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Teil 2 - Eine Chronik der Sparpolitik

Volkswirtschaft
Eine Chronik der Sparpolitik-Teil 2
07/2019
Kenneth Rogoff
Project Syndicate

@ Feedback an Redaktion

Alesinas, Faveros und Giavazzis Buch leistet eine Anzahl wichtiger methodologischer Beiträge. Es stellt einen Datensatz von 200 mehrjährigen Sparprogrammen 16 hochentwickelter Länder für den Zeitraum ab Ende der 1970er Jahre bis 2014 vor. Von Kenneth Rogoff

09.09.2019 | 07:30 Uhr

In jedem Fall greifen die Verfasser auf die Originaldokumente zurück, um die Absichten der politischen Entscheider zu ermitteln. Zudem bewertet das Buch den Erfolg oder Misserfolg jedes Programms aus mehrjähriger Perspektive und nicht Jahr für Jahr, wie das in der Fachliteratur bisher Usus war. Und was vielleicht am wichtigsten ist: Die Verfasser widmen sich mit großer Stringenz Fragen von Ursache und Wirkung und der Bereinigung um geldpolitische, Deregulierungs- und sonstige Faktoren, die die letztlichen Ergebnisse beeinflussen würden.

Tatsächlich veröffentlichten 2011 drei IWF-Ökonomen eine Studie, in denen sie sich kritisch mit Alesinas früheren Arbeiten auseinandersetzten. Sie argumentierten, dass das Geheimnis einer wachstumsfördernden Sparpolitik in Wahrheit nur eine Politik niedriger Zinssätze sei. Dabei weiß jeder, der sich im Mindesten mit der Geldpolitik auskennt, dass es – sieht man von einigen wenigen als „sicherer Hafen“ geltenden Ländern ab – deutlich einfacher ist, die Zinsen niedrig zu halten, wenn die Fiskalpolitik unter Kontrolle ist.

An diesem Punkt könnten sich mit dem Thema vertraute Leser fragen, ob Alesina, Favero und Giavazzi den jüngst vom ehemaligen IWF-Chefökonomen Olivier Blanchard gehaltenen Vortrag vor der American Economic Association gelesen haben. Blanchard machte Schlagzeilen, indem er der Ansicht zustimmte, dass das künftige Wachstum nahezu ausnahmslos ausreichen dürfte, um künftige Zinszahlungen abzudecken, was impliziert, dass die Schulden in den meisten hochentwickelten Volkswirtschaften deutlich unter einem Niveau liegen, das jemals Probleme verursachen würde.

Eine in sich weniger schlüssige Version dieser Idee beinhaltet die sogenannte moderne geldpolitische Theorie, die besagt, dass, solange ein Land seine Schuldtitel in eigener Währung ausgibt, diese Schulden nie eine ernsthafte Bedrohung für die gesamtwirtschaftliche Stabilität darstellen können. In jedem Fall sagen diejenigen, die derartige Argumente vorbringen, im Wesentlichen: „Diesmal ist alles anders“; die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Reduzierung des Verhältnisses der Schulden zum Einkommen – oder gar von Maßnahmen zum Defizitabbau, wie sie in Austerity betrachtet werden – gehörte der Vergangenheit an.

Warten auf das Kommende

Was die USA angeht, die an den globalen Finanzmärkten zunehmend dominanter geworden sind, während zugleich ihre Dominanz innerhalb der globalen Produktion zurückgeht, wäre dies ernsthaft zu diskutieren. Einerseits könnte die globale Nachfrage nach US-Staatsanleihen das US-Wirtschaftswachstum noch für eine ganze Weile übersteigen. Andererseits sind, wie meine Kollegen Emmanuel Farhi und Matteo Maggiori gezeigt haben, Emittenten dominanter Währungen langfristig anfälliger als im Allgemeinen anerkannt, und zwar vor allem, weil sie einen Anreiz zum Schuldenmachen haben und Risiken eingehen, die zu negativen globalen externen Effekten führen könnten.

Wichtiger ist, dass – mit den möglichen Ausnahmen Deutschland, Schweiz und Japan – kaum ein Land das „exorbitante Privileg“ der USA bei der Kreditaufnahme teilt. Obwohl diese Tatsache vielen amerikanischen Ökonomen entgangen ist, ist sie den drei in Italien geborenen Verfassern von Austerity, die sich jeweils seit Jahrzehnten mit der gesamtwirtschaftlichen Instabilität Italiens befassen, mit Sicherheit nicht verborgen geblieben.

Italien ist ein Land mit großem Reichtum und Potenzial. Doch mit einer Schuldenquote von über 130% hat es im 21. Jahrhundert praktisch ein Nullwachstum erlebt, und seine Bevölkerung geht steil zurück. Am schlimmsten jedoch ist, dass Italien im Vergleich zu den nordeuropäischen Ländern ein extrem hohes Niveau an Steuerhinterziehung und Korruption aufweist und unter häufigen Phasen einer fast völligen Dysfunktionalität seiner Regierung leidet.

Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass Italien wiederkehrende Episoden der Panik an den Finanzmärkten erlebt. Sollten die globalen realen (inflationsbereinigten) Zinsen irgendwann steigen, wäre Italien eines der ersten Opfer und würde erneut die gesamte Eurozone in die Krise stürzen. Doch entgeht anglophonen sparfeindlichen Ökonomen in ihren Versuchen, die Schuld für Italiens Wachstumsprobleme völlig auf Deutschland oder die Europäische Zentralbank zu schieben, ein wesentlicher Punkt: Was die Welt insgesamt angeht, so ist Italien in Fragen der Verschuldung mehr die Regel als die Ausnahme.

Fazit

Austerity stellt das herkömmliche Dogma noch auf vielfältige andere Weisen in Frage, die zu zahlreich sind, als dass sie hier diskutiert werden könnten. Obwohl ich hoffe, sie alle zu einem späteren Zeitpunkt ansprechen zu können, verdienen zwei Beispiele, hier herausgestellt zu werden.

Erstens wird weithin argumentiert, dass die Multiplikator-Effekte staatlicher Ausgaben bei Nullzinsen größer sind, eine Behauptung, für die es starke theoretische Gründe und einige empirische Belege gibt. Trotzdem stellen Alesina, Favero und Giavazzi fest, dass ihre wesentlichen Schlussfolgerungen für die Mehrzahl der Länder in ihrer Stichprobe auch bei Nullzinsen gelten: Bei den Ausgaben ansetzende Sparprogramme sind, was die Produktionsleistung angeht, tendenziell mit niedrigeren Kosten verbunden als auf Steuererhöhungen beruhende Programme. Zweitens verwenden die Verfasser ein komplettes Kapitel darauf, die populäre Vorstellung in Frage zu stellen, dass ein Politiker, der versucht, ein Sparprogramm zu verfolgen, aus dem Amt gekickt würde.

Empirische Ergebnisse werden in der Volkswirtschaft ständig neu bewertet und präzisiert; daher ist es immer schwierig, vorherzusagen, wie sich die Forschungslage in diesem Bereich entwickeln wird. Ein wichtiges Thema, das weitere Untersuchungen erfordert, ist die Einkommensverteilung. Die Verfasser lassen dieses Thema aus, und zwar weitgehend, weil sie hierzu über viel weniger Daten verfügen. Und um es zu wiederholen: Ein Vergleich heterodoxer politischer Maßnahmen, der Schuldenschnitte einbezieht, wäre ein wichtiger Beitrag.

Doch liegt es in der Natur der Sache bahnbrechender wissenschaftlicher Arbeiten, dass sie die Agenda für die künftige Forschung abstecken. Alesina, Favero und Giavazzi haben ein fundamental unideologisches Buch geschrieben, das die Messlatte für künftige Untersuchungen politischer Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung anhebt. Es wird zweifellos noch auf Jahre hinaus Maßstäbe für derartige Untersuchungen setzen, egal wie sehr linke Polemiker versuchen, es als Blasphemie zu verwerfen.

Kenneth Rogoff

Kenneth Rogoff war Chefökonom des IWF und ist heute Professor für Ökonomie und Public Policy an der Universität Harvard.

Copyright: Project Syndicate

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