Capital Group: Gewitterwolken - Turbulente Zeiten für US-Software-Aktien – was kommt danach?

Capital Group: Gewitterwolken - Turbulente Zeiten für US-Software-Aktien – was kommt danach?
US-Aktien

Die Aktien US-amerikanischer Anbieter von Cloud-Software Stocks, die während der Pandemie in schwindelerregende Höhen schossen, sind seit November in einer schmerzhaften Abwärtsspirale gefangen.

14.02.2022 | 07:49 Uhr

In den drei Monaten bis zum 31. Januar 2022 ist der BVP NASDAQ Emerging Cloud Index, ein Maß für die Wertentwicklung von Anbietern cloudbasierter Software um 33.4% eingebrochen. Der Standard & Poor’s 500 Composite Index, der den breiten US-Aktienmarkt abbildet, ist dagegen nur um 3,9% zurückgegangen.

Warum sind diese Unternehmen so plötzlich in Ungnade gefallen? Zum einen liegt es an der Erwartung, dass die Federal Reserve bald die Zinsen erhöht. Für schnell wachsende Unternehmen wie Anbieter von Cloud-Software sind Zinsanhebungen in der Regel eine größere Belastung als für den breiten Markt. Höhere Zinsen reduzieren den aktuellen Wert der viel höheren Erträge, die solche Unternehmen künftig erwarten.

Hinzu kommt, dass sich einige Investoren möglicherweise fragen, ob diese Firmen zu schnell gewachsen sind. Stößt das Wachstum von Cloud-Software-Unternehmen nach zehn extrem erfolgreichen Jahren an seine Grenze?

„Software hatte zehn tolle Jahre, aber es ist noch lange nicht vorbei“, sagt Aktienanalyst Julien Gaertner, der US-Software-Unternehmen beobachtet. „Aus meiner Sicht stehen wir immer noch am Anfang der Digitalisierung. Langfristig bin ich weiter zuversichtlich für die Softwarebranche.“

Schnallen Sie sich an: Software-Volatilität voraus

Phasen intensiver Volatilität sind für Software-Aktien nichts Neues. In den letzten Jahren sind Softwareaktien etwa alle 18 Monate um 20% bis 35% eingebrochen. Investoren brauchen also gute Nerven und nicht wenig Geduld.

„Ich verfolge in diesen Abschwungphasen immer den gleichen Ansatz“, so Gaertner. „Ich konzentriere mich auf die langfristigen Fundamentaldaten und schaue, ob der Markt Chancen bietet, zu günstigen Kursen zu kaufen. Möglicherweise sind die Kurse nur sehr kurze Zeit niedrig, oder sie fallen gar nicht. Wichtig ist immer bereit zu sein.“

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Der Markt unterschätzt das Potenzial von Software

In vielen Sektoren gibt es immer wieder Phasen mit Innovationen und starkem Wachstum, aber die das über lange Zeiträume anhaltend starke Wachstum der Softwarebranche ist ungewöhnlich.

„Ich kenne keine andere Branche, die dauerhaft so stark gewachsen ist. Die Unternehmen haben so schnell expandiert und ihre Geschäftsmodelle verbessert, wir kaum eine andere Branche“, sagt Gaertner. „Der Markt neigt dazu, zu unterschätzen, wie lange das starke Wachstum anhalten kann.“

Consider Workday, ein Anbieter von cloudbasierter Personalmanagement-Software nach einem Abonnementmodell. Als das Unternehmen 2012 an die Börse ging, sind seine regelmäßiger Erlöse jedes Jahr etwa 100 Millionen US-Dollar gestiegen. Heute können die regelmäßigen Erlöse von Software-Branchenführern jedes Quartal um etwa 100 Millionen US-Dollar zulegen. „Und ich gehe davon aus, dass sich das Potenzialwachstum in den nächsten Jahren noch einmal verdoppelt“, fügt er hinzu.

Weiterentwicklungen der Geschäftsmodelle von Anbietern cloud-basierter Software können das Wachstum weiter ankurbeln. „Unternehmen wie Snowflake und Datadog gehen heute von Abonnements zu einem nutzungsabhängigen Modell über. Das kann das Wachstum noch einmal beschleunigen“, meint Gaertner.

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Cybersicherheit und die nächste Wachstumswelle

Ein Grund für die guten Aussichten für die Softwarebranche ist die immer größere Nachfrage nach mehr und besserer Sicherheit im Netz. Durch die Verschiebung von Daten und Arbeit in die Cloud ist das Sicherheitsrisiko gestiegen. Verstärkt wurde diese Entwicklung durch die hastige Umstellung auf digitale Lösungen während der Pandemie.

Allein 2021 kam es zu schweren Cyberangriffen wie dem Ransomware-Angriff REvil durch russische Hacker im April und den Zugriff auf die Systeme von Colonial Pipeline im Mai. Und im Dezember wurde eine schwerwiegende Sicherheitslücke in der Log4j-Software entdeckt, die Berichten zufolge mehr als 89% der weltweiten IT-Umgebungen gefährdet hat.

„Was gerade passiert, ist verrückt“, sagt Gaertner. „Alle paar Monate scheinen neue große Risiken aufzutauchen. Ich denke, wir alle unterschätzen, wie sehr die Cybersicherheit die Welt in den nächsten zehn Jahren verändern wird.“

Die Verschiebung in die Cloud war der Auslöser für einen neuen Ansatz für die Cybersicherheit, das Zero-Trust-Modell. Früher haben die Unternehmen ihre Anwendungen und Daten in zentralen Datenzentren gespeichert, die in der Regel einen einzigen durch eine Firewall geschützten Zugang gespeichert. Das System wurde Castle-and-Moat oder Perimetersicherheit genannt.

Zero Trust ersetzt das Datenzentren mit mehreren Servern, Endnutzern, Cloud-Projekten und das Netzwerk, die sie alle verbindet. Das neue System erfordert für jeden Service und alle Informationen, auf die zugegriffen wird, Authentifizierung und Management.

„Die traditionellen Sicherheitsprogrammanbieter haben sich nur langsam an das Zero-Trust-Modell angepasst.“, erläutert Gaertner. „Und einige innovative, kleinere Softwareanbieter haben die Lücke gefüllt.“

Einer von ihnen ist Zscaler, eine Firma, die cloudbasierte Netzwerksicherheit für Unternehmen anbietet und 2007 gegründet wurde. Er bietet sicheren Zugang sowohl zu lokalen als auch extern betriebenen Anwendungen. Okta, ein Unternehmen für Identitäts- und Zugriffsmanagement, bietet ein System an, mit dem ein Nutzer über einen einzigen Anmeldeprozess auf mehrere Systeme zugreifen kann.

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Die Datenbank-Giganten im Visier

Der Markt für Datenbanksoftware ist weniger beachtet als das Thema Cybersicherheit, ist aber ebenso reif für einen Wandel Jedes Programm und jede Anwendung beruht auf einer Datenbank. Nach Einschätzung des US-Software-Analysten David Penner wird der Datenbankmarkt mit dem Softwaremarkt wachsen.

In der Regel bleiben Kunden über Jahre oder gar Jahrzehnte einem Softwareanbieter treu, weil ein Wechsel schwer ist, wenn eine Datenbank erst einmal in die Geschäftsprozesse eingebunden ist. Der Markt für Datenbanken ist stabil, aber auch etwas schwerfällig.

Traditionelle Datenbankanbieter haben sich nur langsam an den Fortschritt angepasst, so dass ihnen jetzt neue Wettbewerber drohen. „Seit Jahrzehnten arbeiten Unternehmen über die Cloud mit Oracle“, erklärt Penner. „Aber neue Anbieter wie MongoDB werden allmählich echte Wettbewerber für Oracle und andere Datenbankriesen.“ MongoDB wurde 2007 gegründet und bietet cloudorientierte Datenbanken. In seinem letzten Quartalsreport berichtet das Unternehmen über 50% Wachstum, nach 44% im Vorquartal. „Dieses Unternehmen entwickelt sich zu einem neuen Marktführer.“

Der Wechsel in die Cloud wird global

Der Erfolg neuer Cloudsoftware-Entwickler geht nicht immer zu Lasten der traditionellen Marktführer. Beispielsweise hat Microsoft sein Officepaket in die Cloud verschoben und bietet mit Azure auch eine Cloud-Infrastruktur.

„Microsoft ist besonders. Es war während der PC-Revolution unglaublich erfolgreich und hatte dann lange Dürre zu überstehen“, sagt Penner. Das Unternehmen galt als alternder Dinosaurier bis Satya Nadella 2014 CEO wurde. „Nadella und CFO Amy Hood haben eine Veränderung der Unternehmenskultur angestoßen. Heute überträgt Microsoft seine traditionellen Produkte in die Cloud und arbeitet mit einem Abonnementsystem – und entwickelt sich zum größten SaaS-Anbieter weltweit.“

Dank Microsoft und anderen ist eine neue Unternehmensgeneration entstanden, die kleineren Unternehmen und Einzelpersonen weltweit vielfältige Lösungen anbietet. Beispiele sind Shopify, der Erfinder der Online-Handels-Tools; HubSpot, eine Vertriebs- und Marketingplattform und Paycom ein Anbieter von Programmen für Lohnbuchhaltung und Personalwesen.

„Die Kunden können auf der Webseite dieser Unternehmen, die Dienstleistung kaufen und sofort anfangen“, sagt Penner. „Anbieter wie diese habe es vor der Cloud quasi gar nicht.“

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Die Quintessenz: Sinkende Kurse für den Aufbau selektiver Positionen nutzen

Da die Bewertungen vieler Softwareunternehmen im Jahr 2021 auf ein Allzeithoch gestiegen sind, sind Investitionen in diese Branche mit einem nicht geringen Risiko verbunden. Selbst nach dem jüngsten Ausverkauf, ist die Branche noch vergleichsweise teuer.

„Gegenüber dem Durchschnitt oder breiteren Indizes sind die Bewertung hoch, und es würde mich nicht überraschen, wenn sie noch weiter fallen“, sagt Gaertner. „Dank der Verschiebung in die Cloud wird die Softwarebranche aus meiner Sicht weiter stark wachsen. Für Investoren kommt es darauf an, eine sorgfältige Auswahl zu treffen und Geduld zu haben“, stimmt Penner zu. „Die Cloud war in den letzten zehn Jahren DER Trend, aber ich denke sie wird das auch in Zukunft sein. Nichts dauert ewig, aber solange Computer und Software immer intelligenter werden, sehen ich keinen Grund für ein baldiges Ende.“

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Julien Gaertner ist als Analyst für Equity Investments bei der Capital Group für US-amerikanische und europäische Technologieunternehmen zuständig. Er hat einen Bachelor-Abschluss von der Brown University.

David Penner is an equity investment analyste who covers U.S. small- and mid-cap technology companies for Capital Group. He holds an MBA from Stanford and a bachelor's from Brigham Young University.

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