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Die guten Seiten der US-Inflation

Die guten Seiten der US-Inflation
Volkswirtschaft
Die guten Seiten der US-Inflation
03/2022
Edward N. Wolff
Project Syndicate

@ Feedback an Redaktion

Die Inflationsangst hat zuletzt sowohl bei Bürgern als auch in der Politik massiv zugenommen. In den Vereinigten Staaten erreichte der Anstieg der Verbraucherpreise im Januar einen Wert von 7,5 Prozent im Jahresvergleich und sorgte damit für die höchste Inflationsrate seit Februar 1982.

15.03.2022 | 09:00 Uhr

Steigen die Einkommen der Menschen weniger stark als die Inflationsrate, sinkt ihr Realeinkommen, weswegen sie sich weniger leisten können als zuvor. In diesem Fall sprechen wir vom „Einkommenseffekt“ der Inflation.

Allerdings hat die Inflation auch gute Seiten, wie ich in einer kürzlich erschienenen wissenschaftlichen Arbeit darlege. In den vergangenen Jahrzehnten erwies sich die Inflation als echter Segen für die Vermögenslage der Mittelschicht-Haushalte in den USA und trug somit dazu bei, den Anstieg der allgemeinen Vermögensungleichheit abzumildern.

Dabei handelt es sich um den „Wohlstandseffekt” der Inflation, der folgendermaßen funktioniert: Angenommen, Sie besitzen 100 Dollar und haben 20 Dollar Schulden, somit beträgt Ihr Nettovermögen 80 Dollar. Nehmen wir weiter an, die Inflation liegt bei jährlich 5 Prozent und der Nominalwert Ihres Vermögens steigt in gleichem Maße (die Preise von Vermögenswerten wie etwa Immobilien entwickeln sich in der Regel im Einklang mit der Inflation). In diesem Fall bleibt der Wert Ihres Vermögens real unverändert, aber Ihre Schulden sind jetzt um 5 Prozent weniger geworden. Der reale Wert Ihres Nettovermögens steigt also auf 81 Dollar, und das entspricht einer Steigerung von 1,25 Prozent.

Je höher außerdem das Verhältnis von Schulden zu Vermögenswerten ist, desto größer präsentiert sich auch der inflationsbedingte prozentuale Anstieg des Nettovermögens. Das ist der „Hebeleffekt”: Hatten Sie im zuvor erwähnten Beispiel nicht 20, sondern 40 Dollar Schulden, würde der Anstieg des Nettovermögens 3,3 Prozent betragen.

In den USA sind die Angehörigen der Mittelschicht - definiert als Medianhaushalt - viel höher verschuldet als die Superreichen (die obersten 1 Prozent). Im Jahr 2019 betrug das Verhältnis zwischen Gesamtverschuldung und Gesamtvermögen der Mittelschicht-Haushalte 36,5 Prozent, während der entsprechende Wert für die Superreichen bei lediglich 2,3 Prozent lag. Hinsichtlich des Nettovermögens profitiert also die Mittelschicht weit mehr von der Inflation als die Reichen.

In ähnlicher Weise sind schwarze und hispanische Haushalte in den USA viel höher verschuldet als weiße Haushalte, wobei das Verhältnis von Schulden zu Vermögen bei Ersteren fast dreimal so hoch ist. Zumindest im Hinblick auf Vermögenswerte profitieren schwarze und hispanische Haushalte viel stärker von der Inflation als weiße Amerikanerinnen und Amerikaner.

Ein Charakteristikum der US-Geldpolitik seit Anfang der 1980er Jahre bestand in der gemäßigten Inflation, die von 1983 bis 2019 (dem von mir untersuchten Zeitraum) im Durchschnitt bei 2,5 Prozent jährlich lag. Parallel zu diesem Trend kam es in den USA zu einem starken Anstieg der Vermögensungleichheit. Zu ihrer Berechnung habe ich das Verhältnis zwischen dem Vermögen der obersten 1 Prozent der Vermögensverteilung und dem Medianvermögen (also dem Vermögen des Durchschnittshaushalts) herangezogen. Von 1983 bis 2019 hat sich dieser Wert mehr als verdoppelt, nämlich von einem bereits hohen Wert von 131,4 auf noch gigantischere 273,8.

Doch obwohl die Vermögensungleichheit in diesem Zeitraum stark zunahm, war die Inflation eigentlich ein dämpfender Faktor, da sie der Mittelschicht viel mehr half als den Superreichen. Hätte es nämlich keine Inflation gegeben, wäre der Wert der Vermögensungleichheit sogar noch höher – nämlich auf 385 – gestiegen. Stattdessen führte die inflationsbedingte Entwertung der Schulden in dem 36-jährigen Zeitraum zu einem Anstieg des durchschnittlichen US-Vermögens um 76 Prozent.

Zudem trug die Inflation dazu bei, das ethnisch bedingte Wohlstandsgefälle zu verringern (oder zumindest dessen Anstieg zu begrenzen). So ist beispielsweise das Verhältnis zwischen den Durchschnittsvermögen schwarzer und weißer Haushalte von 0,19 im Jahr 1983 auf 0,14 im Jahr 2019 stark gesunken. Bei einer Null-Inflation wäre dieser Wert jedoch auf lediglich 0,06 gefallen.

Ähnlich verhält es sich mit dem Verhältnis zwischen den durchschnittlichen Nettovermögen der Latinx- und der weißen Haushalte. Von 1983 bis 2019 stieg der tatsächliche Wert von 0,16 auf 0,19. Bei einer Inflation von Null wäre er auf 0,14 gesunken.

Welche politischen Auswirkungen haben nun diese Erkenntnisse? Sollte insbesondere die amerikanische Notenbank Federal Reserve weiter versuchen, die Inflation einzudämmen oder sollte sie eine entspanntere Haltung einnehmen? Eine Möglichkeit, dies zu entscheiden, besteht darin, den Einkommenseffekt der Inflation (negativ) mit dem Vermögenseffekt (positiv) zu vergleichen. Ist der Einkommenseffekt größer, sollte die Inflation unterdrückt werden. Bei einem höheren Vermögenseffekt ist ein gewisses Maß an Inflation zu fördern.

Im Zeitraum von 1983 bis 2019 kostete die Inflation dem durchschnittlichen US-Haushalt weniger als 50.000 Dollar an Einkommen, ließ aber das Durchschnittsvermögen um mehr als 60.000 Dollar ansteigen. Der Vermögenseffekt überwog also vor dem Einkommenseffekt. Im Gegensatz dazu verringerte die Inflation das Realeinkommen der Superreichen um etwa 600.000 Dollar, während ihr Vermögen um weniger als 500.000 Dollar anstieg.

Unter dem Strich hat die Inflation die Mittelschicht begünstigt und die Superreichen benachteiligt. Darüber hinaus hat sie dazu beigetragen, sowohl die allgemeine Vermögensungleichheit als auch ethnisch bedingte Vermögensunterschiede zu verringern. Wer sich – wie die Fed - hinsichtlich des jüngsten Inflationsanstiegs Sorgen macht, sollte diese Einsichten berücksichtigen, wenn es darum geht, ob und in welchem Umfang man die Inflation eindämmen will.

Copyright: Project Syndicate

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