Capital Group: Können die US-Zwischenwahlen die Märkte bewegen?

In nicht einmal zwei Monaten wird in den USA gewählt. Politiker und Wähler haben die Zwischenwahlen fest im Blick. Aber haben die Zwischenwahlen auch Auswirkungen auf die Aktienmärkte?

05.10.2018 | 11:08 Uhr

Um dies zu beantworten, haben wir die S&P-500-Daten der letzten
85 Jahre untersucht. Dabei zeigten sich in den Jahren mit Zwischenwahlen einige Besonderheiten. Natürlich hängt die Aktienkursentwicklung immer von vielen Faktoren ab. Die Analyse der Zwischenwahlen lieferte aber fünf Ergebnisse, die wir in den folgenden Abbildungen darstellen.

1. Die Partei des Präsidenten verliert meist Sitze im Kongress

Zwischenwahlen finden alle vier Jahre statt, zur Halbzeit der vierjährigen Amts- zeit des Präsidenten. Meist verliert die Partei des Präsidenten dabei Sitze im Kongress. Bei den letzten 21 Zwischen- wahlen hat die Partei, die den Präsidenten stellt, durchschnittlich 30 Sitze im Repräsentantenhaus und vier Sitze im Senat eingebüßt. Nur zwei Mal hat die Partei des Präsidenten in beiden Kam- mern hinzugewonnen.
Warum ist das so? Erstens gehen die Anhänger der Partei, die gerade nicht den Präsidenten stellt, häufiger zur Wahl. Hinzu kommt, dass die Beliebt- heitswerte des Präsidenten in der ersten Hälfte seiner Amtszeit meist fallen. Wechselwähler und unzufriedene Bürger stimmen dann bisweilen für Veränderungen.

Da Verluste für die Regierungspartei fast schon die Regel sind, werden sie in den Kursen frühzeitig berücksichtigt. Doch das Ausmaß der Verschiebungen erfahren wir erst am Wahltag – und erst dann kennen wir die politischen Folgen. Das kann einige der Entwicklungen in den folgenden Abbildungen erklären.

2. Bis weit ins Wahljahr hinein bleiben die Erträge meist mäßig

Da die Kurse langfristig zulegen, ist im Durchschnitt aller Jahre ein kontinuierlicher Kursanstieg zu erwarten. Wenn wir allerdings ausschließlich die Jahre mit Zwischenwahlen betrachten, zeigt sich ein anderes Muster: Die Kurse entwickeln sich zunächst seitwärts und legen bis kurz vor den Wahlen kaum zu. Die Weisheit, dass Märkte keine Unsicher- heit mögen, scheint sich zu bestätigen.
Zu Jahresbeginn sind das Wahlergebnis und seine politischen Folgen unklar. Doch wenn in den Wochen vor der Wahl die Prognosen leichter fallen, kommt es oft zu einer Kursrallye. Nach Schließung der Wahllokale und Bekanntgabe der Ergebnisse steigen die Kurse dann weiter.

3. In Jahren mit Zwischenwahlen ist die Volatilität höher

Wenn Sie meinen, dass die Märkte in Jahren mit Zwischenwahlen volatiler sind, liegen Sie richtig. Einmal mehr sorgt die Unsicherheit über den Wahlausgang für höhere Volatilität. Dies gilt insbesondere für die Monate vor der Wahl. Seit 1970 betrug die Standardabweichung der Erträge in Jahren mit Zwi- schenwahlen im Median 15%, gegenüber 13% in den übrigen Jahren. Interessant ist, dass die Volatilität in Präsidentschafts- wahljahren ähnlich hoch ist wie in Jahren, in denen gar nicht gewählt wird. Die Jahre mit Zwischenwahlen sind demnach eine echte Ausnahme.

4. Nach Wahlen erholen sich die Märkte meist stark

Gut für Investoren ist, dass sich die Märkte nach der hohen Volatilität in den folgenden Monaten oft stark erholen. Oft haben die Märkte kurz nach den Zwischenwahlen stark zugelegt. Dabei handelt es sich nicht nur um ein Kurzfristphänomen. Meist verdiente man nach den Zwischenwahlen zwölf Monate lang überdurchschnittlich: Seit 1950 betrug der durchschnittliche Einjahresertrag nach einer Zwischenwahl 15%. Das ist mehr als doppelt so viel wie der Durchschnitt der übrigen Einjahreserträge.

Diesen Beitrag teilen: