Capital Group: Bei Unternehmensanleihen die Spreu vom Weizen trennen

Capital Group: Bei Unternehmensanleihen die Spreu vom Weizen trennen
Unternehmensanleihen

Positive Aussichten sieht Peter Becker, Investment Director Fixed Income bei Capital Group, derzeit für globale und US-Unternehmensanleihen. Allerdings sei im aktuellen Marktumfeld eine effiziente Selektion auf Basis von Fundamentaldaten besonders wichtig.

19.04.2021 | 11:17 Uhr

„Es gibt eine beträchtliche Anzahl von Anleihen, die am Rande einer Herabstufung auf Sub-Investment-Grade stehen. Die Selektion der Bonds, die den Investment-Grade-Status behalten werden, wird bei Investitionen in Unternehmensanleihen in diesem Jahr der Schlüssel zum Erfolg sein“, sagt Becker.

„Was in der Anlageklasse der Investment-Grade-Anleihen im Jahr 2020 passiert ist, war einzigartig. In einem Jahr erlebten wir einen Kreditzyklus, der normalerweise sechs bis zehn Jahre dauern kann. Im März weitete sich der globale Spread für Unternehmensanleihen von unter 100 Basispunkten auf mehr als 300 Basispunkte aus, um dann innerhalb von neun Monaten wieder auf 100 Basispunkte zu sinken – und genau da sind wir jetzt“, sagt Becker. „Die Erholung begann, nachdem die Zentralbanken im März und April interveniert hatten, um den Märkten eine Art Vertrauensschub zu geben.“

„Das enorme Volumen an Neuemissionen lag im vergangenen Jahr einige Monate lang auf einem Rekordniveau, insbesondere direkt nach der Unterstützung durch die Zentralbanken. Angesichts der unsicheren Aussichten nutzten die Unternehmen diese monetäre Unterstützung, um ihre Finanzierung vorzuziehen. Dies bot attraktive Möglichkeiten, mit Neuemissionszugeständnissen von bis zu 100 Basispunkten“, so Becker. „Da wir zu Beginn des Abverkaufs defensiv positioniert waren, verfügten wir über etwas trockenes Pulver beziehungsweise Cash, um unsere Risikoposition zu erhöhen, als sich bekannte Namen, die zuvor zu teuer waren, verbilligten und neue Schuldverschreibungen ausgegeben wurden. Trotzdem gehen wir mit unseren 15 Investment-Grade-Analysten, die von unserem großen Netzwerk von über 170 Aktienanalysten profitieren, selektiv vor. Dabei nutzen wir unsere einzigartige Position, um mit einzelnen Unternehmen zu sprechen und zu verstehen, in welcher Verfassung sie sind und wie sie diese Krise überstehen werden.“

Generell seien die Bewertungen von Investment-Grade-Unternehmensanleihen nun auf recht hohem Niveau und spiegelten nicht die derzeitigen Fundamentaldaten der Unternehmen wider, auch wenn sich diese im Zuge der globalen konjunkturellen Erholung in diesem Jahr verbessern sollten. „Solange die Zentralbanken jedoch weiterhin geldpolitische Stimuli einsetzen, ist das Risiko einer wesentlichen Spread-Ausweitung begrenzt“, berichtet Becker. „Mit Blick auf die kommenden Monate wird in einem Umfeld, in dem die Bewertungen auf Gesamtindexebene überzogen bleiben, die Berücksichtigung idiosynkratischer Kreditrisiken wichtiger. In einigen Bereichen des Marktes ist die Streuung bei den Bewertungen im historischen Kontext relativ hoch. Um attraktive Gelegenheiten zu finden, ist deshalb tiefgreifendes fundamentales Research erforderlich.“

Auf aggregierter Ebene ist Becker in Bezug auf das Kreditrisiko nahezu neutral eingestellt. Er sieht aber immer noch Chancen in Sektoren, in denen einige Titel weiteren Spielraum haben könnten. Dazu zählen nach seiner Einschätzung die Branchen Energie, Chemie und Technologie. „Wir sind hingegen in Sektoren untergewichtet, in denen wir weniger Chancen sehen, wie Kommunikation, Konsumgüter und Finanzwerte. In diesen Sektoren ist es sehr wichtig, seine Hausaufgaben zu machen.“

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