Capital Group: Das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz hat begonnen

Technologie

Seit der industriellen Revolution hat keine Innovation so starke Veränderungen ausgelöst wie die Künstliche Intelligenz. Die zu erwartende Innovationswelle bietet viele Chancen für Unternehmen und Investoren.

22.06.2018 | 09:09 Uhr

Können Maschinen denken? Alan Turing stellte diese Frage bereits 1950. Viele halten den britischen Wissenschaftler für den Vater der IT und einen wichtigen Wegbereiter der Künstlichen Intelligenz.

Heute ist man eher bereit, seine Frage mit ja zu beantworten, doch entscheidend ist, wie man Denken definiert. In den letzten Jahren gab es große Fortschritte bei Maschinen, die ohne konkrete Anweisungen Aufgaben erledigen können. Mit Urteilskraft, Logik, Erfahrung und Unmengen von Daten handeln sie bemerkenswert menschlich. Manche halten das für beunruhigend.

Diese Maschinen verändern schon jetzt Industrie, Verkehrswesen, Gesundheitsversorgung und Hunderte anderer Lebensbereiche, mit Auswirkungen auf Menschen und Unternehmen. Durch ihren Einsatz in Schulen, Privatwohnungen, Krankenhäusern und Autos ändern sich zahlreiche Abläufe.

Manche halten Maschinen für eine Bedrohung, insbesondere für die Arbeitsplätze. Aber Künstliche Intelligenz kann den Lebensstandard weltweit verbessern, Unternehmen neue Gewinnmöglichkeiten bescheren und für Anlageerträge sorgen.

„In manchen Zeiten ändert sich die Welt grundlegend. Die Art und Weise, wie wir arbeiten, wird umgekrempelt“, sagt Portfoliomanager Rob Lovelace. „Wie es scheint, befinden wir uns inmitten einer neuen Revolution. Zweifellos sind diese Veränderungen Herausforderung und Chance für langfristige Investoren.“ 

Als wissenschaftliches Konzept gibt es die Künstliche Intelligenz schon seit den 1950erahren, und sie durchlief ein häufiges Auf und Ab. „KI“ steht für eine Vielzahl von Technologien, mit denen Computer menschliches Denken simulieren können. Aber stets mussten sie dazu sehr präzise programmiert werden. 

Aber das hat sich geändert. Durch „lernende Maschinen, einen Teilbereich der Künstlichen Intelligenz, können Computer aus Daten lernen, ohne dass sie gezielt programmiert werden müssten. Sie können sich selbst etwas beibringen, indem sie riesige Datenmengen aus dem Internet analysieren, über Smartphones und andere verbundene Geräte. Hinzu kommt die enorme Zunahme der Rechenkraft. Fast alles, was es online gibt, hat mit lernenden Maschinen zu tun. Beispielsweise nutzt Netflix diese Technik für Filmempfehlungen. 

Gerade erst hat „Deep Learning“ der Künstlichen Intelligenz neue Möglichkeiten erschlossen. Deep Learning meint eine Art maschinelles Lernen auf Basis künstlicher neuronaler Netze, die ansatzweise das menschliche Gehirn simulieren. Eine Maschine kann sich jetzt selbst beibringen, bestimmte Aufgaben zu lösen, etwa zu sprechen oderBilder zu erkennen, ohne dass sie dazuprogrammiert werden muss. Man muss siealso nicht mit Informationen für jede mögliche Eventualität füttern. Stattdessen kann sie riesige Datenmengen mit verschiedenen Ebenen künstlicher neuronaler Netzeverarbeiten.

Ob man dies nun denken nennt odernicht: Maschinen können jetzt eine Mengeselbst herausfinden.

Künstliche Intelligenz macht den nächsten Sprung nach vorn

•  Wenn man über Künstliche Intelligenz spricht, denkt man vermutlich erst einmal ans Kino: Terminator, Westworld, 2001: Odyssee im Weltraum. Fast jedes Mal spielt am Ende ein Computer oder Roboter verrückt. Da überrascht es nicht, dass viele Menschen KI für eine zweifelhafte Errungenschaft halten. Aber das sind erfundene Geschichten. In der Praxis haben die meisten Menschen schon jetzt ein Gerät, das ein wenig nachdenkt und mit ihnen spricht: das Smartphone. In Zukunft dürfte KI mehr Einfluss darauf haben, wie Menschen arbeiten, spielen und lernen.

•  Statt der für das Kino typischen Dystopien werden wir im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz eher Fortschritte erleben, die früher als Zukunftsmusik galten. Heute sind autonomes Fahren und Maschinen, die mit Menschen sprechen können, die Regel. Und es gibt wenig Grund zur Sorge, dass KI schon bald die Menschheit bedrohen könnte. In vielerlei Hinsicht ist Technologie schon jetzt Teil des täglichen Lebens. Das gilt für Schulen, Privatwohnungen und Krankenhäuser. Schon seit Jahren verändert die Künstliche Intelligenz die Gesellschaft.

•  Viele KI-Anwendungen dürften dieProduktivität stärken, das Verkehrswesen verbessern und die Lebensqualität für Millionen von Menschen steigern. Aber es gibt auch Herausforderungen: Zu Produktivitätsgewinnen dürften Arbeitsplatzverluste hinzukommen, mit Auswirkungen auf die Einkommen. Die Zukunft vieler Menschen wird von der KI abhängen, und wer mit KI arbeitet, wird kaum durch KI ersetzt. Hollywood nutzt schon jetzt KI, um Filme zu produzieren, in denen Menschen mit Maschinen kämpfen.

Die Technologieriesen nutzen alle Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz

Google, Intel und Apple gehen auf KI-Einkaufstour

Technologieriesen auf Einkaufstour

•  Siri, wer sind die größten Akteure bei der Übernahme von KI-Firmen?
Ich glaube Google und mein Schöpfer Apple haben am meisten Geld dafür ausgegeben, Start-ups zu übernehmen und ihre KI-Kompetenz zu stärken. Am aktivsten war Google mit der Übernahme von zwölf Start-ups, darunter DeepMind Technologies, ein britisches Unternehmen, für etwa 500 Millionen US-Dollar. Seit der Übernahme von VocalIQ durch Apple kann ich die menschliche Sprache besser verstehen und natürlicher sprechen, wenn ich das so sagen darf. Danke, Siri.

•  Seit 2011 wurden 140 nicht börsennotierte Unternehmen übernommen, die an der Weiterentwicklung von KI-Technik arbeiten, und allein 2016 fanden laut CB Insights 40 Übernahmen statt. Großkonzerne wie Google, IBM, Yahoo, Intel, Apple und Salesforce konkurrieren um die Übernahme nicht börsennotierter KI-Firmen. Im Oktober 2016 kam Samsung hinzu und übernahm das Start-up Viv Labs, das jetzt einen Siri-ähnlichen Assistenten entwickelt. GE wiederum übernahm im November zwei KI-Firmen.

•  KI war jahrelang eher Theorie. Die jüngsteZunahme von Übernahmen hat aber auchmit den großen und noch recht jungenFortschritten in der praktischen Anwendungdurch Verbraucher und Unternehmen zutun. Jetzt prüfen Unternehmen den Einsatzvon KI bei der Datenanalyse für Marketing,Kundenmanagement und vieles andere.Die jüngsten Investitionen weisen auf neueGewinnmöglichkeiten für Unternehmen hin – und auf Entwicklungen, die die Unternehmenswelt und das Leben der Menschen grundlegend ändern können.

Das Zeitalter der Automatisierung hat begonnen

Von Fabriken bis zu Finanzdienstleistungen: KI und Robotik verändern unser Arbeitsleben

KI und Robotik verändern unser Arbeitsleben

•  Die Roboter sind nicht im Anmarsch, sie sind schon da. Schon seit Jahrzehnten gibt es Tausende von Industrierobotern. Jetzt kommen Agribots, Serviceroboter, Robo-Advisors und Cobots hinzu. Schon bald werden unterschiedliche Formen der Automatisierung aus den Laboren rollen – oder laufen – und Teil der realen Welt werden. Seit Jahren wird dies schon prognostiziert. Aber das Zeitalter der Automatisierung ist jetzt – dank Fortschritten bei Sensoren, Hydraulik und der Künstlichen Intelligenz, insbesondere im Bereich lernender Maschinen.

•  Robo-Advisor sind ein Beispiel für grundlegende Veränderungen in der Vermögensverwaltung. Diese Maschinen bieten automatisierte Portfoliomanagement-Dienstleistungen, und zwar online. Dazu werden Algorithmen eingesetzt, sodass Menschen nur am Rande noch eine Rolle spielen. Zweifellos ist die Technik neu und noch nicht bewährt, und natürlich fehlt es ihr an der menschlichen Komponente, die ein Finanzberater bietet. Dennoch werden sie immer zahlreicher. 2020 könnte das von ihnen verwaltete Vermögen über 250 Milliarden US-Dollar ausmachen.

•  Die beschleunigte Automatisierung hat den Roboterabsatz enorm steigen lassen. Von 2010 bis 2015 ist der Absatz von Industrierobotern um 16% jährlich gestiegen. 2015 wurden weltweit fast 254.000 Industrieroboter verkauft, und doch erledigen sie bislang nur etwa 10% der Arbeiten in der Industrie. 2025 dürfte der Anteil etwa 25% betragen. Dieser Paradigmenwechsel könnte zu den grundlegendsten der Geschichte zählen. Vielleicht werden viele menschliche Arbeitskräfte überflüssig – eine enorme Herausforderung für Unternehmen und Gesellschaft.

Das Internet der Dinge (IoT): Die Vernetzung von Maschinen, Daten und Menschen

Das Zusammenwachsen von Big Data, lernenden Maschinen und Cloud Computing sorgt für enorme Veränderungen

Das Zusammenwachsen von Big Data, lernenden Maschinen und Cloud Computing sorgt für enorme Veränderungen

•  Wie viele Maschinen werden im Jahr 2020 über das Internet vernetzt sein? General Electric schätzt die Zahl auf etwa 50 Millionen. Industriemaschinen, Autos, Haushaltsanwendungen, selbst Herzfrequenzmessgeräte – scheinbar wird alles über das Internet der Dinge (IoT) miteinander in Kontakt stehen, ein Netzwerk aus verbundenen Objekten mit Sensoren. Damit lassen sich Daten austauschen und weitergeben, die dann für unterschiedliche Anwendungen genutzt werden – von der Überwachung von Getreidefeldern bis zur Synchronisierung von Verkehrsampeln.

•  Das Internet der Dinge ist ein weiteres Beispiel für ein jahrzehntealtes Konzept, das dank Big Data und der wachsenden Rechenkraft jetzt praktischen Nutzen hat. Viele Unternehmen sparen damit bereits Kosten und sammeln Daten. Das Internet der Dinge kann das Leben der Menschen genauso stark verändern wie das mobile Internet. Heute scheint es, als würde es viele Branchen schon bald massiv beeinflussen, von der Industrie bis zur Gesundheit – vor allem aber das Verkehrswesen.

•  Autonom fahrende Autos werden ein Musterbeispiel sein. Die Autos werden eine Vielzahl von Sensoren haben und unvorstellbare Datenmengen verarbeiten, um auch ohne einen Menschen zu fahren. Die Autos sind eine Chance für Unternehmen, die bislang noch nicht zur Automobilbranche zählten. Zulieferer sind etwa Texas Instruments, Intel, TSMC, Broadcom, Qualcomm, ON Semiconductor, Murata Manufacturing und TE Connectivity, um nur einige zu nennen.

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