Metzler: Verliert Jannet Yellen die Geduld?

Janet Yellen wird am Dienstag vor dem Bankenkomitee des US-Senats über die zukünftige Ausrichtung der Geldpolitik der US-Notenbank referieren. Der Fokus der Finanzmarktteilnehmer wird sich dabei vor allem auf das Wort „Geduld“ (Patience) richten.

20.02.2015 | 15:40 Uhr

Sollte Janet Yellen in ihrer Rede darauf verzichten, werden die Finanzmarktteilnehmer zweifelslos eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit für eine Leitzinserhöhung schon im Juni einpreisen. Die zuletzt starken Arbeitsmarktdaten dürften dafür sprechen. Im Gegensatz dazu ist die Inflation in den USA jedoch noch niedrig und die Ereignisse in Griechenland könnten für zunehmende Unsicherheit sorgen, was gegen eine aggressivere Gangart der US-Geldpolitik spricht. Darüber hinaus ist in dem Protokoll der US-Notenbanksitzung vom Januar deutlich geworden, dass die Mitglieder des Offenmarktausschusses große Angst davor haben, zu früh den Leitzins anzuheben und den US-Konjunkturaufschwung abzuwürgen – zumal die US-Dollar-Stärke schon zu einem Bremsklotz für die US-Wirtschaft geworden ist. Aufgrund der unklaren Ausgangslage dürfte Janet Yellen versuchen, sich alle Möglichkeiten offenzuhalten und darauf zu verweisen, dass die US-Notenbank auf ihren Sitzungen ab Juni in Abhängigkeit der dann zur Verfügung stehenden Datenlage entscheiden wird. Also alles in allem sind größere Überraschungen eher unwahrscheinlich. 

In den USA ist der Wohnimmobilienmarkt bekanntlich frühzyklisch und daher ein wichtiger Frühindikator für die zukünftige gesamtwirtschaftliche Entwicklung – Verkäufe bestehender Immobilien (Montag), Neubauverkäufe (Mittwoch) und die noch offenen Immobilienverkäufe (Freitag). 

Die Auftragseingänge (Donnerstag) zeigten zuletzt eine überraschende Schwäche bei den Investitionsausgaben. Die US-Unternehmen sind nach wie vor kaum bereit, in neue Kapazitäten zu investieren und verwenden ihren Cashflow lieber für Aktienrückkäufe. Nur im Ölsektor stiegen seit der Finanzmarktkrise die Investitionsausgaben aufgrund des Schiefgasbooms nennenswert. Mit dem Rückgang des Ölpreises wurden zuletzt auch die geplanten Investitionsausgaben im US-Ölsektor dramatisch zusammengestrichen. Vor diesem Hintergrund ist in den kommenden Monaten nur ein verhaltenes Wachstum der US-Investitionsausgaben zu erwarten. 

Daneben werden noch das Konsumentenvertrauen (Dienstag und Freitag) sowie die Inflation (Donnerstag) veröffentlicht. 

Eurozone: Draghi-Rede im Fokus 

EZB-Präsident Mario Draghi wird am Mittwoch vor dem europäischen Parlament Rede und Antwort über die aktuelle Ausrichtung der Geldpolitik der EZB stehen. Derzeit sieht es danach aus, dass die EZB große Schwierigkeiten haben wird, das geplante Kaufvolumen insbesondere an Bundesanleihen in einem ausgetrockneten Markt überhaupt erreichen zu können. Die spannende Frage ist nun, ob die EZB infolgedessen das geplante Kaufvolumen reduzieren oder das geplante Kaufvolumen auf andere Märkte umleiten wird, wie spanische oder italienische Staatsanleihen. 

Darüber hinaus werden noch der ifo-Index (Montag) sowie der Geschäftsklimaindex (Donnerstag) der Europäischen Kommission veröffentlicht. Beide Indikatoren dürften sich verbessert haben, da die Eurozone aufgrund der zeitverzögerten Wirkung zunehmend vom gefallenen Ölpreis und dem schwächeren Euro profitiert. Auch wird eine weitere Erholung des Kreditwachstums (Donnerstag) in der Eurozone nachlassende Deflationsrisiken signalisieren – nicht zuletzt auch aufgrund eines starken deutschen Arbeitsmarktes (Donnerstag) mit zunehmendem Lohndruck.   

Japan: Starker Arbeitsmarkt 

Es ist immer wieder interessant zu beobachten, wie lange es dauert, bis ein merklicher Rückgang der Arbeitslosigkeit steigenden Lohndruck erzeugt. In Japan dürften bei einer Arbeitslosenquote von nur 3,4 % im Januar auf jeden Arbeitssuchenden im Durchschnitt 1,15 offene Stellen (Freitag) gekommen sein. Die deutliche Verbesserung am Arbeitsmarkt seit Juni 2009 beginnt erst jetzt, einen nennenswerten Einfluss auf die Löhne zu haben. Immerhin stiegen die Löhne im Dezember vergangenen Jahres um 0,7 % (gegenüber dem Vorjahresmonat, gleitender Durchschnitt über 12 Monate) mit der höchsten Wachstumsrate seit 1997. Dementsprechend befindet sich Japan auf einem guten Weg, 2016 das Inflationsziel von 2 % zu erreichen. 

Der vollständige Ausblick im pdf-Dokument

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