Metzler: Was macht die Fed?

In seinem Kapitalmarktausblick sieht Edgar Walk, Chefvolkswirt des Metzler Asset Management, die US-Notenbank Fed in einer Zwickmühle.

23.01.2015 | 16:03 Uhr

Orientiert sich die US-Notenbank Fed an den langfristigen Inflationserwartungen in den USA , so dürfte sie vor dem Hintergrund der kürzlich gesunkenen Inflationserwartungen kaum eine Leitzinserhöhung in Erwägung ziehen. Die intakte Realwirtschaft jedoch spricht für  eine weniger expansive Geldpolitik. Ein weiteres Thema ist die Wahl in Griechenland, die sich auch als eine Chance für das Land erweisen könnte. Auf alle Fälle ist der Wahltag noch nicht das Ende des griechischen Dramas.

US-Notenbanksitzung im Fokus

Die langfristigen Inflationserwartungen sind im Sinne einer selbsterfüllenden Erwartung einer der wichtigsten Einflussfaktoren auf die tatsächliche Inflationsentwicklung und helfen den Zentralbanken, ihr Inflationsziel zu erreichen, wenn es gut verankert ist. Vor diesem Hintergrund ist es wenig überraschend, dass die Zentralbanken ihre Ausrichtung der Geldpolitik überwiegend an den langfristigen Inflationserwartungen orientieren. Der merkliche Rückgang der langfristigen Inflationserwartungen in den vergangenen Wochen in den USA bedeutet, dass die Fed derzeit kaum in der Lage ist, Leitzinserhöhungen ernsthaft in Erwägung zu ziehen.

In der Vergangenheit lockerte die Fed sogar die Geldpolitik regelmäßig, wenn die Inflationserwartungen derart niedrig waren. Im Gegensatz dazu haben viele realwirtschaftliche Daten – beispielsweise das Konsumentenvertrauen, die Kapazitätsauslastung und verschiedene Geschäftsklimaindizes – schon wieder die Vorkrisenniveaus erreicht. Zudem verzeichnet die US-Wirtschaft ein anhaltend robustes Wachstum, was etwa ein BIP-Wachstum (Freitag) im vierten Quartal von 3 % untermauern dürfte.

Daneben erwarten wir auch einen deutlichen Anstieg der Neubauverkäufe (Dienstag) sowie der Auftragseingänge (Dienstag). In diesem realwirtschaftlichen Umfeld sollte die US-Notenbank die Geldpolitik eigentlich weniger expansiv gestalten.

Die US-Notenbank (Mittwoch) befindet sich damit in einer Zwickmühle. Wahrscheinlich wird sie sich eher auf die Inflationserwartungen fokussieren und damit keine baldigen Leitzinserhöhungen in Aussicht stellen, zumal sie mit Aussagen über mögliche Leitzinserhöhungen den Aufwärtstrend des US-Dollars befeuern würde.

Konjunkturdaten in Großbritannien und Japan In Großbritannien wird das BIP im vierten Quartal schon am Dienstag veröffentlicht. Die Daten werden zweifellos einen anhaltenden robusten Aufschwung zeigen.

In Japan stehen die Inflationsdaten (Freitag) und der Arbeitsmarktbericht (Freitag) auf der Agenda.

Hohe Kapazitätsauslastung in der Eurozone könnte Inflationswende begünstigen Auf den ersten Blick erscheint es überraschend, von einer Inflationswende zu sprechen, wenn die Inflation (Freitag) im Januar voraussichtlich auf -0,5 % gefallen ist. Der Inflationsrückgang ist jedoch hauptsächlich auf den Rückgang des Energiepreises zurückzuführen, da die Kerninflation mit 0,7 % im positiven Bereich geblieben sein dürfte. Die Erholung des Geldmengen- und Kreditwachstums (Donnerstag) dürfte sich im Dezember fortgesetzt haben – das signalisiert einen steigenden Trend der Kerninflation in den kommenden Monaten.

Auch zeigt ein Blick auf die Kapazitätsauslastung in der Eurozone, dass sie sich trotz des schwachen Wachstums in den vergangenen Jahren im vierten Quartal 2014 überraschend nahe dem historischen Durchschnitt bewegt hat.

Der Ausblick im pdf-Dokument

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