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Bidens kluge Fed-Entscheidung

US-Präsident Joe Biden
Volkswirtschaft
Bidens kluge Fed-Entscheidung
12/2021
Kenneth Rogoff
Project Syndicate

@ Feedback an Redaktion

Man sollte es US-Präsident Joe Biden, einem Demokraten, zugutehalten, dass er Jerome Powell, einen Republikaner, als US-Notenbankchef im Amt bestätigt hat. Von Kenneth Rogoff

22.12.2021 | 07:00 Uhr

Dabei entschied sich Biden gegen eine sehr starke Alternative: Lael Brainard, die von den Linken deutlich bevorzugte Kandidatin, die abstrakt betrachtet eine hervorragende Wahl gewesen wäre. Indem er dem starken Druck des linken Flügels seiner Partei standhielt, erreichte Biden mehrere Dinge auf einmal.

Zunächst einmal hat er damit, und das ist am wichtigsten, die Unabhängigkeit der Notenbank von politischem Druck bekräftigt. Sein Amtsvorgänger Donald Trump erbte eine sehr fähige Notenbankchefin, Janet Yellen, und gab dies auch zu. Doch er entschied sich, dass es vorzuziehen sei, wenn sein eigener Mann das Sagen hätte; vielleicht hoffte er, dass er sich darauf verlassen könnte, dass Powell im Vorfeld der Wahl 2020 die Geldpolitik nicht straffen würde.

Wie viele von Trumps Entscheidungen brach auch diese in scharfer Weise mit der Tradition. Neue Präsidenten bestätigen einen kompetenten Notenbankchef normalerweise im Amt. Bidens Entscheidung etabliert diese Tradition wieder. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass Trump 2025 erneut Präsident werden sollte: Würde er dann die Notwendigkeit verspüren, Powell eine dritte Amtszeit zu verweigern, weil Biden ihn im Amt bestätigt hat? Vermutlich.

Indem er Powell im Amt bestätigt hat, tat Biden zudem einen wichtigen Schritt, um seine eigene Unabhängigkeit zu etablieren, insbesondere gegenüber dem streitbaren linken Flügel seiner Partei, der bisher enormen Einfluss ausgeübt hat. Biden schlug einen Kurs hart in Richtung Mitte ein und gründete seine Entscheidung fast komplett auf Kompetenz, und er wählte einen Kandidaten aus, den auch viele Republikaner unterstützten.

Vielleicht wird Bidens neuerliche Betonung der Kompetenz anderswo in seiner Regierung auf Nachahmung stoßen. Nachdem er einen Wahlkampf als Mann der Mitte geführt hatte, hat Biden dies nun in einer wichtigen Frage unter Beweis gestellt. Dies war die wichtigste Ernennung seiner Präsidentschaft. Jeder, der sich mit politischen Geschäftszyklen befasst hat, weiß, dass die Notenbank enormen Einfluss ausüben kann, indem sie Zinssenkungen so terminiert, dass sie der Wirtschaft genau vor einer Wahl einen Schub verleihen.

In einer Zeit, in der die postpandemische Wirtschaft noch immer unglaublich schwankungsanfällig ist und die Kaffeesatz-Leserei schwierig ist (obwohl der US-Arbeitsmarkt offen gesagt zu glühen scheint), hat die Entscheidung für Powell die Politik der Fed vorhersehbarer und leichter interpretierbar gemacht. Brainard hätte sich womöglich als hervorragende Wahl erwiesen, doch die Märkte wären trotzdem einer Phase der Anpassung ausgesetzt gewesen, in der sie hätten lernen müssen, Brainards Formulierungen und Signale zu verstehen.

Die Leitartikelseite des Wall Street Journal hat die Entscheidung zwischen Powell und Brainard in der Überzeugung, dass die Politik der Fed unweigerlich zu ultrahoher Inflation führen wird, egal, wer das Sagen hat, als „Tweedledum und Tweedledee“ – oder Jacke wie Hose – bezeichnet. Doch das verleugnet einige wichtige Unterschiede. Über ihre Haltung in Regulierungsfragen hinaus, für die sie auf der Linken viel Zuspruch gefunden hat, hat sich Brainard, die stellvertretende Notenbankchefin werden wird, als besonders offen für innovative Ideen über die Entwicklung der Notenbankpolitik in einer Welt niedriger Realzinsen gezeigt.

Es stimmt, dass ich ein etwas optimistisches Bild von der Entscheidung zur Bestätigung von Powell im Amt gezeichnet habe. Der jüngste Wert bei der Verbraucherpreisinflation von über 6% hat einem die Augen übergehen lassen. Zwar scheinen die Finanzmärkte bisher auf Powells Argument zu vertrauen, dass diese Entwicklung weitgehend vorübergehender Art sei: Die mittelfristigen Inflationserwartungen liegen bei knapp über 2% – was nach den Standards des vergangenen Jahrzehnts nicht besonders hoch ist. Und nun, da Powell nicht länger über seine Schulter schauen muss, während Biden über seine Amtsbestätigung entscheidet, könnte man argumentieren, dass er sich nicht mehr länger in seiner Fähigkeit eingeschränkt fühlen wird, gegebenenfalls die Geldpolitik zu straffen. Aber hat die Fed womöglich bereits zu lange gewartet?

Das ist schwer zu sagen. Es besteht die Chance, dass die den jüngsten Inflationsspitzen zugrundeliegenden Faktoren sich als vorübergehend erweisen werden, sodass die Fed ihre akkommodierende Geldpolitik noch ausweiten und später äußern kann: „Haben wir doch gesagt.“ Unglücklicherweise besteht ebenfalls eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Lohn- und Preisanstiege sich gegenseitig hochschaukeln werden und dass sich die Inflation als alles andere als vorübergehend erweist. Falls das passiert, und falls die Öffentlichkeit das Vertrauen in die Preisstabilität verliert, könnte es eine ziemlich starke Rezession erfordern, dieses Vertrauen wiederherzustellen.

An diesem Punkt könnten einige sagen, dass die Fed sich einfach opportunistisch ausrichten und allen sagen sollte, sie beabsichtige, ihr Inflationsziel auf 3% oder 4% anzuheben. Dies war eine wichtige Empfehlung einer der zentralen Analysen, die die Fed bei ihrer Neubewertung ihres geldpolitischen Rahmens 2019 in Auftrag gegeben hatte. Unglücklicherweise würde sich ein Vorgehen, bei dem man der Inflation gestattet, unaufhaltsam zu steigen, und der Bevölkerung erst dann sagt, dass es nun einen neuen, höheren Normalwert gibt, höchstwahrscheinlich als extrem destabilisierend erweisen.

Es ist seit langem meine Ansicht, dass eine viel elegantere Methode zur Schaffung von Spielräumen für Zinssenkungen in einer tiefen Rezession eine Politik negativer Zinssätze umfasst. Allerdings würde dies die Bereitschaft der Fed erfordern, sich einer der wachsenden Zahl von Optionen zu bedienen, dem Horten von Bargeld entgegenzuwirken, das ansonsten die Wirksamkeit dieser Politik begrenzen könnte.

Natürlich könnte die Fed die Zinsen auch präventiv erhöhen, aber das könnte zu einem Absturz der Märkte führen und die Wirtschaft in die Rezession stürzen.

Die Fed hat an diesem Punkt keine einfachen Alternativen, und das wäre nicht anders, wenn die Entscheidung zugunsten von Brainard, und nicht Powell, ausgefallen wäre. Letztlich also sollte man Biden zugutehalten, dass er verstanden hat, dass, egal wie viel politischem Druck seine Regierung ausgesetzt war, die Fed unter ihre Kontrolle zu bringen, es besser war, die Unabhängigkeit der Notenbank – und seine eigene – zu wahren.

Copyright: Project Syndicate

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