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Mehr Röhren, weniger Putin

Volkswirtschaft
Mehr Röhren, weniger Putin
07/2022
Todd G. Buchholz
Project Syndicate

@ Feedback an Redaktion

Griechen, Ägypter, Palästinenser und Israelis können sich fast nie auf etwas einigen, ausgenommen vielleicht auf Hummus. Wenn sie bei anderen Themen gleicher Meinung sind, sollten wir ihre Ansichten ernst nehmen:

07.07.2022 | 07:15 Uhr

2020 haben ihre Staatschefs alte Fehden und neue Querelen beiseite geschoben, um sich auf eine neue Pipeline zu einigen, die Erdgas aus neu entdeckten Feldern im Mittelmeerraum nach Europa leiten soll.

Diese Griechen, Ägypter, Palästinenser und Israelis waren ihrer Zeit voraus. Sie wussten noch nicht, dass sich die Preise vervierfachen würden – oder dass Wladimir Putin das russische Gas in eine Kriegs- und Handelswaffe verwandeln würde. Leider hat US-Präsident Joe Biden kurz nach seinem Amtsantritt 2021 Gesandte geschickt, um diese Pläne in einem Nebel unklarer Worte über die Umwelt zu ersticken.

Ich beschreibe diese Direktive der Biden-Regierung so, weil sie von Beamten des US-Außenministeriums in einer Hintergrundunterweisung oder einem “non-Paper” durchgestochen wurde. Es überrascht nicht, dass Bidens Fingerabdrücke auf diesem „non-Paper“ nicht zu sehen waren: 2014 hat er als Vizepräsident die Pläne noch als „Win-Win“-Möglichkeit gelobt. Putins barbarischer Überfall auf die Ukraine, der buchstäblich von Russlands eigenen Erdgasreserven befeuert wird, macht es klar, dass das Biden-Team sofort einlenken und die EastMed-Pipeline unterstützen sollte.

Der Kreuzzug der US-Regierung gegen Pipelines ist gefährlich und undifferenziert. Neben derjenigen im Mittelmeer hat sie bereits die Keystone-XL-Pipeline von Kanada nach Texas und eine vorgeschlagene Pipeline von Pennsylvania nach New England zu Fall gebracht. Bürger vom amerikanischen New Hampshire bis hin zum englischen Hampshire werden unterdessen vor Stromausfällen während der brutalen Sommerhitze gewarnt und angewiesen, für die nächsten Winter dickere Federbetten zu kaufen.

Statt für Gasleitungen setzt sich die Biden-Regierung für Windräder und Solarfarmen ein, die heute wettbewerbsfähiger sind und auch besser für die Umwelt sein könnten. Letzteres hängt natürlich davon ab, wo Seltene Erden wie Neodym oder Dysprosium, die für Magneten erforderlich sind, abgebaut werden (wahrscheinlich in China) – und wo die Landschaft mit 120-Meter-Türmen, Schwirrgeräuschen und blendenden Spiegeln verschandelt wird.

Die europäischen Staatschefs, die im Energiebereich häufig „grüner“ klingen als US-Politiker, reagierten auf den amerikanischen Widerstand gegen Energie aus dem Mittelmeerraum verwirrt und besorgt. Heute wissen sie, dass moderne Volkswirtschaften Erdgas benötigen – zumindest bis grüne Energie ohne regelmäßige Stromausfälle auskommt. Die Machbarkeitsstudie für die EastMed-Pipeline, die für geschätzte Kosten in Höhe von sieben Milliarden Dollar 10% des europäischen Bedarfs decken könnte, wurde von Europa finanziert.

Der Kontinent, dessen Bürger gegen hohe Energiekosten protestieren, kann auf den Bau der Pipeline in der Levante nicht länger warten. Deshalb hat Ursula von der Leyen, die Präsidentin der Europäischen Kommission, am 15. Juni ein historisches Memorandum mit den ägyptischen und israelischen Energieministern unterzeichnet. Demnach soll Erdgas von Israel nach Ägypten transportiert werden, wo es, bevor es nach Europa weiter fließt, verflüssigt wird.

Bidens Team scheint über die unzuverlässige Beteiligung der Türkei an solchen Projekten besorgt zu sein und möchte, dass das Land stärker involviert wird. Sicherlich hat die Türkei auch Anreize dafür, da es 45% seines Gasbedarfs aus Russland importiert. Andere Beteiligte sorgen sich über Präsident Recep Tayyip Erdoğans launische Politik und ungehobelte Rhetorik. In den letzten paar Monaten hat sich Erdoğan allerdings an seine Nachbarn angenähert: So hat er den israelischen Präsidenten Isaac Herzog in Ankara empfangen und am israelischen Unabhängigkeitstag eine Gratulationsbotschaft geschickt. Und da auch die palästinensische Regierungsbehörde gemeinsam mit Israel Gründungsmitglied des EastMed-Gasforums ist, wäre es seltsam, wenn Erdoğan eine neue Pipeline im Namen von Islam oder Antizionismus boykottieren, untergraben oder anders stören würde.

Während des größten Teils des zwanzigsten Jahrhunderts war Energie aus dem Nahen Osten gleichbedeutend mit Öl von der arabischen Halbinsel. Aber die jüngsten Erdgasfunde haben die Landkarte verändert. 2018, nachdem das italienische Unternehmen Eni fast 1,6 Kilometer tief gegraben hatte und auf das riesige Zohr-Gasfeld gestoßen war, wurde Ägypten von einer Erdgas-Importnation zu einem Nettoexporteur. Das arabische Wort „Zohr“ bedeutet Mittag, und die Entdeckung signalisiert einen neuen Höhepunkt des ägyptischen Wirtschaftspotenzials. Und was die andere Seite des Sinai betrifft, machten Historiker Witze, dass sich Gott, als er die Israelis zu seinem auserwählten Volk erkor, offensichtlich dafür entschieden hat, ihnen keinen einzigen Liter Treibstoff zu geben. Auch dies hat sich verändert, da Israel plötzlich genug davon hat, um seine Bevölkerung zu versorgen und gleichzeitig Gas nach Jordanien oder noch weiter weg zu exportieren.

Was bedeutet es nun, dass all diese positiven Entwicklungen ohne die Vereinigten Staaten stattfinden? Dies betrifft uns alle, da die US-Regierung durch ihren Widerstand nicht nur Banken und Privatinvestoren davon abhält, Kredite zu vergeben, sondern auch eine Unterstützung durch die Weltbank und den Internationalen Währungsfonds weniger wahrscheinlich macht. Ja, die Pipeline kann immer noch gebaut werden, aber die Finanzierungsbedingungen und Renditen für Investoren würden sich verschlechtern.

Biden ist nicht der einzige, der sich gegen das Mittelmeergas einsetzt. Auch Putin tut dies. Für Biden wird es also Zeit, sich auf die richtige Seite zu stellen.

© Project Syndicate 1995–2022

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