Metzler: Neubewertung der unorthodoxen Geldpolitik

Die unorthodoxen geldpolitischen Maßnahmen der US-Notenbank scheinen bei den globalen Zentralbanken und wirtschaftspolitisch Verantwortlichen zuletzt eine Neubewertung erfahren zu haben.

31.10.2014 | 15:38 Uhr

Standen bisher überwiegend die Risiken des geldpolitischen Experiments im Fokus, scheinen die robuste Konjunkturdynamik der US-Wirtschaft und die stabile Inflationsentwicklung das Wertpapierkaufprogramm (QE3) der Fed zu einer „Erfolgsstory“ gemacht zu haben. Nur so lässt sich die heutige Entscheidung der Bank von Japan erklären, das Wertpapierkaufprogramm signifikant zu erhöhen. Die Bank von Japan erhöht dabei das jährliche Kaufvolumen von Staatsanleihen von 50 Billionen Yen auf 80 Billionen Yen (von etwa 450 auf etwa 725 Mrd. USD). Darüber hinaus wird das jährliche Kaufvolumen von Aktien-ETFs von 1 Billionen Yen auf 3 Billionen Yen (von etwa 9 auf etwa 27 Mrd. USD) ausgeweitet. Die Bank von Japan will mit den neuen Maßnahmen einerseits unterstreichen, dass sie das Inflationsziel von 2,0 % unbedingt innerhalb der nächsten zwei Jahre erreichen will. Andererseits möchte sie wahrscheinlich auch verhindern, dass die zuletzt gestiegene Unsicherheit über den Wachstumsausblick als eine sich selbsterfüllende Erwartung einen Abschwung der japanischen Wirtschaft verursacht. 

Zweifellos steigt vor diesem Hintergrund der Druck auf die EZB (Donnerstag), das bisherige Wertpapierkaufprogramm auf Unternehmensanleihen und Staatsanleihen auszuweiten. Dieser Druck dürfte dabei auf einen zunehmend „fruchtbaren Boden“ im EZB-Rat zu fallen, wo es anscheinend eine Mehrheit für eine weitere Lockerung der Geldpolitik gibt. Nichtsdestotrotz wird die EZB sehr wahrscheinlich auf ihrer Sitzung am Donnerstag zunächst noch keine konkreten neuen Maßnahmen beschließen, sondern nur den Kauf von Unternehmensanleihen als einen nächsten Schritt in Aussicht stellen. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 % wird die EZB den Kauf von Unternehmensanleihen im Dezember oder in den folgenden Monaten beschließen. Erst ab Frühjahr kommenden Jahres dürfte die EZB mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 60 % das Wertpapierkaufprogramm dann auf Staatsanleihen ausweiten. Die Wahrscheinlichkeit für oder gegen eine der Maßnahmen hängt dabei maßgeblich ab von der Entwicklung der Inflations- und der Konjunkturdaten in den kommenden Monaten. 

Grundsätzlich ist es noch viel zu früh, ein Urteil über die unorthodoxe Geldpolitik zu fällen. Der Exit der Fed aus der unorthodoxen Geldpolitik bedeutet nämlich nur, dass sie ihre Bilanz nicht weiter expandiert. Es bedeutet nicht, dass den Finanzmärkten die Überschussliquidität entzogen wird. Dazu müsste die Fed ihre Bilanz um mehr als 2 Billionen USD reduzieren. 

Der vollständige Bericht im pdf-Dokument

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