3 Investmentchancen in einer fragmentierten Welt

3 Investmentchancen in einer fragmentierten Welt
US-Aktien

Die Welt verändert sich grundlegend – durch zunehmende weltpolitische Konflikte, Handelshemmnisse und eine immer größere Fragmentierung.

09.12.2025 | 06:15 Uhr

Um während dieser mehrjährigen Neuausrichtung erfolgreich zu investieren, muss man erkennen, welche Unternehmen sich am besten an die neuen Gegebenheiten anpassen können.

„Durch die zunehmenden Handelsbeschränkungen wird die Weltwirtschaft ineffizienter, sodass Unternehmen gezwungen sein werden, innovativ zu sein, um den höheren Kosten entgegenzuwirken“, sagt Aktienportfoliomanager Kohei Higashi.

Bislang sind die Marktteilnehmer zuversichtlich und erwartet Chancen. Die folgenden Bereiche halten wir für interessant.

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1. Neue Industriepolitik verändert die Lieferkettenstrukturen

Weltpolitische Spannungen haben zweifellos Auswirkungen auf die Verteidigungsausgaben, aber auch die Lieferketten sind betroffen – die Basis der Weltwirtschaft.

Als Reaktion darauf hat die US-Regierung strategische Aktienanteile am Halbleiterunternehmen Intel sowie an den Produzenten seltener Erden MP Materials, Lithium Americas, Trilogy Metals und US Steel gekauft. Außerdem hat die Administration Umweltgesetze im Zusammenhang mit Kupfer abgeschafft sowie mit NVIDIA und AMD jeweils eine 15-prozentige Reduktion der Chip-Lieferungen nach China vereinbart.

Diese Abmachungen stehen für eine neue Industriepolitik, die sich auf die nationale Sicherheit konzentriert, sagt der internationale Politikberater Tom Cooney. „Große Ziele wie der Aufbau einer inländischen Alternative zum chinesischen Markt für seltene Erden lassen sich kurzfristig nur über Public Private Partnerships erreichen. Denken Sie an das Projekt Apollo, um das Wettrennen zum Mond gegen die Sowjets zu gewinnen, oder an die Operation Warp Speed, um in Rekordzeit COVID-Impfstoffe zu entwickeln.“ Chinas Exportbeschränkungen für seltene Erden machen klar, was auf dem Spiel steht, weil sie in Smartphones, Stromnetzen, Verteidigungssystemen und im Gesundheitswesen zum Einsatz kommen.

„In diesem Umfeld bleiben Rohstoffe weltweit attraktiv, vor allem bei den aktuellen Bewertungen“, sagt Aktienportfoliomanagerin Lisa Thompson.

„Das System hat weniger Spielraum. Häufig legen die Rohstoffpreise schon bei einem leichten Anstieg der Nachfrage sprunghaft zu, weil es Jahre dauern kann, bis neue Lieferquellen erschlossen werden können“, erklärt sie. Der erwartete Nachfrageanstieg könnte einigen Bergbauunternehmen wie Barrick Mining aus Kanada, Glencore aus der Schweiz und Freeport McMoran aus den USA zugutekommen.

China dürfte den Markt für kritische Mineralien auf Jahre dominieren

Abb-2
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„Um die Lieferketten zu bereinigen, zwingt die Trump-Regierung Unternehmen auch dazu, ihre Produktion in die USA zurück zu verlagern“, sagt Aktienportfoliomanagerin Cheryl Frank. Aus ihrer Sicht könnten die von Apple und dem Chiphersteller Taiwan Semiconductor Manufacturing in Aussicht gestellten Investitionen in den USA langfristig das Wachstum in US-Industrien steigern.

2. USA auf Aufholjagd bei der Automatisierung

„Zölle, Reshoring und schärfere Einwanderungsbestimmungen dürften die Verbreitung der Automatisierung beschleunigen“, meint Higashi. Der Grund hierfür ist, dass die Unternehmen möglicherweise keine günstigen Arbeitskräfte und Materialien haben, was in der Regel zu steigenden Gewinnmargen führt.

Reshoring ist unter anderem deshalb schwierig, weil der US-Arbeitsmarkt auf Globalisierung ausgerichtet ist – ein jahrzehntelanger Prozess, in dessen Verlauf Arbeitnehmer eher in besser bezahlte Dienstleistungsberufe und Angestelltenjobs statt in die Fertigung wechselten.

Seit seinen ersten Besuchen chinesischer Fabriken im Jahr 2000 ist Higashi Zeuge, wie sich die Unternehmen zu effizienten, kostengünstigen Produzenten entwickelt haben. Die USA will die Automatisierung nutzen, um Arbeitskräftemangel und fehlende Fähigkeiten in der Produktion auszugleichen. Außerdem könnten Fortschritte in der KI den Prozess beschleunigen und für eine Einführung der Automatisierung in mehr Branchen sorgen.

Das US-amerikanische Unternehmen Applied Industrial Technology, das Roboterarme und Sensoren verkauft, ist gut aufgestellt, um von der höheren Nachfrage nach Automatisierungstechnologien zu profitieren. Und der deutsche Konzern Siemens hat nicht nur in China einen beträchtlichen Anteil am Markt für Automatisierungsprodukte, sondern könnte aufgrund der Nachfrage auch in den USA ein höheres Umsatzwachstum erzielen.

USA: Verbreitung von Robotern steigt, bleibt aber hinter vielen Ländern zurück

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3. Multinationals könnten im Vorteil sein

Einige Investoren mögen denken, dass Unternehmen wie beispielsweise Stahlproduzenten am meisten von der neuen Handelspolitik profitieren. Aber nach Ansicht von Higashi haben Multinationals einige Vorteile.

„Weil sie flexibel sind und entschlossen handeln, können Multinationals ihre Ressourcen besser anpassen und gut auf ständige Veränderungen der Politik reagieren“, erläutert er und begründet dies damit, dass sie sich gut mit den rechtlichen Bestimmungen unterschiedlicher Länder auskennen.

Unter den Verteidigungsunternehmen ist Northrop Grumman wegen der Technologie in ihren Tarnkappenflugzeugen und Langstreckenwaffen hervorzuheben – und weil es weltweit tätig ist, in den USA und deren alliierten Ländern. Higashi erwartet, dass die internationalen Absatzmärkte des Unternehmens wachsen werden, weil Japan, Deutschland und andere europäische Staaten ihre Verteidigungsausgaben erhöhen.

Außerhalb der USA gibt es viele attraktive Unternehmen, die weltweit wettbewerbsfähig sind, meint Aktienportfoliomanager Chris Thomsen. „ASML aus den Niederlanden hat quasi ein Monopol auf Maschinen, die fortschrittliche KI-Chips produzieren, und das chinesische Tencent ist eines der innovativsten Fintech-, Glücksspiel- und Social-Media-Unternehmen weltweit.“

Das heißt nicht, dass die Handelsdynamik nicht auch gut für Unternehmen ist, die vor allem an ihrem Heimatmarkt präsent sind. Tatsächlich könnte die Nachfrage nach Produkten von Firmen mit etablierten Fertigungsstätten in großen Volkswirtschaften wie China und den USA steigen, wenn ausländische Alternativen wegen der Zölle teurer werden.

Bei der Frage, wo man in Zeiten des Umbruchs und struktureller Veränderungen investieren sollte, spielen Führungsqualitäten eine wichtige Rolle. Nach Einschätzung von Higashi sind flexible Managementteams, die ein Gespür für Dringlichkeit haben und bereit sind, große, aber wenig rentable Geschäftsbereiche abzustoßen, um sich auf ihre strategischen Kerngeschäfte zu konzentrieren, in der Regel erfolgreicher. Ein Beispiel ist der japanische Konzern Hitachi, der Anfang 2009 begann, einige Sparten zu verkaufen, um sich ganz auf Infrastruktur und Informationstechnologie zu fokussieren.

„Investoren müssen die individuelle Situation jedes Unternehmens und die Fähigkeit ihrer Geschäftsleitung einschätzen, entschlossen Entscheidungen zu treffen. Am Ende erfordert das aktuelle Umfeld eine sorgfältige Einzelwertauswahl, um die Gewinner zu erkennen.“

Autoren

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