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Bundesbank: So reich sind die Deutschen wirklich

Wohneigentum bildet wichtigen Teil des Vermögens
Vermögen

Der Monatsbericht der Bundesbank zeigt, dass das Vermögen der Deutschen so hoch wie noch nie ist. Wer am meisten besitzt, wie der Reichtum verteilt ist.

25.04.2023 | 13:20 Uhr von «Peter Gewalt»

Die Bundesbank befragt nun bereits seit zehn Jahren Haushalte in Deutschland zu ihrem Vermögen, ihren Schulden und ihrem Einkommen. Das sind die wichtigsten Ergebnisse der Vermögensbefragung 2021.

Mittelwert und Median der Nettovermögensverteilung der privaten Haushalte in Deutschland

Das durchschnittliche Nettovermögen erreichte mit nominal 316 500 € einen neuen Höchststand seit Beginn der Erhebungen vor zehn Jahren. Allein zwischen 2017 und 2021 erhöhten sich die durchschnittlichen Vermögen um rund 83 600 € (+ 36 %). Seit 2010/11 haben die Haushalte im Mittel gut 121 300 € (+ 62 %) hinzugewonnen. Auch der Median der Nettovermögen, der die Mitte der Vermögensverteilung markiert und Haushalte in eine reichere und eine ärmere Hälfte teilt, ist erneut deutlich angestiegen, und zwar von 70 800 € im Jahr 2017 auf 106600 € im Jahr 2021. Nimmt man auch hier die lange Frist in den Blick, ergibt sich ein Anstieg um mehr als 100 % gegenüber 2010/11 (51400 €).

Mittelwert und Median
Mittelwert und Median

Quelle: Bundesbank


Anteil am gesamten Nettovermögen der privaten Haushalte

Der Anteil des Nettovermögens, das die vermögendsten zehn Prozent der Verteilung besitzen, veränderte sich in den letzten vier Jahren nur geringfügig. Nach wie vor besitzen die zehn Prozent vermögendsten Haushalte 56 % des gesamten Nettovermögens. Im Vergleich zu vor zehn Jahren sind aber auch die Werte für diese Indikatoren gesunken; 2010/11 hielten die obersten zehn Prozent der Verteilung noch 59 % des gesamten Nettovermögens. Auch nach dem Rückgang der genannten Ungleichheitsmaße bleibt die Ungleichheit in Deutschland im europäischen Vergleich weiterhin hoch. Die Verhältniszahl zwischen Mittelwert und Median lag in Italien, Spanien und Portugal 2020 jeweils bei gut 2, in Deutschland 2021 bei 3. Die Werte für das Verhältnis zwischen Median und der Grenze zu den vermögendsten zehn Prozent der Verteilung liegen für Italien und Portugal bei 4,5 beziehungsweise 4,1, in Deutschland bei 6,8. Des Weiteren waren die Gini-Koeffizienten in Italien (68 %) und Portugal (66 %) niedriger als in Deutschland (73 %).

Anteil Nettovermögen
Anteil Nettovermögen

Quelle: Bundesbank


Struktur der Vermögen und der Verschuldung der Haushalte

Die Anteile der Haushalte, die bestimmte Arten von Finanz- und Sachvermögen besitzen, haben sich zwischen 2017 und 2021 nicht wesentlich verändert. Lediglich der Anstieg an Haushalten, die direkt in Aktien investieren oder Fonds besitzen, fällt ins Auge. Der Anteil der Haushalte mit Aktienbesitz stieg von 11% auf 15%, der mit Fondsbesitz von 16 % auf 21%. Auch jüngere Haushalte legten vermehrt in Fonds und Aktien an. Dass die Beteiligung am Aktienmarkt insbesondere 2020 anstieg, deckt sich mit Ergebnissen aus anderen Untersuchungen. Die hohen Aktienrenditen im Zeitraum 2017 bis 2021 und die im Zuge der Corona-Pandemie entstandenen zusätzlichen Ersparnisse könnten ein Grund für das verstärkte Interesse an Anlagen am Aktienmarkt sein. Nach wie vor scheinen die Haushalte in Deutschland in der Breite aber eine Präferenz für liquide und eher risikoarme Investitionen zu haben. Dies zeigt der kaum veränderte Anteil an Haushalten mit Sparkonten, die trotz der langen und bis Mitte 2022 andauernden Phase niedriger Zinsen immer noch von 71% der Haushalte in Deutschland gehalten werden. Nimmt man die längere Frist in den Blick, fällt auf, dass sowohl der Anteil der Haushalte mit Sparkonten als auch der mit privaten Altersvorsorgeverträgen seit 2010/11 um 7 Prozentpunkte beziehungsweise 5 Prozentpunkte gesunken ist. Allerdings fand diese Entwicklung größtenteils zwischen 2010 und 2017 statt.

Zusammensetzung Vermögen
Zusammensetzung Vermögen


Sparen und Vermögen

Hinsichtlich der wichtigsten Sparmotive gab es nur kleinere Verschiebungen. Weiterhin dominieren die Gründe „Altersvorsorge“ und „Vorsorge für Notsituationen“ (vgl.: oben stehendes Schaubild). Beide Gründe werden 2021 häufiger als wichtigstes Motiv genannt als noch 2017. Die Vorsorge für Notsituationen nannten etwa 32 % der Haushalte, so viele wie auch 2014. Im Jahr 2017 lag der Anteil bei 29 %. Diese Entwicklung deutet demnach nicht darauf hin, dass die Haushalte im Zuge der Erfahrungen während der Corona-Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 verstärkten Bedarf sehen, für Notsituationen vorzusorgen. Wie in den Erläuterungen auf Seite 35 dargestellt, sind 2020 und 2021 aber auch viele Haushalte finanziell ohne größere Probleme durch die Pandemie gekommen. Ein Rückgang beim Anteil der Haushalte, die für den Erwerb von Wohneigentum sparen, wäre konsistent mit der These, dass bestimmte Haushalte ihre Pläne, Eigentum zu erwerben, aufgegeben haben. Der Rückgang fällt aber mit –1,5 Prozentpunkten sehr gering aus. Auch der gestiegene Anteil von Haushalten, die für größere Anschaffungen sparen, der auf Nachholeffekte nach der Pandemie hindeuten könnte, sollte nicht überinterpretiert werden. Ob und wie schnell die im Zuge der Pandemie zusätzlich aufgebauten Sparguthaben von den Haushalten wieder abgebaut werden, kann mit den vorhandenen Daten noch nicht abgeschätzt werden. Dies ist aber eine wichtige Frage für die kommenden Erhebungen und könnte die Entwicklung der Vermögensverteilung beeinflussen.

Sparmotive der Deutschen
Sparmotive der Deutschen

Quelle: Bundesbank

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