschnallen":
„Die Marktteilnehmer sind aktuell außerordentlich positiv gestimmt. Neben mehreren Zinssenkungen der US-Notenbank wird auch ein weiterer rascher Rückgang der Inflation sowie ein ‚Soft-Landing‘ der Konjunktur erwartet. Dieser Optimismus spiegelt sich auch in der Stimmung der US-Kleininvestoren wider, die ein Allzeithoch erreicht hat. Bemerkenswert ist, dass dieser positive Trend nicht nur auf die USA beschränkt ist, sondern weltweit zu beobachten ist, mit Ausnahme von China.

Nach den jüngsten Kursanstiegen an den Aktien- und Anleihenmärkten muss jedoch mit einem gewissen Enttäuschungspotenzial gerechnet werden, da bereits viele positive Entwicklungen eingepreist sind. Selbst geringfügige Abweichungen von den erwarteten perfekten Bedingungen könnten eine erhebliche Volatilität zur Folge haben. Eventuelle Marktturbulenzen dürften jedoch nur vorübergehend auftreten und lediglich zu einer stimmungsbedingten technischen Korrektur führen, die jedoch durchaus kräftig ausfallen könnte. Mittelfristig deutet alles darauf hin, dass Konjunktur, Inflation, Zinsen und die Geldpolitik auf einem gesunden Normalisierungskurs bleiben und somit ein solides Fundament für renditestarke Aktien- und Kreditmärkte im weiteren Verlauf des Jahres bilden.

Dieser Normalisierungskurs wurde allerdings in den vergangenen zwei Monaten teilweise behindert. Insbesondere wurde die restriktive und damit normalisierende Geldpolitik der Notenbanken teilweise durch Geld- und Liquiditätsschöpfung im privaten Bankensystem kompensiert. Insbesondere kam es aufgrund eines massiven Rückflusses von Überschussreserven der Banken bei der Fed (Overnight Reverse Repo Facility) zu einer Erhöhung der Geldmengen und damit zu einer starken Verbesserung der Finanzbedingungen. Der Präsident der Fed New York, John Williams, sieht darin sogar eine temporäre Aufhebung des monetären Straffungszyklus der Notenbank. Die starken Finanzmärkte und die fallenden langfristigen Zinsen erstaunen deshalb wenig, obwohl es sich hier aus Sicht der Fed um eine unerwünschte temporäre Verzerrung handelt. Allerdings sind diese Überschussreserven mittlerweile von 2300 Milliarden US-Dollar auf nur noch rund 600 Milliarden gefallen. Damit nimmt bereits jetzt ein wichtiger Unterstützungsfaktor für die Märkte schnell ab.

Die fortschreitende Normalisierung der Inflationsentwicklung hat sich in den USA ebenfalls vorübergehend verlangsamt. Insbesondere bleibt die Dienstleistungsinflation hartnäckig. Dies könnte, zumindest vorübergehend, ein weiterer Auslöser für künftige Enttäuschungen an den Märkten und bei den Zinssenkungsfantasien sein. Zudem sollten jüngste Kommentare verschiedener Mitglieder der Fed und EZB beachtet werden, die schnelle und vor allem wiederholte Leitzinssenkungen in Frage stellen. Auffallend sind auch ständige Meinungswechsel von FOMC-Mitgliedern und eine insgesamt selten gesehene inhomogene und nicht vertrauensfördernde Kommunikation der US-Notenbank mit potenziellem Störpotenzial für die Börsen.
Zudem kommen vom US-Arbeitsmarkt immer mehr Signale einer Abschwächung. Historisch führte dies praktisch immer zu einem darauffolgenden schnellen Anstieg und Überschießen der Arbeitslosigkeit. Es ist daher zu erwarten, dass eine kontrollierte und graduelle Normalisierung des US-Arbeitsmarktes und damit auch der Konjunktur mit Hilfe der Geldpolitik einmal mehr nicht gelingt. Ein zusätzliches Warnsignal für die Konjunktur und die Aktienmärkte liefert aktuell auch die historisch stets sehr zuverlässige ‚Dow-Theorie‘. Der Dow Jones Industrial hat vor kurzem ein neues Allzeithöchst erreicht, das aber vom Dow Jones Transportation, der einen Frühindikator für die Konjunktur darstellt, nicht bestätigt wurde. Gemäß der Theorie ist das ein Warnsignal für den Aktienmarkt und Divergenzen zum Gesamtmarkt stets bedeutungsvoll.

Die momentan uneinheitlichen Aktienmärkte und der schwache Bitcoin bei gleichzeitig wieder verstärktem Aufwärtsdruck der langfristigen Zinsen deuten auf ein mögliches temporäres Gewitter hin. Eine regelrechte Flut von Staatsanleihen im Gegenwert von mehr als 2000 Milliarden US-Dollar auf globaler Ebene in den kommenden Monaten wird zu zusätzlichem Liquiditätsabfluss und Zinsaufwärtsdruck am langen Ende führen. Eine potenzielle Marktkorrektur in den kommenden Wochen würde aber zu einer interessanten Ausgangslage sowohl an den Aktien- wie auch Kreditmärkten führen. Es ist mit Opportunitäten zu rechnen, die von einer danach wieder planmäßigen Normalisierung des Umfelds profitieren.“

Quelle: Trading Economics

Dr. Eduard Baitinger, Leiter Asset Allocation der FERI AG, meint zum selben Thema:
„An den Märkten dominierte in den vergangenen Wochen die Risikofreude. Diese optimistische Grundstimmung dürfte erst einmal andauern. Dabei ist allerdings Vorsicht geboten, denn aktuell ist noch immer viel Überschwang im Spiel. So wird allgemein auf bis zu sechs Leitzinssenkungen in diesem Jahr seitens der Fed spekuliert, wobei die erste Zinssenkung bereits für das erste Quartal antizipiert wird. Diese Erwartungen könnten sich jedoch als unrealistisch herausstellen. Die Inflationsraten liegen weiterhin deutlich über dem Ziel von 2%, und neue Risiken, etwa durch Störungen im globalen Frachtverkehr, könnten die Inflation weiter anheizen. Ein realistischeres Bild der Marktentwicklung dürfte sich also erst dann zeigen, wenn die aktuell überschießende Euphorie wieder etwas nachlässt.

Der Hype um Künstliche Intelligenz (KI) hat zuletzt wieder zugenommen und den US-Technologiesektor beflügelt, wobei die Indizes mit hohem KI-Anteil zwischenzeitlich auf neue Allzeithochs gestiegen sind. Günstig für die Tech-Branche war auch der Ausgang der Wahlen in Taiwan. Zwar stellt dort nun eine chinakritische Partei den Präsidenten, jedoch ohne die absolute Mehrheit im Parlament zu besitzen. Damit ist vorerst keine weitere Eskalation im Streit zwischen Taiwan und China zu erwarten. Taiwanesische und globale Halbleiterwerte gehörten daher zu den Gewinnern der Stunde.

Insgesamt herrscht bei vielen Marktteilnehmern derzeit noch immer die Erwartung vor, dass der US-Wirtschaft ein „Soft Landing“ bei gleichzeitig deutlich rückläufiger Inflation gelingt. Allerdings ist diese Konstellation empirisch gesehen sehr unwahrscheinlich. Realistischer erscheint vielmehr, dass sich rezessive Tendenzen verstärken und sich das Investmentumfeld im weiteren Verlauf von 2024 eintrüben wird. Spätestens dann sollten professionelle Investoren ihre Asset Allocation defensiver aufstellen und Anleihen übergewichten. Auf der Aktienseite sollte der Fokus auf Titeln aus konjunkturunabhängigen Sektoren und von Unternehmen mit qualitativ hochwertigen Bilanzen liegen.


Axel Botte, Chefstratege des französischen Investmenthauses Ostrum Asset Management, kommentiert:
„Die von den Märkten übereifrig vorweggenommene geldpolitische Erleichterung durch eine Lockerung der Geldpolitik erschwert den Kampf der EZB gegen die Inflation. Die aufeinanderfolgenden Schocks im Welthandel drohen die Preise der importierten Güter wieder ansteigen zu lassen.
Doch die Vorsicht der Zentralbanken hat nicht ganz die erwarteten Auswirkungen auf die Märkte für festverzinsliche Wertpapiere. Zwar steigen die langfristigen Anleiherenditen (4,15 Prozent bei der T-Note), doch bleibt die Abflachung der Renditekurve gedämpft. Die Spanne zwischen 2-und 10jährigen Anleihen hat sich dennoch um etwa sechs Bp. verengt, wobei die Schatz-Renditen bei 2,70 Prozent liegen.

Zwar verschiebt sich wohl die erste Zinssenkung nach hinten, aber das erwartete Anpassungstempo liegt weiterhin nahe bei einer Senkung auf jeder Sitzung. Diese lineare Senkung passt jedoch schlecht zu den Risiken eines Wiederanstiegs der Inflation und einer konjunkturellen Erholung.

Die Anleger versuchen, sich gegen das Risiko eines Wiederauflebens der Inflation abzusichern. Die Emission der französischen inflationsgebundenen Anleihen wurde gut aufgenommen, ebenso wie die neuen 10-jährigen TIPS in den Vereinigten Staaten.“

Quelle: Trading Economics

Diesen Beitrag teilen: