Capital Group: Digitale Disruptoren - die nächste Generation defensiver Aktien

Capital Group: Digitale Disruptoren - die nächste Generation defensiver Aktien
Aktien

Während viele Branchen, die traditionell defensive Eigenschaften aufwiesen, vor erheblichen Herausforderungen stehen, bildet sich ein neuer Typus von defensiven Aktien heraus: Disruptive Unternehmen überzeugen zunehmend durch Stabilität.

18.11.2020 | 10:02 Uhr

Andy Budden, Investment Director bei Capital Group, analysiert, in welchen Sektoren diese nächste Generation von defensiven Aktien zu finden sein könnten:

Zwei Gruppen von „New Defensives“

„Wir befinden uns an einem besonderen Moment der Geschichte, der als vierte industrielle Revolution oder digitale Disruption bezeichnet werden könnte. Unternehmen rücken in den Fokus, die das Internet und neue Technologien nutzen, um ihre Industrien umzukrempeln. Es mag auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen, aber viele dieser Unternehmen bieten nicht nur erstaunliche Wachstumspotenziale, sondern zeigen auch starke defensive Eigenschaften – wir beschreiben sie daher als „New Defensives“, die neuen Defensiven. Anfang dieses Jahres wurden diese Eigenschaften bereits deutlich, als sie sowohl während des ersten Crashs zu Anfang des Jahres als auch bei der spektakulären Erholung durch starke Renditen überzeugten.

Wir unterteilen „New Defensives“ in zwei Gruppen – jene mit neuen Technologien und jene mit neuen Geschäftsmodellen. Die erste Gruppe mit neuen Technologien bezieht sich auf digitale Disruptoren. Dabei handelt es sich um Unternehmen, die ihre Branchen durch die innovative Nutzung von digitalen Technologien revolutionieren. Das Resultat sind neue und sehr große adressierbare Absatzmärkte, auf denen die derzeitige Marktdurchdringungsrate noch immer im niedrigen Bereich von rund 20 Prozent liegt. Diese Unternehmen haben für die kommenden fünf bis zehn Jahre eine sehr starke Wachstumsperspektive – auch während eines Abschwungs, was sie defensiv macht.

Versorger der nächsten Generation

Neben Unternehmen, die das exponentielle Wachstum der Internetnutzung durch Geräte, Halbleiter oder Datenzentren erst ermöglichen, so genannten "Connectivity Enabler“, zählen wir auch Unternehmen zu dieser Gruppe, die wir als Versorger der nächsten Generation bezeichnen. Per Definition bietet ein Versorgungsunternehmen essenzielle Dienstleistungen an, nach denen die Nachfrage aufgrund unterschiedlicher wirtschaftlicher Gegebenheiten stabil ist. In der Vergangenheit gehörten dazu Gas, Wasser und Elektrizität. Heute erleben wir, wie im Bereich der digitalen Unterhaltung eine neue Art von Versorgungsunternehmen entsteht. Für die Generation der Millennials ist das Internet ein fester Bestandteil des täglichen Lebens. Sie nutzen mobile Endgeräte viele Stunden am Tag, was zu einer ähnlich unelastischen Nachfrage wie bei traditionellen Versorgungsunternehmen führt. Digitale Unterhaltung bietet darüber hinaus im Vergleich zur traditionellen Offline-Unterhaltung ein überzeugendes Preis-Leistungs-Verhältnis, was ihre Kategorisierung als Versorgungsunternehmern untermauert.

Ein Beispiel für Versorgerwerte der Zukunft sind Videospiele, die mit den Jahren zu einer bedeutenden Industrie gewachsen sind – auch während des wirtschaftlichen Abschwungs durch COVID-19. Eine Herausforderung bei Investitionen in solche Gaming-Unternehmen besteht jedoch darin, diejenigen zu identifizieren, die kontinuierlich erfolgreiche Spiele entwickeln. In der Gaming-Industrie finden gegenwärtig viele Innovationen statt und unserer Meinung nach werden die Qualität und das Potenzial dieser Spielplattformen oft noch unterschätzt.

Abonnement-Modelle ermöglichen konstantere Umsätze

Bei der zweiten Gruppe mit neuen Geschäftsmodellen handelt es sich um etablierte Unternehmen, die zwar ein stetiges Wachstum aufweisen, zeitgleich aber mit zyklischen Entwicklungen und Volatilität zu kämpfen haben. Diese Unternehmen optimieren ihre Geschäftsmodelle, wodurch sie das Zyklische im eigenen Geschäft reduzieren. Sie entwickeln sich dadurch zu stabileren Investitionsmöglichkeiten – auch bei Abschwüngen. Ein Bereich, in dem wir dies beobachten, ist die Software-Entwicklung: Das Geschäft hat in den vergangenen rund fünf Jahren einen deutlichen Wandel erfahren. Anstatt dass Konsumenten für ein Produkt zahlen, das bis zu seiner Ablösung bestehen bleibt, haben Anbieter auf ein Abonnementmodell umgestellt. Dieses bietet sowohl für den Kunden als auch für das Softwareunternehmen Vorteile. Aus der Sicht des Kunden ist das Abonnement so strukturiert, dass die anfänglichen Kosten für die Einführung niedriger sind und eine bessere Kostentransparenz sowie ein besserer Zugang zu modernster Software gegeben sind. Für das Softwareunternehmen wird das Geschäft weniger zyklisch, die Umsätze werden transparenter und das Wachstum wird befördert, da Kunden über die Dauer der Nutzung kumuliert mehr zahlen.

Marktabschwünge mit Research und Technologien überbrücken

Wir befinden uns in einer besonderen Zeit, in der Technologien und das Internet bereits seit einigen Jahren in bestimmten Branchen ein sehr starkes Wachstum ermöglichen. Die Fortdauer dieses Wachstums hat das Potenzial, Marktabschwünge zu überbrücken. Aktien solcher Branchen können daher defensive Eigenschaften aufweisen, die man für gewöhnlich nicht bei Wachstumstiteln vermutet. Um attraktive Titel zu ermitteln, müssen sich Anleger der Ziele ihrer Portfolios bewusst sein und durch gründliches, fundamentales Research Unternehmen identifizieren, die Erträge erwirtschaften und zu den eigenen Zielen passen. Selektive Einzelwertinvestitionen sind in diesem Marktumfeld daher Sektor-Investments vorzuziehen.“

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