Homeoffice Story: Karolyn Krekic, Capital Group

FundResearch TV dokumentiert im Rahmen der Web-Konferenz „Fonds im Fokus“ den in diesen Zeiten mittlerweile selbstverständlichen Homeoffice-Alltag von Finanzprofis. Heute: Karolyn Krekic, Managing Director bei Capital Group für Financial Intermediaries.

17.02.2021 | 07:30 Uhr

Frau Krekic, wie geht es Ihnen, täglich zu Hause vor dem Bildschirm sitzend?

Karolyn Krekic: Grundsätzlich ist es okay. Ich habe aber zunehmend das Gefühl, bei meinen Gesprächspartnern am Telefon eine Art Homeoffice-Blues zu vernehmen. Das hat nach meinem Empfinden in den vergangenen Wochen spürbar zugenommen. Es ist so eine Stimmung: Ich bin es leid. Ich will, dass das vorbei ist. Vielleicht liegt es daran, dass Viele den ersten Lockdown noch als zeitlich begrenzte Anstrengung und vielleicht auch als neue Erfahrung annehmen konnten. Mittlerweile schleicht sich das Gefühl ein, dass uns das Thema noch viel länger beschäftigen könnte als uns lieb ist. Die Mutationen, die schwindende Hoffnung auf eine zügige Impfkampagne… Dann kommt noch das Wetter hinzu… Kurze, trübe Tage, Schnee und Regen heben ja auch nicht unbedingt die Laune. Das alles war im vergangenen Frühjahr und Sommer anders.

Frau Krekic, verspüren Sie auch bei sich selbst diesen zunehmenden Homeoffice-Blues?

Karolyn Krekic: Ich versuche, das Gefühl gar nicht erst aufkommen zu lassen. Ich treibe mehr Sport, und mein Mann und ich haben uns positive Perspektiven geschaffen. So haben wir für dieses Jahr zum Beispiel schon unseren Urlaub eingetragen und sogar Konzertkarten gekauft. Ganz spontan. Wir haben uns während einer Autofahrt darüber unterhalten, wie toll das wäre, mal wieder in ein Konzert zu gehen, wenn man die Band mal wieder live sehen könnte. Wir haben unseren Wunsch sofort gegoogelt und festgestellt, dass tatsächlich Konzertkarten angeboten werden. Wir haben sofort zugeschlagen.

Und? Darf man fragen, um welches Konzert es sich handelt, wo und wann es stattfindet?

Karolyn Krekic: Metallica. Die spielen Anfang Oktober in Sacramento, Kalifornien.

Wow… überraschend…

Karolyn Krekic: Weil wir Metallica mögen?

Weil Sie für Anfang Oktober eine Reise nach Kalifornien gebucht haben.

Karolyn Krekic: Wir haben zunächst nur die Konzertkarten gekauft, mittlerweile auch die Flüge. Es gibt uns ein gutes Gefühl, diesen Trip in die USA vor Augen zu haben. Bis Oktober sind wir vielleicht schon geimpft und Lockdowns kein Thema mehr. Wer weiß. Wir haben jedenfalls die Hoffnung. Das ist so ein Lichtblick am Horizont.

Karolyn Krekic, Managing Director bei Capital Group für Financial Intermediaries.

Und bis dahin sitzen Sie alleine vor dem Bildschirm. Haben Sie ein eigenes Arbeitszimmer für sich?

Karolyn Krekic: Mein Mann und ich haben unterschiedliche Berufe. Er ist freischaffender Künstler und hat ein eigenes Atelier. Deshalb habe ich das Arbeitszimmer hier tatsächlich für mich alleine. Zum Glück. Wenn wir beide ständig in irgendwelchen Zoom- oder MS-Teams-Meetings wären, wäre das schon komplizierter. Ich habe mich hier gut einrichten können, auch mit Unterstützung meines Arbeitgebers. Ich habe zum Beispiel einen professionellen Bürostuhl gekauft und mein Homeoffice insgesamt aufgerüstet – mit großzügiger finanzieller Unterstützung der Capital Group. Das ist schon toll. Das macht nicht jeder Arbeitgeber.

Haben Sie sich so gut eingerichtet, dass Sie sich vorstellen können, in Zukunft immer zu Hause zu arbeiten?

Karolyn Krekic: Nein, auf keinen Fall. Ich habe den Beruf im Vertrieb gewählt, weil ich die Abwechslung brauche. Ich bin kein Mensch, der von Montag bis Freitag von früh bis spät gerne im Büro sitzt. Mir fehlt die Bewegung. Während des vergangenen Sommers war es möglich, ins Büro zu gehen. Wir waren zwei Teams und haben uns abgewechselt. Diese Möglichkeit habe ich sehr bewusst wahrgenommen.

Es ist oft zu hören, dass es ganz gut möglich ist, über das Internet den Kontakt zu Kunden zu halten. Das Thema Neuakquise sei jedoch problematisch. Wie sieht das bei Ihnen aus?

Karolyn Krekic: Beim ersten Lockdown war beides schwieriger, weil viele auch noch gar nicht das technische Setup zu Hause hatten. Manche haben ihr privates Smartphone genutzt und mussten mit der Situation erstmal zurechtkommen. März und April 2020 haben wir nur wenige Kunden wirklich gut erreichen können. Viele waren mit sich selbst beschäftigt, um sich neu zu organisieren. Mittlerweile ist es selbstverständlich, nur telefonisch oder via Internet zu kommunizieren. Wir haben zuletzt auch viele neue Kunden dazugewonnen. Das zeigt: Es geht – sogar besser, als ich zunächst gedacht habe. Vergangenes Jahr war für uns hier in jeglicher Hinsicht sogar ein Rekordjahr, sowohl an Assets under Management als auch gemessen an Nettomittelzuflüssen. Dafür, dass wir in Deutschland noch gar nicht so bekannt sind, war es ein tolles Gefühl, so viel zu bewirken. Die Capital Group baut die Präsenz hier deshalb aus. Wir stellen neue Leute ein.

Und? Wie erfolgreich sind Sie damit?

Karolyn Krekic: Die Capital Group ist, wie ich finde, ein toller Arbeitgeber. Aber es ist gar nicht so leicht, in diesen Zeiten neues Personal zu finden. Die Menschen sind verunsichert und viele derzeit nicht in der Stimmung, persönliche Risiken einzugehen. Und virtuelle Einstellungsgespräche sind natürlich auch ein Thema. Aber unsere Unternehmensphilosophie kommt bei interessierten Bewerbern sehr gut an.

Können Sie diese ein wenig erklären?

Karolyn Krekic: Die Capital Group ist trotz Ihrer Größe im privaten Besitz (Mitarbeiter), was uns in all unseren Entscheidungen eine langfristige Perspektive erlaubt. Insbesondere in unserem Investment-Prozess ist dies verankert, wir nennen es das Capital System. Das System funktioniert so: Jeder Fonds wächst aus der Überzeugung vieler Analysten und Fondsmanager. Es gibt keinen einzelnen Star-Manager, der für einen Fonds hauptsächlich verantwortlich ist. Stattdessen steuern mehrere gleichberechtigte Fondsmanager, allesamt Generalisten mit unterschiedlichen Investmentansätzen, das Gesamtportfolio. Die Fondsmanager werden von Analysten beraten, die jeweils auf einen Anlage-Sektor spezialisiert sind. In einigen Fonds sind Sie nicht „nur“ Ideengeber, sondern sie verwalten einen Teil des Portfolios, sodass auch ihre besten Überzeugungen einfließen können. Daraus stellen sie ein Portfolio aus Wertpapieren zusammen, aus dem auch die Portfoliomanager auswählen können. Jeder Fondsmanager kann dann für sich frei entscheiden, in welche dieser Wertpapiere er in welchem Umfang investiert. Maßgabe für die Strategie ist dabei nur die generelle Zielrichtung des jeweiligen Fonds.

Sie haben also einen unverwechselbaren Investmentprozess für alle Ihre Fonds?

Karolyn Krekic: Richtig. Wir nutzen diesen Ansatz für jeden Fonds. Der Prozess ist immer identisch, ganz gleich, für welche Strategie. Es sind immer mindestens zwei Portfolio Manager für eine Strategie verantwortlich, meist jedoch mehr. Für jede Strategie werden geeignete Fondsmanager ausgewählt, die das jeweilige Thema nach vorne treiben.

Wie viele Fonds bieten Sie derzeit in Deutschland an?

Karolyn Krekic: Wir haben aktuell knapp 25 Strategien in Deutschland.

Gibt es eine Strategie darunter, die besonders gut funktioniert?

Karolyn Krekic: Unsere Strategien funktionieren alle sehr gut. Aber wir haben natürlich einen Flaggschiff-Fonds, der die DNA der Capital Group in seiner ganzen Philosophie am besten widerspiegelt. Das ist der Capital Group New Perspective Fund: Der Fonds investiert seit 1973 in aussichtsreiche globale Investmenttrends. Der Fonds gehört zu den bekanntesten weltweit anlegenden Strategien von Capital Group.

Die Investmenttrends von vor 50 Jahren sind heute alte Hüte. Hat die Strategie in der Zwischenzeit nicht ein wenig Patina angesetzt?

Karolyn Krekic: Ganz und gar nicht. Das Besondere an dem Fonds ist ja, dass die grundsätzliche Ausrichtung des Fonds sich in den zurückliegenden Jahrzehnten zwar nicht geändert hat, die Inhalte aber immer zeitgemäß aufgefrischt wurden. Zu jeder Zeit hat das Fondsmanagement zukunftsweisende Entwicklungen ausfindig gemacht und konsequent darin investiert. In den 70er-Jahren waren es Ölfirmen und Rohstoff-Unternehmen, in den 90ern standen Firmen im Mittelpunkt, die neue Formen der mobilen Kommunikation entwickelten. Aktuell legen die sieben Fondsmanager ihren besonderen Fokus auf die Bedürfnisse der sogenannten Millennials. Das ist die Generation, die in den Jahren 1981 bis 1996 geboren wurde. Es sind Menschen, die mit dem Internet aufgewachsen sind und die ein sehr spezielles Konsumverhalten haben, das Erlebnisse höher bewertet als Besitz. Diese Generation legt Wert auf Nachhaltigkeit, hat aber auch ein hohes Markenbewusstsein. Auf solche Entwicklungen und neue Zielgruppen einzugehen, ist alles andere als verstaubt.

Und das sehen die Investoren auch so? Können Sie neue Anleger für das Konzept begeistern?

Karolyn Krekic: Die Strategie überzeugt immer noch. Das sieht man auch an den hohen Mittelzuflüssen. In Europa verwalten wir mit dieser Strategie ein Vermögen von über elf Milliarden Euro. In den USA, wo wir schon länger bekannt sind, sind es knapp 149 Milliarden US-Dollar.

Beim Blick ins Portfolio fällt auf, dass sich unter den größten Positionen Namen wie Tesla, Amazon, Facebook, Microsoft und Alphabet finden. Das sieht, um ehrlich zu sein, nicht besonders innovativ aus. Hat nicht fast jeder Fondsmanager diese Aktien derzeit im Portfolio?

Karolyn Krekic: Kann sein. Aber erstens sind es ja diese Unternehmen, die nicht nur aktuell erfolgreich sind, sondern auch die Trends von morgen setzen. Zweitens schichten wir nicht so oft um. Wir sind in diese Titel schon seit vielen Jahren investiert, Microsoft zum Beispiel seit 1997. Dass diese Unternehmen sich so gut entwickelt haben, ist eine Bestätigung der langfristigen Strategie des Fonds. Drittens haben wir aktuell insgesamt über 300 Titel in der Strategie. Da gibt es im Portfolio viele weitere aussichtsreiche Perlen, deren Erfolg sich in den kommenden Jahren hoffentlich noch zeigen wird.

Können Sie Beispiele nennen?

Karolyn Krekic: Eine interessante Aktie ist etwa Equinix. Das Unternehmen ist der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt. Dabei ist das der weltweit größte Anbieter von Datenzentren. Unternehmen wie Netflix legen ihre Filme dort auf den Servern ab und verteilen sie in die Welt. Equinix kontrolliert mit seinen mehr als 200 Datensammelstellen rund 90 Prozent des Marktes. Das ist schon beachtlich. Ein weiteres Beispiel ist die Aktie von Shopify. Die Firma ist so etwas wie der Gegenentwurf zu Amazon. Einzelhändler können mithilfe der Shopify-Software eine eigene Internetpräsenz aufbauen. Shopify unterstützt sie dabei nach Kräften, um damit zum Erfolg zu kommen – und macht ihnen niemals selbst mit einem eigenen Store Konkurrenz. Das ist der wohl größte Unterschied zu Amazon.

Können Sie die Strategie des Fonds in wenigen Worten beschreiben?

Karolyn Krekic: Der Fonds ist eine Allwetter-Strategie, die sich über viele Zyklen hinweg bewährt hat, einen Track Record von fast 50 Jahren aufweisen kann und in jedes Portfolio hineingehört.

Welches Wetter wünschen Sie sich denn?

Karolyn Krekic: Wenn möglich, immer nur Sonnenschein, hoffentlich auch im Oktober in Kalifornien.

Frau Krekic, vielen Dank für dieses Gespräch.

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Mittwoch, 03.03.2021

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Wer auf Dauer erfolgreich investieren will, muss vor allem Verluste vermeiden. Aber jetzt könnte uns eine lange Zeit der Unsicherheit bevorstehen, was für klassische defensive Aktien nicht einfach ist. In unserem Webinar untersuchen wir, ob Anleger mit defensiven Aktien weiterhin ihre Ziele erreichen können. Oder werden wir in diesen Zeiten des Umbruchs vielleicht eine neue Generation von defensiven Aktien sehen? Christophe Braun, Investmentdirektor für Aktien bei Capital Group, wird die zurzeit größten Herausforderungen für klassische defensive Aktien analysieren – und über die defensiven Aktien von morgen sprechen. Freuen Sie sich auf eine spannende Diskussion.

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Donnerstag, 11.03.2021

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Durch die Auswirkungen von QE und der aktuellen Zinspolitik der Zentralbanken sind die niedrigen, bereinigten Renditen von Staatsanleihen weltweit sichtbar. Was können wir tun? Viele Anleger haben ihre Gelder in der Vergangenheit in Unternehmensanleihen und High Yield Bonds investiert. Der UBS European Opportunity Sustainable und der UBS European Opportunity Unconstrained bieten Anlegern mit einem hohen Active Share Portfolioansatz eine risikoadjustierte Alternative, mit der Anleger für die Zukunft gut aufgestellt sind. Portfoliomanager Max Anderl erklärt seinen nachhaltigen, ganzheitlichen, konzentrierten Investmentprozess.

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