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Analystensentiment: Trüffelsuche statt Trend-Scouting

China-Comeback enttäuscht
Anlagestrategie

Eine Analyse der internationalen Wirtschaftsleitmedien zeigt weiter ein Makro-Klima der Unsicherheit. Doch es gibt Veränderungen im Bezug auf Länder und Branchen, die für verschiedene Investmentstrategien genutzt werden können.

19.06.2023 | 07:15 Uhr von «Matthias Vollbracht»

So zeigt die aktuelle Untersuchung des Schweizer Medienanalyse-Instituts Media Tenor International für TiAM Fund Research, dass die Finanzprofis die konjunkturelle Belebung in China weit weniger dynamisch als in früheren Aufschwung-Phasen sehen. Das Sentiment hat sich von -27,7 im Q4 2022 auf +10 im Q1 2023 erholt, im angefangenen Q2 schrumpft der Optimismus jedoch schon wieder auf nur noch +6 Zähler (jeweils Saldo positiver und negativer Wertungen in Prozent). Wenn die zitierten Analysten nicht Wesentliches übersehen, wird China damit in diesem Zyklus nicht – wie während der Corona-Pandemie – die Konjunkturlokomotive der Welt werden. Wissenschaftler und Medien wie die Financial Times weisen auch darauf hin, dass China mit hohen Kreditausfällen aus dem Seidenstraßen-Projekt zu kämpfen hat. 

Die USA haben zuletzt mit ihrem Show-Down bei der Anhebung der Schuldengrenze vor allem die politische Welt und die Medien in Atem gehalten. Die professionellen Beobachter und Investoren waren wohl in der sicheren Erwartung, dass es nicht zu einem Default kommen würde. Das Sentiment zu den USA verschlechterte sich aber von -4 in Q1 auf -16 Zähler im angefangenen Q2. Hier gibt es einen merkwürdigen Kontrast zum angstgeschwängerten Narrativ vom Exodus der Industrie in Europa angesichts der üppigen Subventionen im Rahmen des Inflation Reduction Acts. Doch ist nicht zu übersehen, dass die USA sich für die Wahlen warmlaufen. Hier spricht wohl manches für eine Seitwärtsbewegung der Märkte.

Analystenrating Länder

Unterschiedlich ist der Sentiment-Trend zu großen europäischen Volkswirtschaften. Frankreich kann zwar mit niedrigen Industriestrompreisen punkten, aber das Sentiment der Analysten verschlechterte sich von +29,8 im Q1 auf -24,2 im angefangenen Q2. Möglicherweise spielen die anhaltenden Proteste um sozialpolitische Reformen hier eine Rolle. Im Gegensatz dazu hat sich das Sentiment zu Spanien von +3,4 (Q1) auf zuletzt +37,5 (angefangenes Q2) verbessert, bei allerdings niedriger Fallzahl von Beobachtungen und entsprechender Unsicherheit. Italien hat Abschied von der Gallionsfigur Silvio Berlusconi genommen, manche mit Trauer, andere mit Erleichterung. Das Analystensentiment hat sich von +8,7 (Q1) auf zuletzt +18,4 (angefangenes Q2) verbessert. Das steht in gewissem Kontrast zur Wahrnehmung der jüngeren Bevölkerung im Lande, die mit Skepsis auf ihr Land und ihre Perspektiven schauen. Zumindest die Finanzmärkte scheinen hier optimistischer. 

Das Sentiment im Hinblick auf die Schweiz hat sich zuletzt erholt (von -25,2 auf -3,9), das Sentiment zu Großbritannien hat sich zumindest nicht weiter verschlechtert (-7,1 auf -6,9 Zähler). Mit großer Spannung waren die Wahlen in der Türkei erwartet worden. Das Analystensentiment war im Q1 noch ausgewogen +/- 0, hat sich im angefangenen Q2 auf -48,6 verschlechtert. Bislang hat es der alte und neue Präsident Erdogan noch nicht geschafft, die Märkte von einer klaren Aufschwung-Perspektive zu überzeugen. Immerhin gibt es mit der Nominierung von Hafize Gaye Erkan als neuer Zentralbank-Chefin und Mehmet Simsek als neuem Finanzminister zumindest personell Signale für Veränderung an die Märkte. Die Folgen gilt es aber noch abzuwarten.

Stimmung für Banken stabilisiert sich

Im Hinblick auf die Entwicklung einzelner Branchen zeigen sich ebenfalls unterschiedliche Trends. Ein Hoffnungssignal könnte die Verbesserung im Sentiment bei Bau (von -13 auf 0) und Immobilien (-55,5 auf -9,7) sein. Die Stimmung zu den Banken hat sich nach der Not-Übernahme der Credit Suisse durch die UBS ebenfalls stabilisiert (von -16,4 auf -3,6 Zähler). Die Chemie hat in den letzten Monaten als zyklische Branche wenig Attraktivität für Investoren ausgestrahlt, zumal in Ländern mit hohen Energiekosten. Insgesamt hat sich hier das Sentiment von Q1 zu Q2 aber verbessert, von -10,9 zu +6,1 Zählern. Damit dürften eher Stimmen wie die des Wacker Chemie-CEOs den Ton angeben, die trotz der aktuellen Belastungen eine gewisse Zuversicht für die Entwicklung im zweiten Halbjahr andeuten. Die KI-Welle hat sich als Aktientreiber für Technologiewerte in den letzten Monaten entwickelt: Das Sentiment zur Branche lag im Q4 2022 noch bei -5,3. Im ersten Quartal 2023 betrug der Wert bereits +11,4 und im angefangenen Q4 sogar +36,8. Die kritische Frage dürfte für das zweite Halbjahr sein, wer die neue KI-Technologie auch monetarisieren kann und wie sich die Regulatorik entwickelt. Das EU-Parlament hat hier eine Pionierrolle übernommen.

Analystenrating Branchen

Wo liegen neben diesen positiven Trends Risiken? Ein zentrales Risiko ist die Verschlechterung des Sentiments bei den Industrie-Titeln. Hier hat sich der Wert von +22,6 im Q1 auf zuletzt -3,3 verschlechtert. Das spiegelt die sehr durchwachsenen Meldungen zum weltwirtschaftlichen Wachstumstrend und der geringen Konjunkturdynamik wichtiger Volkswirtschaften wie China. 

Für den Autosektor hat sich die Stimmung ebenfalls zuletzt eingetrübt, von +2,4 in Q1 auf -5,9 Zähler im angefangenen zweiten Quartal. Ein dritter Bereich, in dem eine deutliche Verschlechterung zu erkennen ist, sind die Versicherungen (+26,7 auf -5,1). Die hier zugrunde liegenden Faktoren können vielfältig sein. Falls es der Plan großer Versicherer war, durch Austritt aus der Net Zero Insurance Alliance Geschäft und Investoren in solchen Märkten nicht zu verprellen, die sich aktuell gegen mehr Nachhaltigkeitsfokus positionieren, dann sind die Sentiment-Signale jedenfalls kein Beleg für den absehbaren Erfolg der Strategie. Dass mehr Umweltverschmutzung mit steigenden Kosten verbunden sein wird, hat sich im Finanzmarkt inzwischen herumgesprochen.

Insgesamt wurden 117.601 Analystenzitate im Zeitraum 1/2021 bis 6/2023 ausgewertet. Der Juni ist noch nicht vollständig ausgewertet.

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